Essen-Werden. Der Werdener leitet die Gründungsversammlung eines Fördervereins für den Bollerwagenumzug. Warum es mit dem Straßenkarneval auch 2017 klappt.

Wir befinden uns im Jahre 2017 nach Christus. Überall wird Karneval gefeiert. Überall? Nein! Der waddische Bollerwagenumzug droht zu kippen. Doch nicht mit so engagierten Bürgern wie Gregor Lauenburger. Der muss über sich selbst schmunzeln: „Natürlich versuchen wir hier die Quadratur des Kreises. Von seinem Wesen her ist Karneval, besonders der Straßenkarneval, nämlich anarchisch und eben herrlich unorganisiert.“

Ein Blick zurück: Bald nach dem Krieg fand das Närrische nur noch im Saale statt. Dann erfand sich der Straßenkarneval im Abteistädtchen neu, ganz klein begann ein Bollerwagen-Umzüglein am Sonntagvormittag. Spontan und ohne feste Strukturen, der Umzug wurde immer beliebter. Inzwischen ist die Altstadt gerammelt voll, eine stattliche Zahl an bunt kostümierten Fußgruppen feiert ausgelassen, nimmt gerne auch Politisches auf die Schippe.

3000 Euro für die Sicherheit des Zuges

Doch generelle Sicherheitsauflagen, wie seit der Love-Parade-Katastrophe in Duisburg üblich, generieren Kosten: Sicherheitskonzepte, Straßensperren, Versicherungen. Da können locker an die 3000 Euro zusammenkommen. Ohne einen noch zu gründenden Verein nicht zu stemmen. Gregor Lauenburger weiß vom Dilemma: „Die Leute möchten nicht auf irgendein privates Konto einzahlen. Das würde ich doch auch nicht machen.“ Also Vereinsgründung.

Gregor Lauenburger trommelt für den Bollerwagenumzug.
Gregor Lauenburger trommelt für den Bollerwagenumzug. © Stefan Arend

„Das war übrigens in Köln auch so. Die Preußen wollten dem wilden Fastelovend Einhalt gebieten. Daher wurde das Festordnende Komitee Kölner Karneval gegründet. Der erste Umzug fand am 10. Februar 1823 statt. Wir sind also in bester Gesellschaft.“ Ein schmaler Grat: „Einerseits wollen wir Humor und Leichtigkeit beibehalten, anderseits läuft uns die Zeit davon.“ Stimmt, im Herbst gab es bereits Bestrebungen, den Bollerwagenumzug zu sichern. Doch irgendwie wurde da nichts draus.

Ende, Aus? Mitnichten, denn in Werden ist man bestens vernetzt. Gregor Lauenburgers Tochter Julia kickt beim SC Werden-Heidhausen, im Löwental traf der Vater eher zufällig Anja Kirchhoff, die medizinische Betreuerin der ersten Mannschaft. Man war sich einig: „Wir werden den Bollerwagenumzug retten!“ Anja Kirchhoff stellte bei der Stadt den Antrag, Gregor Lauenburger versprach, für die jecke Sache zu trommeln: „Wir machen das Ganze vor allem für die Kinder. Wenn jede Familie in Werden-Land nur einen Euro gibt…“

Familienkreis „Hei-Fische“ hat Spaß

Gregor Lauenburger kam über die Kirchengemeinde zum Bollerwagenumzug. Der Familienkreis „Hei-Fische“, Menschen aus Hei-dhausen und Fisch-laken, marschierte nun schon sechsmal mit: „Einmal waren wir Piraten, dann Krähen, als Hippies liefen wir gleich zweimal, da es so lustig war. Schafe waren wir auch schon, die Wollreste flogen noch ein halbes Jahr lang in Werden rum…“ Diesen Spaß möchte man sich nicht nehmen lassen. Ein Verein wird gegründet. Basta!

Am Dienstag, 17. Januar, soll ab 19 Uhr in den Domstuben, Brückstraße 81, alles zügig und ohne große Bütten-Reden vonstatten gehen: „Es haben sich schon einige Interessenten gemeldet. Da bin ich sehr zuversichtlich, dass wir die benötigten sieben Vereinsgründer zusammen bekommen. Eine Standardsatzung ist in Vorbereitung, ein Vorstand muss gewählt werden. Bis zu dieser Wahl würde ich die Sitzung leiten.“

Am Aschermittwoch ist noch nicht alles vorbei

Ein Vereinskonto muss her. Wie hoch ist der Jahresbeitrag für Mitglieder? „Ich dachte an einen symbolischen Euro. Wer mehr geben möchte…“ Es folgen Infos zum Planungsstand des Zuges 2017 und ein Ausblick auf die weitere Vorgehensweise. Denn am Aschermittwoch ist eben noch nicht alles vorbei: Eintragung im Vereinsregister und eine eventuelle Gewährung der Gemeinnützigkeit, um Spenden bescheinigen zu können. Durchaus wichtig, doch für diese Session in der Kürze der Zeit nicht mehr zu schaffen.

Lauenburger: „So was dauert. Da sollten wir uns nicht in hektischer Betriebsamkeit vergaloppieren. Für dieses Jahr sind wir darauf angewiesen, dass wir das Geld so zusammen bekommen. In diesem Sinne: Fröhlich bleiben und Werden-Helau!“