Essen-Werden. Anita Schade von der Werdener Schatzkammer führt Familien zu „den Spuren der Weihnacht“. Was es im Museum und den Kirchen zu sehen gibt.

Maria und Josef knien vor dem Jesuskind, Ochse und Esel sind dabei, die Hirten kommen mit ihren Schafen zum Stall. Ein Schäferhund lugt zwischen ihnen hervor, ein Igel reckt die Nase in die Luft und auch ein Fuchs gesellt sich dazu. In der Basilika St. Ludgerus ist die große Krippe im Seitenschiff in diesen Tagen ein Anziehungspunkt für die Besucher.

Auch die kleine Gruppe um Anita Schade schaut am zweiten Weihnachtsfeiertag neugierig auf die Figuren, die die Geschichte der Heiligen Nacht erzählen. „Dies ist ein volkstümliche Krippe aus dem 20. Jahrhundert. Nach und nach wurden immer mehr Tiere hinzugefügt, die unserem hiesigen Landschaftsbild entsprechen und auch ihre Bedeutung haben. Das schwarze Schaf symbolisiert zum Beispiel, dass jeder an der Krippe willkommen ist“, erläutert die Mitarbeiterin der Schatzkammer

Reich an kleinen Details zeigt sich die Ausstattung der Krippe in der Lucius-Kirche. Hier die Darstellung der Szenerie am Lagerfeuer der Hirten.
Reich an kleinen Details zeigt sich die Ausstattung der Krippe in der Lucius-Kirche. Hier die Darstellung der Szenerie am Lagerfeuer der Hirten.

Werden.

„Auf den Spuren der Weihnacht“ ist die Familienführung betitelt, die Anita Schade und zwei Kolleginnen seit einigen Jahren regelmäßig zur Weihnachtszeit in den Werdener Gotteshäusern anbieten. Sie informiert über die Geschichte der Krippendarstellungen von den Ursprüngen bis zu den heutigen Darstellungen des Stalls mit der Heiligen Familie.

Beginn ist in der Schatzkammer

Begonnen wird der Rundgang stets in der Schatzkammer St. Ludgerus. Dort findet sich unter den gut 80 Kunstwerken, die aus dem Schatz der um 800 gegründeten ehemaligen Benediktinerabtei Werden noch erhalten sind, eine Dose (Pyxis) aus Elfenbein. „Sie wurde vermutlich im 6. Jahrhundert aus dem Endstück eines Elefantenstoßzahns gearbeitet, das ja hohl ist. Die Wachstumsringe sind innen zu erkennen“, macht Anita Schade auf die kleine Kostbarkeit aus dem östlichen Mittelmeerraum aufmerksam.

Das Relief zeigt die Geburt Jesu und ist eine der frühesten Darstellungen dieser Art, die in Deutschland noch erhalten ist. Der Heilige Liudger brachte sie vermutlich von seinem Aufenthalt in Rom um 784 mit. „Die Krippe ist als Altar dargestellt. Josef stützt sich auf einen Wanderstab. Neben Maria ist noch eine zweite Frau zu sehen. Es ist wahrscheinlich, dass dies eine Hebamme ist“, erklärt die Führerin.

Der Ochse steht für das Judentum, der Esel für die Heidenvölker

Anders die Darstellung auf einem Altarschmuck aus Seide aus dem 18. Jahrhundert. Maria und Josef nehmen eine Gebetshaltung ein, eine Darstellung, die sich durch die Franziskaner verbreitet habe, berichtet sie. „Der Ochse steht für das Judentum, der Esel für die Heidenvölker, die gleichermaßen an Jesu Krippe willkommen sind.“

Der Elefant ist in der Basilika auf dem Weg zur Krippe, dahinter die Heiligen drei Könige.
Der Elefant ist in der Basilika auf dem Weg zur Krippe, dahinter die Heiligen drei Könige.

In der Lucius-Kirche schließlich handelt es sich um eine moderne Krippe (1960er-Jahre). Ähnlich wie in der Basilika gibt es auch hier einiges an Lokalkolorit: Durch ein Fenster der Krippe schaut man auf eine alte Ansicht Werdens. Die Figuren haben einen Körper aus Kunstharz und „das Ensemble wird immer wieder ergänzt und ausgebaut“, sagt Schade. Nur die drei Magier bzw. Könige stehen noch am Ende der Kirche – am 6. Januar werden auch sie die Krippe erreicht haben.

Weitere Führungen

Weitere öffentliche Familienführungen finden am 30. Dezember 2016 und am 6. Januar 2017 von 15 bis 16.30 Uhr statt. Treffpunkt ist in der Schatzkammer (Brückstraße 54). Weitere Termine können auf Anfrage gebucht werden. Kosten: Erwachsene fünf Euro, Kinder kostenlos. Info: Tel. 0201/ 49 18 01 und schatzkammer@st.ludgerus-werden.de im Internet.