Essen-Werden. Das Bewegungsbad im Krankenhaus St. Josef wird zur Patiententherapie genutzt. Warum sich die Klinik die Einrichtung nicht mehr leisten kann.

Die voraussichtliche Schließung des Bewegungsbades im St. Josef Krankenhaus Essen-Werden GmbH zum Jahresende schlägt hohe Wellen. Im Internetauftritt des akademischen Lehrkrankenhauses und Tochterunternehmens des Universitätsklinikums Essen gehört das Schwimmbad zu den Aushängeschildern. Genutzt wird es von der Rheuma-Liga, Übergewichts-Kranken, zum Babyschwimmen sowie zur Patiententherapie.

Subventionierung dauerhaft nicht leistbar

„Wir subventionieren das Bad seit Jahren jährlich mit 20 000 bis 30 000 Euro“, begründet Dr. Cornelia Sack, Kaufmännische Geschäftsführerin, die Entscheidung. Öffentliche Gelder vom Land NRW erhalte man nicht. „Das können wir uns als kleines Krankenhaus mit 160 Betten dauerhaft nicht leisten“, argumentiert sie. „Zumal in den nächsten zwölf Monaten geschätzte 80 000 bis 100 000 Euro für die Sanierung der Schwimmbadtechnik der zehn Jahre alten Einrichtung fällig wären.“

Übernahmegespräche mit privaten Betreibern seien geführt worden und liefen noch, „aber eine Lösung liegt nicht vor.“ Zum jetzigen Zeitpunkt werde es eine Weiterführung über den 31. Dezember nicht geben. Sack: „Gegenteilig wäre es, wenn wir Kosten und Investitionen ausgleichen könnten, wir versuchen alles.“

Gemäß ärztlicher Verordnung

Auf vehemente Abwehr bei den Betroffenen stößt die von der Krankenhausleitung geplante Einstellung dieser Therapiemöglichkeit, zudem fühlen sie sich unzureichend informiert. Eine der drei Gruppen der Rheuma-Liga, Arbeitsgemeinschaft Essen, steigt zum Beispiel unter Anleitung eines Physiotherapeuten gemäß ärztlicher Verordnung jeden Freitag für 30 Minuten in das auf 32 Grad erwärmte und auch für Nichtschwimmer nicht zu tiefe Wasser. Die insgesamt 15 Teilnehmer sind 47 bis 85 Jahre alt und überwiegend seit fast zehn Jahren dabei. „Vorbildlich“ sei die Einrichtung, loben sie.

Erhöhter Kosten- und Zeitaufwand

Doch: „Wir sind vor zwei Wochen offiziell von der Rheuma-Liga vom Ende der Badezeit – ohne jegliche Begründung – unterrichtet worden“, betont die 80-jährige Sprecherin Unbehaue: „Eine Woche darauf bot man uns in Gesprächen Alternativen an, zum Beispiel in Kupferdreh oder im Krupp’schen. Jedoch nicht jeder bekam sie und verharrt aus Platzmangel in der Warteschleife.“

Ist der mit den neuen Möglichkeiten verbundene Kosten- und Zeitaufwand zumutbar? Dieter Blischke, 72, bewegungseingeschränkt, fährt jetzt für eine halbe Stunde Wassertraining von Dellwig bis Kupferdreh quer durch Essen. Eine junge Teilnehmerin benötigt gar zwei Stunden mehr, um zur Therapie zu kommen.

Rheuma-Liga engagiert sich für Erhalt

Rheuma-Liga-Teilnehmerin Ulrike Löschmann bat bei der Geschäftsführung um eine Begründung der Einstellung – keine Antwort. Die ausgehängte Unterschriftenliste entfernte die Geschäftsleitung wegen unkorrekter Behauptungen. Fast 100 Eintragungen gab es.

Am 14. November mailte die 59-Jährige an Geschäftsführerin Cornelia Sack (Schriftverkehr liegt der Redaktion vor): „Wir Mitglieder der Rheuma-Liga (circa 50 Personen) möchten … uns engagieren und …. auch von den anderen Nutzern des Bewegungsbades Unterschriften sammeln und diese nach Düsseldorf an die Gesundheitsministerin senden. Wenn es ausschließlich um Geld geht, besteht vielleicht die Möglichkeit die Sanierungskosten aus dem Landes- bzw. Bundestopf zu bekommen.“

Stromkosten könnten gesenkt werden

Im erneuten Schreiben zwei Tage später teilte die Seniorin mit: „Schon 1° C weniger senkt Stromkosten, auch eine neue Klimaanlage würde den Stromverbrauch senken.“ Löschmann weiter: „In Essen und Umgebung gibt es sehr wenige geeignete Bäder für das ärztlich verordnete Funktionstraining. Für die Patienten ist es großenteils unmöglich, diese Strecken für 30 Minuten Wassergymnastik zu bewältigen.“

Cornelia Sack kann nur bedauern: „Wir haben bereits vor Monaten unsere Vertragspartner über die voraussichtliche Schließung des Bewegungsbades informiert und mit ihnen über die Situation gesprochen, sahen es aber nicht als unsere Aufgabe an, jeden einzelnen Besucher des Bades persönlich zu informieren“, erklärt die Kaufmännische Geschäftsführerin. „Für jeden einzelnen Teilnehmer tut uns die Schließung aber natürlich leid.“