Essen-Werden. . In ihrem Atelier in den Werdener Toren widmet sich die Künstlerin Andrea Tils vor allem der Industriekultur. So entstehen ihre Bilder.
Klar, es ist noch kein Künstler vom Himmel gefallen. Als Andrea „Dea“ Tils in jungen Jahren von ihrem Vater Ölfarben geschenkt bekam, konnte sie noch nicht besonders viel damit anfangen. Aber sie experimentierte und fand schnell Gefallen an dem Umgang mit Farbe, Leinwand und Pinsel. Zunächst brachte sich die 59-Jährige das Malen selber bei, später besuchte sie zahlreiche Kurse und Seminare, in denen sie ihr leidenschaftliches Hobby intensivierte.
Beruflich schlug Dea Tils ebenfalls den kreativen Weg ein, jedoch im Bereich Modedesign. Hier arbeitete sie in der Industrie, reiste damals oft in andere Länder. „Eine spannende Zeit“, erinnert sie sich. Als sie dann Mutter wurde, hing sie ihren Job an den Nagel. Immerhin brachte sie drei Kinder zur Welt und der Job in der Modebranche war nicht mehr kompatibel. Pinsel und Farbe legte sie jedoch nie aus den Händen. Daheim wurde nach wie vor in jeder freien Minute kreativ gearbeitet.
„Als die Wohnung permanent nach Farbe und Terpentin roch, entschied ich mich dafür, ein eigenes Atelier anzumieten“, lacht Dea Tils. Und da ist sie nun seit ein paar Jahren: In einem kleinen 15-Quadratmeter-Raum in Tor 1 in den Werdener Toren. Hier setzt sie ihre Ideen um und bringt sie auf die Leinwände. Ideen hat sie nämlich ziemlich viele.
Geschichten aus dem Leben im Ruhrgebiet
Eine ganze Weile lang beschäftigte sich Dea Tils auf ihren Leinwänden mit dem Thema Musik. Zwar sei sie selber eine musikalische Niete, wie sie von sich behauptet, jedoch hätten Menschen, die ein Instrument beherrschen, sie immer fasziniert. So entstand in vielen Jahren eine umfangreiche Serie von Musikern und ihren Instrumenten.
Seit einigen Jahren nun ist es die Industriekultur, die Dea Tils künstlerisch auf ihre ganz individuelle Art umsetzt. „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets und auch ein bisschen stolz auf die Geschichte“, begründet sie ihre Faszination für alte Zechengelände, Rost und Stahl. „Die Industriekultur mit ihren verlassenen Werkshallen und ölverschmierten Maschinenteilen erzählt Geschichten aus dem Leben und bietet eine ungemeine Vielfältigkeit“, sagt die Künstlerin, die die Geschichten in ihren Bildern aufleben lässt. Dafür baut sie Fotos mit Zechenmotiven in ihre Werke mit ein und gibt ihnen mit kräftiger Ölfarbe ein neues Umfeld. Die Fotos bleiben partiell sichtbar. Etwa 50 Werke hat sie zum Thema schon fertig gestellt und ein Ende scheint noch nicht in Sicht.
Studium zur Kreativtherapeutin
Wann immer es ihre Zeit erlaubt, trifft man Dea Tils in ihrem Atelier an, aber es gibt da natürlich auch noch einen Job, den sie täglich ausübt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Susanne Herdick leitet sie die Malschule „Jonart“ in Heidhausen, gibt hier Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene, für Kinder und für Senioren. Einmal in der Woche ist sie zudem noch in der ehemaligen LVR-Klinik zu Gast, wo sie den dort untergebrachten Flüchtlingen die Malerei näher bringt. „Ich finde es überaus spannend, Menschen die Begeisterung für Kunst zu vermitteln“, so Dea Tils. Das sei genauso faszinierend wie das eigene kreative Arbeiten.
Und als sei Dea Tils’ Leben mit den vielen Kursen und der eigenen Malerei noch nicht genug ausgefüllt, steckt sie „nebenbei“ noch mittendrin in einem Studium zur Kreativtherapeutin. Und auch für ihr Hobby, das Inline-Skaten, findet sie irgendwie immer noch Zeit. „Bei einer Runde um den Baldeneysee wird mein Kopf frei, dabei entstehen auch die besten Ideen für meine Bilder.“
>> Die nächste Ausstellung
Die Vorbereitungen für die nächste Schau von Dea Tils laufen bereits auf Hochtouren. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen der Ateliergemeinschaft der Werdener Tore wird es im Mai 2017 eine Ausstellung geben. Diese findet dann im Bürgermeisterhaus Werden statt. Zu sehen sind Werke von Elke Gramatke, Susanne Herdick, Berit Kirckskothen und Scarlett Schauerte.