Annette und Einhart im Brahm luden zum Tag der offenen Tür. Viele waren gekommen, um die Biogasanlage in Vor der Brücke zu besichtigen

Vor der Brücke. "Papa, hier stinkt es " - findet zumindest die kleine Lena, als sie den Hof in Vor der Brücke betritt. Doch ihr Papa, selbst Landwirt, will das nicht bestätigen. Und Einhart im Brahm spricht auch eher von "duften" als von stinken. Davon sollten sich die vielen Gäste am Tag der offenen Tür überzeugen, die im Brahms Biogasanlage genauer unter die Lupe nehmen wollten. Zum Schauen und Staunen kamen Freunde, Nachbarn und Interessierte aus der Umgebung.

Geplant war dieses Ereignis schon im vergangenen Jahr, aber die Schweinepest, die im Münsterland grassierte, vereitelte den Plan des innovativen Landwirts.

In seiner Willkommensrede erklärte im Brahm den Besuchern den Schritt in dieses Projekt, zeigte die Vorzüge und erklärte den Weg von Gülle und Speiseresten bis zum Gas. Bis zum Verbot von Schweinefütterung durch Küchen- und Speiseabfällen, hatte im Brahm seine gut 2000 Tiere zehn Jahre lang damit ernährt. Ein neuer Verwertungsweg wurde gesucht, die Entsorgung mithilfe einer Biogasanlage schien eine gute Lösung. Nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren ging die Anlage im Herbst 2005 in Betrieb und ans Netz. "Wir könnten 8000 Haushalte mit Strom und Wärme beliefern, außerdem wird durch diese alternative Energiegewinnung CO2 eingespart." Zwei Arbeitsplätze wurden geschaffen, die anfallende Wärme wird für das Wohnhaus, die Ställe, ein benachbartes Bürogebäude und die große Lagerhalle genutzt.

Ungefähr 1,5 Millionen Euro kostete die Anlage, je ein 1200 Kubikmeter großer Betonbehälter wird als Fermenter und Nachgärer genutzt, ein gasdichtes Gärrestelager bewahrt die Abfälle bis zur Aufbringung auf die Felder, ein Gasmotor verstromt das entstandene Biogas. Insgesamt 30 Tonnen fassen die Betonbehälter, werden immer gleichmäßig gefüllt.

Die einzelnen Schritte bis zur gewonnenen Energie konnten die Besucher im Rahmen einer informativen Führung erfahren. Die Speisereste werden in einer Aufkochstation auf 70 Grad erwärmt und dadurch hygienisiert. Nach dem Abkühlen gelangen sie in den Fermenter. Zusätzlich kommen noch Gülle und Mist dazu. "In der Gülle befinden sich wichtige Fäkalkeime, das Stroh bietet den Lebensraum für die Bakterien, die alles zersetzen und Gas erzeugen", erklärt im Brahm. 39 Grad habe die "Suppe" im Fermenter, sie wird stündlich umgerührt. Kleine Guckfenster ermöglichen die Sicht auf eine riesige, blubbernde Masse. "Bei diesem Prozess fällt auch Schwefel an, den wir zur Düngung der Felder benötigen."

Ein 300 Meter langes Rohr mit zwei Prozent Gefälle lenkt das entstandene Gas zum Motor, wo es verstromt wird. Ein Megawatt wird produziert, im Brahm hofft auf eine Erweiterung auf 1,4. "Wir erzeugen den Gegenwert von 400000 Litern Heizöl, nutzen selber 180000 für Haus und Ställe."

Auch Baron von Fürstenberg sah sich den Fermenter genau an und erinnerte sich: Im Alter von drei Jahren war er in den Gülleteich vom Hugenpoet Hof gefallen. Dort wurden damals noch Schweine gehalten. "Glücklicherweise hat jemand den Sturz gesehen und mich wieder rausgefischt - das hat gestunken."