Essen-Kettwig. . Flüchtlinge beziehen vermutlich am 1. Dezember Unterkunft am Bahnhof. Der Verein „Kettwig hilft“ ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Gartenstädter.

In Kettwig gibt es eine hohe Bereitschaft, den demnächst eintreffenden Flüchtlingen zu helfen. Der Saal im Petershof platzte beim jüngsten Treffen von „Kettwig hilft“ aus allen Nähten, so groß war der Andrang der Interessierten. Die 2. Vorsitzende Annegret Kuschel-Küppers zeigte sich überrascht: „Eigentlich wollten wir uns in kleinen Gruppen zusammensetzen und uns unterhalten. Doch nun müssen wir umdenken.“

Janine Helsper von der städtischen Koordinierungsstelle der Flüchtlingsunterbringung hatte Informationen im Gepäck. Offizieller Bezugstermin der Unterkunft am Kettwiger Bahnhof wird der 1. Dezember sein, allerdings könnte sich der Termin noch verschieben, da noch nicht die endgültige Bauabnahme durch Immobilienwirtschaft und Feuerwehr stattfand.

„Aktuell werden alle Zeltdörfer abgebaut, wir hatten bereits 800 Umzüge, auch in dieser Woche werden es um die 700 sein, vor allem in die neuen Einrichtungen an Pape- und Lerchenstraße. Die zukünftigen Bewohner an der Ruhrtalstraße stammen dann aus drei nicht mehr im Betrieb befindlichen Schulen, die zurzeit noch als Notlösung belegt sind und vom Netz gehen sollen.“ Das sind die Walter-Pleitgen-Schule in Frintrop, Hatzper Schule in Haarzopf und die an der Tiegelstraße im Nordviertel. Es werden Familien, aber auch allein reisende Männer sein, die in Kettwig einziehen, eine bunte Mischung von Ethnien. Maximale Belegung sind 175 Personen, es gibt Vierbett- und einige Zweibettzimer, volle Belegung wird so gut wie nie erreicht werden können.

Da die Vergabe des Betreibers nicht rechtzeitig zustande kam, wurde nur beschränkt bis Ende April 2017 provisorisch European Homecare mit dem Betrieb der Unterkunft beauftragt. In dieser Zeit laufen die Ausschreibungen, vielleicht gibt es im Mai einen Betreiber-Wechsel etwa zu Caritas oder Johannitern.

Hohe Fluktuation zu erwarten

Die zweistöckigen Gebäude haben auf jeder Etage gemeinschaftliche Sanitärbereiche und Küchen. Sie beherbergen auch insgesamt fünf Räume von jeweils 30 Quadratmetern für ehrenamtliche Aktivitäten. Drei Räume werden für Deutschkurse und ein eventuelles Frauencafé zur Verfügung stehen, je ein weiterer für Kinderbetreuung und Hausaufgabenbetreuung.

Eine konkrete Aufenthaltsdauer ist schwer zu formulieren, so Janine Helsper: „Die Menschen waren bereits anderswo in Essen untergebracht, das bedeutet, sie sind mit ihren Verfahren schon recht weit. Eine Anerkennung läuft inzwischen schnell, unser Amt hat nun auch deutlich mehr Personal für Wohnungsvermittlung. Daher werden viele der Bewohner sich eine Wohnung suchen und aus der Unterkunft ausziehen. Es wird also eine hohe Fluktuation geben.“

Die Kinder sollen zunächst auf den Schulen bleiben, wo sie schon sind, werden dafür per Bustransfer zu den Standorten gebracht. Erst später könnten sie in Kettwiger Schulen unterkommen. Für die Kleinsten hat das Jugendamt ein „Brückenprojekt“ geschaffen als Ersatz für die Kita.

Über das Förderprogramm „KommAn-NRW“ des Landes werden Lagepläne gedruckt, die als Abreißblock in der Unterkunft ausliegen werden.

Infostände am 4. und 11. November

Viele Vereine, der Sport, Chöre, Gemeinden, die Schulen, haben ihre Unterstützung zugesagt. Petra Bandura, Leiterin der Stadtteilbibliothek, freut sich: „Wir haben ganz viel angeschafft, Bücher und Spiele, auch in arabischer Sprache. Es gibt digitale Lesestifte, die Texte vorlesen, Geräusche und Musik vorspielen. Ideal zum Erlernen der deutschen Sprache. Die möchten wir zur Verfügung stellen.“

Der Verein „Kettwig hilft“ möchte in Arbeitskreisen die verschiedenen Aspekte betreuen, ein Willkommensfest ist noch nicht geplant, soll erst im Frühjahr folgen, wenn die Flüchtlinge ein wenig zur Ruhe gekommen sind. Allerdings könnten „Lotsen“ durchaus die Bewohner an die Hand nehmen, ihnen Kettwig zeigen, sie aber auch zu einer Adventfeier mitnehmen.

175 Flüchtlinge, das sind ziemlich genau einer pro hundert Kettwiger. Rund 17600 Bürger hat der Stadtteil, der sich selbst immer noch eher als eigenständige Gartenstadt Kettwig denn als nur einen Teil Essens empfindet. Angelika Kleinekort, 1. Vorsitzende von „Kettwig hilft“, weiß um die große Hilfsbereitschaft vor Ort: „Da mache ich mir keine Sorgen, es gibt in Kettwig schnelle Lösungen. Doch auch kritische Stimmen wollen wir gerne hören. Wir finden Dialog und Austausch von Argumenten ganz wichtig. Vielleicht gibt es auch Fragen, die wir beantworten können?“ Unter www.kettwighilft.de gibt es neueste Infos. Zusätzlich möchte sich „Kettwig hilft“ an zwei Marktagen, am 4. und 11. November, den Bürgern stellen. Jeweils von 10 bis 13 Uhr sind die Ehrenamtlichen auf dem Kettwiger Markt für Gespräche offen.