Essen-Werden. . Die Clemenskirche wurde 957 eingeweiht und wäre die älteste Pfarrkirche nördlich der Alpen, wurde aber 1817 abgebrochen.

Das „Clemenspöttchen“, eine uralte Quelle, über die man schon vor über 1000 Jahren eine ganz besondere Kirche gebaut hat, „die leider vor 200 Jahren abgerissen wurde, obwohl sie ein echtes architektonisches Juwel war“, wie Werner Dernbach vom Werdener Bürger- und Heimatverein betont. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass dieser Edelstein in der Öffentlichkeit nicht die Aufmerksamkeit findet, die ihm gebührt. Aber das kann sich ändern.

Klein, aber fein ist der Kreis derer, die sich jeweils im Frühjahr und Herbst um die Pflege und Reinhaltung der ehemaligen Clemenskirche kümmern. Zum Team um Werner Dernbach gehören Edith Tekolf, Michael Bönning, Gerhard Kern, Freddy Kleinfeldt, Eberhard Kuhn, Willi Munsch und Bärbel Will (für die Pausenstärkung). Die „Glorreichen Sieben“ befreiten dieser Tage beim Herbstputz das Gelände an der Kirchenruine am Klemensborn (linke Straßenseite, Höhe Jugendherberge) von Unrat, Laub, Moos und Wildwuchs. Zudem ist jetzt der Wasserverlauf der Quelle, die vorher versickerte, wieder deutlich sichtbar. Zwei Stunden dauerte die gesamte Aktion.

Fragt sich der Kreis: „Wie kann das heimatliche Kleinod aus seinem Dornröschenschlaf erwacht werden?“ Immerhin ist die nur noch in archäologischen Resten erhaltene Filialkirche in das Moderne Stadt-Leitsystem aufgenommen worden. Mit dem können kulturelle Highlights und Rundwege in den Stadtteilen an der Ruhr per Smartphone erkundet werden. Dort ist zu erfahren, dass die Saalkirche mit dem Dreiapsiden-Schluss im nordeuropäischen Raum eine Rarität darstellt. Zu finden unter essener-ruhrperlen.de, Station zwölf von 27. Auch eine Tafel an der Grundmauer informiert über den besonderen Ort. Und sonst?

„Doppeltes Jubiläum“ 2017

Nicht nur Freddy Kleinfeldt bemängelt: „Auf der anderen Straßenseite deutet ein Schild darauf hin, dass der breitere ,Fußweg’ hier weiter verläuft. Aber nirgendwo findet man einen Hinweis auf die Ruine St. Clemens.“ „Dabei ist im nächsten Jahr ein Doppel-Jubiläum angesagt“, hebt Edith Tekolf hervor, die sich intensiv mit dem Clemenspöttchen beschäftigte. Sie forschte, reiste in den schweizer Kanton Graubünden, hat drei Aktenordner Material gesammelt und hielt auf Einladung des Geschichts- und Kulturvereins und des Bürger- und Heimatvereins in der Aula des Werdener Gymnasiums einen viel beachteten Vortrag.

Ein „freudiges“ und ein „trauriges“ Ereignis treffen zusammen. „Am 1. Mai 957, also vor 1060 Jahren, wurde die Kirche eingeweiht und vor 200 Jahren 1817 abgebrochen.“ Die bislang letzte Andacht hielt die Propsteigemeinde als Hausherrin an diesem Ort vor gerade einmal zehn Jahren.

Dernbach: „Es wäre schön, wenn es 2017 wieder zu einer Feier kommen würde, vielleicht im Rahmen und in Verbindung mit der Erneuerung und Ergänzung der Bildstöcke in diesen Gefilden.“

Und was noch? Nicht die Luciuskirche am Ende der Heckstraße sei die älteste Pfarrkirche nördlich der Alpen. Die wurde erst 100 Jahre später geweiht. „Ohne den Abriss wäre St. Clemens es gewesen.“ Längerfristiges Ziel von Edith Tekolf ist es, ein kleines bebildertes Büchlein herauszugeben. Den Versuch einer Rekonstruktion der Clemenskirche hat Architekt Manfred Baumgartner anhand verschiedener Abbruchmaterialien und Beschreibungen vorgenommen. Gezeigt wird eine Kirche in zwei Etagen, eine Krypta mit Quellkapelle und Taufkirche, darüber eine Ebene für das Volk und die Zelebration der Heiligen Messe.

Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. „Unser offizieller Papierkorb auf dem Gelände wird oft als Müllabladeplatz für Plastikgegenstände, Sektflaschen und Radkappen benutzt. Dabei sind wir es, die den Müll entsorgen, die städtischen Betriebe haben nichts damit zu tun. Nehmt also bitte Rücksicht“, appelliert Dernbach an die „Entsorger“. Und freut sich mit seinem gut eingespielten Team, das aber auch weitere Interessierte aufnimmt, auf das nächste Frühjahr und das Jubiläumsjahr.