Essen-Kettwig. . Seit 14 Jahren fährt der Bus vor allem Randgebiete in Essen-Kettwig an. Von Montag bis Samstag verkehrt er. Ältere Menschen nutzen den Fahrdienst.
„Herr Brunzel, an der nächsten Haltestelle würden wir gerne aussteigen“, ruft Gisela Seppi (82) dem Fahrer des Kettwiger Bürgerbusses, Horst Brunzel, zu. „Alles klar“, antwortet er und stoppt den kleinen Bus in einer engen Seitenstraße kurz vor der Kettwiger Altstadt. Seit eineinhalb Jahren ist er als ehrenamtlicher Bürgerbus-Fahrer unterwegs – drei bis vier Mal im Monat. „Für mich ist das eine schöne Freizeitbeschäftigung“, merkt er an. „Es macht einfach Spaß. Man lernt neue Menschen kennen.“
Rentner nutzen den Bus
Spaß mit dem Bürgerbus zu fahren, hat auch das Ehepaar Seppi. Die 82-jährige Gisela und ihr Mann Wilfried (78) kommen aus Ickten und nutzen ihn mehrmals in der Woche. „Wir fahren immer hier herunter, um einzukaufen. Zu Fuß die Einkäufe zu tragen, das ist für uns viel zu schwer und zu weit“, merkt die Rentnerin an. „Da in Ickten auch keine Einkaufsmöglichkeiten sind, sind wir auf den Bürgerbus angewiesen – auch weil wir beide kein Auto haben und der normale Linienverkehr nicht in unserer Wohngegend hält.“
Auf den Fahrtdienst angewiesen ist nicht nur das Ehepaar Seppi, sondern viele ältere Menschen, die nicht im Kettwiger Stadtkern leben und nicht mobil sind. Auch Ingrid Krauskopf (84) nutzt den Fahrdienst schon seit dem Gründungsjahr. Sie wartet bereits an der Haltestelle Kettwig Markt und winkt dem Bürgerbus von Weitem zu, damit er anhält und sie einsteigen kann. „Seit 2002 fahre ich regelmäßig mit dem Bürgerbus. Ich selbst kann nicht mehr gut laufen und Auto fahren geht auch nicht mehr“, berichtet sie. Nachdem die Rentnerin sich beim Fahrer ein Fahrticket gekauft und dieser es auf einer vorliegenden Strichliste vermerkt hat, setzt sie sich auf den freien Platz hinter ihn – weiter geht's. „Der Bürgerbus ist für mich Gold wert. Ohne ihn würde ich nicht mehr in die Geschäfte zum Einkaufen kommen.“
Keine Fahrpreiserhöhung
Der Kettwiger-Bürgerbus fährt ohne städtische Subventionen. Er wird durch Werbung auf dem Bus sowie durch die Fahrtickets finanziert.
Seit 14 Jahren sind die Fahrpreise gleichgeblieben. Eine Einzelfahrt kostet 1,50 €/erm. 1€.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Busses liegt bei 30 Km/h.
Im Monat nutzen 2500 Fahrgäste den Bürgerbus.
Das Problem der Mobilität in den Randgebieten Kettwigs gibt es aber nicht erst seit gestern. Schon im Jahr 1999 gründete sich aus diesem Grund der Verein Bürgerbus Kettwig, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen und für eine bessere Nahverkehrsanbindung zu sorgen. 2002 konnte der Plan dann nach Absprache mit der EVAG endlich durchgesetzt werden. „Der Bürgerbus fährt vor allem da, wo die großen Linienbusse nicht durchfahren können, weil die Straßen einfach zu eng sind“, berichtet Wolfgang Orlowski, Vorsitzender des Vereins Bürgerbus Kettwig. Damit hat er Recht. Besonders auf dem Schmachtenberg gleicht die Fahrt durch die engen Straßen einem Slalomparcours. „Zum Glück ist seit den 14 Jahren, in denen wir die Strecken hier fahren, bis auf ein paar kleinere Blechschäden nichts passiert“, merkt er an. Bergauf und bergab geht es mit Tempo 30 zurück Richtung Kettwig. Die acht Plätze im Bus sind mittlerweile alle frei. Statt Menschen, die sich unterhalten, ist nun die Musik aus dem Radio zu hören.
Halt auch außerhalb der Haltestellen
Der Bus fährt täglich, außer sonntags, die Strecke von Kettwig nach Ickten, weiter nach Schmachtenberg bis Vor der Brücke und wieder zurück – im Stundentakt. Die meisten Fahrgäste kommen aus Ickten. „Das ist unsere beste Tour“, berichtet der Vorsitzende. „Viele der älteren Menschen aus den Randgebieten nutzen den Bürgerbus auch, weil der Fahrer sie dort außerhalb der offiziellen Haltestellen vor ihren Häusern absetzt.“
Pünktlich – nach einer Stunde Fahrt durch die Kettwiger Randgebiete – erreicht der Bus wieder den Kettwiger Marktplatz. Eine ältere Dame wartet dort bereits, um einzusteigen. Brunzel hat jetzt noch kurz Pause, dann geht die Tour für ihn wieder von vorne los.