Essen-Kettwig. . Purple Schulz tritt am 2. September in Kettwig auf. Im Interview erklärt er, was es mit seinem Programm „Der Kleine mit dem Unterschied“ auf sich hat.

Purple Schulz gastiert am Freitag, 2. September, im Bürger- und Kulturzentrum Alter Bahnhof Kettwig. Mitarbeiterin Kirsten Gnoth sprach mit dem Musiker über sein neues Programm.

Ihr neues Programm heißt „Der Kleine mit dem Unterschied“ was macht den Unterschied aus?

Zum einen die enorme musikalische Bandbreite. Zum anderen die Tatsache, dass ich die Wirklichkeit nicht vor den Türen der Konzertsäle lasse, sondern sie zum Thema meiner Abende mache. Es ist ein Programm, das sehr in die Tiefe geht, bei dem aber auch viel gelacht wird.

Wie haben Sie sich in den letzten Jahren weiterentwickelt? Können Sie einen Unterschied zu dem Purple Schulz aus den 80er Jahren feststellen?

Oh, ich habe mich in dieser Zeit zum Beispiel vom jungen Mann, der in diese Welt keine Kinder setzen wollte, zum vierfachen Großvater gewandelt. Und ich arbeite heute ohne Kompromisse und singe über die Dinge, die mir wirklich wichtig sind. Dass ich dabei auch etwas bewegen kann, sieht man an meinem Video zu „Fragezeichen“. Das ist ein Song, der sich mit Demenz beschäftigt. Dieses Video läuft heute zum Einstieg bei Alzheimer-Kongressen und wird als Schulungsvideo genutzt. Und ich habe gerade mein Buch „Sehnsucht bleibt“ veröffentlicht, in dem ich mich damit auseinandersetze, wie sich meine und unsere Sehnsüchte in den letzten fünfzig Jahren verändert haben.

Wo wir schon bei Unterschieden sind. Ihre größten Hits feierten Sie in den 80er Jahren. Wie hat sich die Musikbranche geändert? Was vermissen Sie und über welche Veränderungen freuen Sie sich?

Ich freue mich vor allem um die gewonnene Autonomie. Früher musste man für viel Geld ein Studio buchen. Heute gehe ich einfach eine Etage runter, und schon bin ich von einer Technik umgeben, von der man damals noch nicht mal träumen konnte. Und ich kann arbeiten, wann immer ich will, ich kann sogar nachts um drei noch ein Schlagzeug aufnehmen, ohne meine Nachbarn aus dem Schlaf zu holen.

Wie bereits angesprochen feierten Sie die größten Erfolge mit Liedern wie „Verliebte Jungs“ und „Sehnsucht“. Diese Songs sind es auch, die im Radio gespielt werden. Ärgert es Sie, dass viele Menschen Sie nur auf diese Lieder reduzieren?

Diese Reduktion findet ja nur im Radio statt. Und was soll’s? Den Hits habe ich schließlich auch zu verdanken, dass ich meinen Beruf immer noch ausüben kann. Tatsächlich gebe ich heute mehr Konzerte als in den 80ern. Außerdem muss ich mich meiner Hits ja auch nicht schämen. „Sehnsucht“ ist zum Beispiel ein Song, der nach 33 Jahren aktueller ist den je, für mich immer noch jeden Abend ein Highlight. Allerdings kommen meine Zuschauer nicht, damit ich ihre nostalgischen Gefühle betüddele, sondern weil sie die neuen Songs lieben. Trotzdem gibt es natürlich am Ende immer eine Schüppe mit den Hits. (lacht)

Nach einer so langen Zeit auf der Bühne – was treibt Sie an?

Wenn man eine Arbeit hat, die einem Spaß macht, dann hat man keine mehr. Ich liebe es einfach, auf der Bühne Musik zu machen. Und auch ein bisschen Quatsch (lacht). Ich liebe es, Grenzen auszuloten und mein Publikum zu überraschen. Im aktuellen Programm gibt es einen Song, den niemand in dieser Form von mir erwartet. Da beginnt für mich der Spaß, wenn ich diese kognitive Dissonanz beim Publikum feststelle. Die blicken dann gar nicht mehr durch, klatschen aber begeistert mit.

Sie sind oftmals weg von zu Hause. Wie lässt sich das mit Ihrer Frau vereinbaren? Was ist das Rezept einer seit 30 Jahre anhaltenden Ehe?

Ein Rezept gibt es dafür nicht, das muss man schon selber rausfinden. Aber in unserem Fall ist es ja so, dass meine Frau nicht nur mit mir zusammen die Texte für die Songs schreibt, sondern auch mein Management macht und die Konzerte begleitet. Wir arbeiten rund um die Uhr zusammen. Und soll ich Ihnen was sagen? Wenn sie auch mal nur für drei Tage fort ist, halte ich es schon nicht mehr aus. Das, was uns verbindet, ist eben Liebe.

Gute Geschichten in Songs verpackt

Ihr Programm ist eine Mischung aus Konzert, Kabarett und Comedy. Warum kein reines Musikprogramm?

Meine Talente sind ganz einfach breit gefächert. Warum sollte ich damit hinter’m Berg halten? (lacht). Bei meiner Arbeit geht es mir ja in erster Linie um gute Geschichten. Die packe ich in Songs, und wenn ich dann damit auf die Bühne gehe, singe ich diese Songs nicht nur, sondern lebe sie regelrecht aus. Dazu braucht man als Künstler natürlich viel Platz. Und genau aus diesem Grund komme nur mit meinem Gitarristen Markus Wienstroer, der übrigens auch noch hervorragend Violine spielt. Wienstroer ist ein phänomenaler Musiker. Der Witz ist dabei, dass wir am Ende dann doch wieder wie eine komplette Band klingen. (lacht)

In Kettwig spielen Sie im Alten Bahnhof. Eine eher überschaubare Location.

Ich spiele einfach am liebsten dort, wo die Menschen zuhören. Und das sind nun mal Theater und Locations wie der Alte Bahnhof.

Was verbinden Sie mit Kettwig? Haben Sie auf ihrer Tour Zeit, sich die Gegend ein bisschen anzusehen?

Auf Kettwig freue ich mich besonders. Die Stimmung im Alten Bahnhof war beim letzten Mal so großartig, dass wir diesmal live mitschneiden wollen. Und sei es, dass ich nur den Applaus der Essener aufs nächste Album bringe, denn der war umwerfend. So laut, als ob die Beatles und Michael Jackson gleichzeitig auf der Bühne stehen. Für Sightseeing ist leider keine Zeit.