Essen-Werden. . Schüler interpretieren das Tanzstück „Beyond Darkness“ zur Musik von Händels „Messias“. Ein halbes Jahr harte Probenarbeit liegt hinter ihnen.

Es ist totenstill in der Neuen Aula der Folkwang Universität. Ganz langsam betreten Mädchen und Jungen die Bühne. Einige unter ihnen halten sich an den Händen. Dann blicken sie alle reglos auf eine riesige Leinwand, die das bedrohliche Bild einer unberechenbaren Meeresoberfläche zeigt. Währenddessen ertönt im Hintergrund das Rauschen des Wassers… Mit dieser fesselnden Szene beginnt das Tanzstück „Beyond Darkness“ zur Musik von Händels „Messias“.

Für die jungen Darsteller und ihr begeistertes Publikum ist es das Highlight zum Abschluss des Schuljahres: 97 Tanzschüler aus allen Jahrgängen des Werdener Gymnasiums präsentieren an drei (ausverkauften) Abenden vor insgesamt mehr als 1100 Zuschauern in der Uni ihr Meisterwerk!

Ein halbes Jahr lang haben die zehn- bis 19-jährigen Nachwuchs-Tänzer für ihre Auftritte geprobt. Viele Stunden lang, oft nach der Schule oder an den Feiertagen und Wochenenden. Gestern Abend feierten sie ihre Premiere. In „Beyond Darkness“ bieten die Werdener Schüler in beeindruckender Weise die Geschichte von Vertreibung und der Suche nach einer neuen Heimat dar. Choreographin Ulla Geiges (54): „Dieses Stück ist – angelehnt an die aktuelle Situation vieler Menschen – eine Auseinandersetzung mit Flucht und Ankunft. Es schildert Sehnsucht, Verzweiflung und innere Kämpfe.“ Besonders angetan war die erfahrene künstlerische Leiterin vom Einsatz ihrer Schüler: „Ich ziehe meinen Hut vor den Kindern und Jugendlichen, die mit Leidenschaft und Disziplin hart gearbeitet haben.“

Verzicht auf Freizeitaktivitäten

So ist das Werdener Gymnasium auch eine echte Talentschmiede! Alexander Baldiskins (17) – er verkörpert in „Beyond Darkness“ den Bösewicht – will Profitänzer werden: „Mein Ziel ist ein festes Engagement in einer Company, beispielsweise am Theater.“ Alexanders „Gegenspielerin“ auf der Bühne ist die 14-jährige Alina Kryvytska: „Ich tanze den Engel, der die Flüchtenden beschützt. Später einmal möchte ich mich auf den modernen Tanz spezialisieren und in Hamburg oder Dresden arbeiten.“ Um mit ihren Schulfreunden eine perfekte Vorstellung zu zeigen, hat Alina wochenlang auf Partys, Verabredungen und alle anderen Freizeitaktivitäten verzichtet. Denn sie weiß: „Wer wirklich tanzen will, muss sein Leben investieren.“ So wie Jonathan Reimann (18), der schon als Sechsjähriger beim Kindertanz seine ersten Schritte probte: „Meine Mutter hat damals bemerkt, dass ich mich gerne zur Musik bewege und mich angemeldet. Heute ist Tanzen meine größte Leidenschaft.“

Und auch Abiturient Felix Köhne, der jeden der drei Tanzabende mit Spannung verfolgt, lebt für die Musik – allerdings in ganz anderer Form. Der 18-Jährige hat mehrere zusätzliche Lieder für „Beyond Darkness“ komponiert und steht in den Startlöchern für eine Laufbahn als erfolgreicher Komponist.