Essen-Heidhausen. . Heidhauser ist immer noch fassungslos über die Abholzung der Rosskastanien an der Barkhovenallee – und hat ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben.

Die Barkhovenallee in Heidhausen zeichnet sich, wie der Name vermuten lässt, durch eine Reihe von Bäumen rechts und links aus. Sie bilden in den Sommermonaten in weiten Teilen des Straßenverlaufes ein grünes Dach. Auch die abzweigende Zufahrt zur ehemaligen Landesklinik des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) war einmal von Kastanien umsäumt. Bis Mitte Februar. Dann wurden insgesamt 35 Bäume gefällt. Der Blick zur Einfahrt ist frei, nur die Stümpfe sind geblieben.

„Mir geht das sehr unter die Haut“, sagt Dr. Frank Roeser. Der Rechtsanwalt ist lebt nicht nur unweit der Barkhovenallee, er ist auch in Heidhausen aufgewachsen. Die Alleebäume gehörten für ihn seit Kindestagen zum gewachsenen und prägenden Landschaftsbild. Der jetzige Anblick ist für ihn „ein einziger Kahlschlag und das völlig unnötig“. Dass Betonpoller parkende Autos fernhalten, hält er überdies für überflüssig.

Auch ein Spaziergänger, den unsere Zeitung beim Ortstermin mit Roeser traf, bestätigte dessen Eindruck: „Das waren ein paar Äste runtergefallen, aber die Bäume an sich waren noch in Ordnung.“

Das sieht die Stadt Essen anders: „Die Fällungen waren notwendig, da der von der Stadt Essen beauftragte Gutachter eine akute Gefahr durch die Bäume erkannt und eine zeitnahe Fällung empfohlen hat“, heißt es in einer Mitteilung im Februar. Bei 30 Rosskastanien und einer Robinie sei die sogenannte Kastanien-Komplexerkrankung festgestellt worden. Diese habe zu erheblichen Schädigungen an Stamm und Krone geführt, was im weiteren Verlauf zum Absterben der betroffenen Bäume hätte führen können. Hier habe die Stadt Verkehrssicherungspflicht.

„Diese ist in der Tat vom Landschaftsverband auf die Stadt Essen übergangen“, informiert Jeanette von Lanken, stellvertretende Pressesprecherin. Denn der LVR hat die Landesklinik bereits vor zwei Jahren leer gezogen und nun ist das Gebäude vom Land NRW als Erstaufnahmeinrichtung für Flüchtlinge vorgesehen. Die Zufahrtsstraße ist in städtische Obhut gekommen; die Überprüfung der Bäume erfolgte im Rahmen der Sicherheitsüberprüfung des Standortes.

Vernachlässigter Pflegezustand

Und hier liegt für Frank Roeser der Hase im Pfeffer. Für ihn war das „eine Nacht- und Nebel-Aktion. Die Bäume waren schon am nächsten Tag weg.“ Weshalb er die Fotos, die er von den abgeholzten Stämmen gemacht hat, einem eigenen Gutachter an die Hand gab. Der befindet nun: „Die Bilder der Schnittstellen der gefällten Baumstämme zeigen keinerlei Schädigungen im Kernstamm.“ Lediglich der vernachlässigte Pflegezustand der Bäume falle ins Auge, vor allem im Kronenbereich. Sein Fazit: „Um den landschaftsbildbestimmenden Alleecharakter zu erhalten und die Verkehrsicherheit zu gewährleisten, hätten die Bäume einen fach- und habitusgerechten Kronenrückschnitt benötigt.“