Essen-Heidhausen. . Neubau eines Mehrfamilienhauses an der Heidhauser Straße kann zum Tag der Architektur am 25. und 26. Juni besichtigt werden. Passivbauweise.

Die Heidhauser Straße ist von lebhafter Natur. Ladenlokale, Firmengebäude, Restaurants und Wohnhäuser schlängeln sich rechts und links den Berg hinauf. Direkt am Rewe-Markt besticht das Haus Nummer 100 durch seine ungewöhnliche Klinkerfassade.

Wasserstrichklinker nennt sich die hell-dunkel Optik. „Die eine Hälfte der Ziegel ist aufgeraut und deshalb heller gebrannt“, erläutert Architekt Mark Altgassen. Er hat das dreieinhalbstöckige Wohnhaus auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück 2015 realisiert. In dem Komplex, der sich zur Straße hin von seiner schmalen Seite zeigt, befinden sich zwölf seniorengerechte Mietwohnungen.

Parkanlage mit Trimmgeräten

Sie sind zwischen 60 und 120 Quadratmeter groß und mit zwei, drei oder vier Räumen, Duschbad/Bad und Küche sowie zum Teil einer Abstellkammer, Terrasse bzw. Loggien ausgestattet. Eine Arztpraxis liegt direkt vorne an. Zur Straße führt eine Tiefgarage hinaus.

Im Rahmen des Tages der Architektur am 25. und 26. Juni (jeweils von 11 bis 16 Uhr) führt Mark Altgassen interessierte Besucher durch das Wohnobjekt, erläutert Konzeption und Technik des KfW-55-Hauses. Vor allem wird er aber dessen Entstehungsgeschichte erzählen, „denn hier sah es früher ganz anders aus“.

Ein älteres Ehepaar wohnte dort in einem kleinen Nachkriegsbau – mit einem sehr großen Garten hintenan. Als sich die beiden kleiner setzen und in ein Altenheim ziehen wollten, griffen die befreundeten Nachbarn zu. Denn es stand die Befürchtung im Raum, dass sich der angrenzende Supermarkt vergrößern könnte.

Ein Grundstückstausch machte es möglich: Im hinteren Teil des Geländes konnte eine großzügige Grünanlage für die Bewohner gestaltet werden
Ein Grundstückstausch machte es möglich: Im hinteren Teil des Geländes konnte eine großzügige Grünanlage für die Bewohner gestaltet werden © FUNKE Foto Services

Doch es kam ganz anders: „Die neuen Eigentümer und der Supermarkt haben sich geeinigt und sogar Grundstücksanteile getauscht. Damit konnte Rewe sein Parkplatzproblem lösen und wir haben einen Park“, sagt Altgassen. Den können Besucher vom Balkon der Penthouse-Wohnung, die zu besichtigen ist, gut sehen. Die Anlage ist, ebenso wie das gesamte Konzept, auf die ältere Generation abgestimmt, mit Crosstrainer, Schaukel, Grillplatz und Bodenschach.

Die Treppenhäuser sind zur besseren Orientierung in unterschiedlichen Farben gestrichen (was sich in der Tiefgarage fortsetzt). Fensterfronten und sogar ein verglaster Aufzug erhöhen zudem das Sicherheitsgefühl. Und der Straßenlärm? Dreifach verglaste Fenster sorgen in Kombination mit einer Lüftung plus Wärmerückgewinnung für ruhigen Schlaf. Wer aber die lebhafte Heidhauser Straße mag: Fenster auf und Kissen auf die Lärchenholzbalustrade gelegt.

Herausforderungen des demografischen Wandels

325 Bauwerke aller Art, Quartiere, Gärten und Parks werden am Wochenende des 25. und 26. Juni in 146 Städten in Nordrhein-Westfalen für Besucher öffnen. Das ermöglicht auch in diesem Jahr wieder der „Tag der Architektur“. Eingeladen sind dazu alle, die sich von Architekten, Landschafts- und Stadtplanern die neuen oder modernisierten Bauten vorstellen lassen möchten.

Unter dem bundesweiten Motto „Architektur für alle“ soll der Tag der Architektur auch in NRW wieder das größte Architekturfestival des Jahres werden. Der Tag der Architektur spiegelt auch gesellschaftliche Entwicklungen wider. Beachtung erfahren gegenwärtig Objekte, die sich mit den Herausforderungen des demografischen Wandels befassen. Wie kann man auch im Alter noch in den eigenen vier Wänden leben? Barrierefreiheit, gute Infrastruktur, dezentrale Pflegeangebote, lebendige Nachbarschaften lauten hier die Stichworte, zu denen man am Tag der Architektur zahlreiche Beispiele besuchen kann. So wie beispielsweise das Objekt von Mark Altgassen, der zwölf seniorengerechte Wohnungen und eine Arztpraxis an der Heidhauser Straße 100 realisiert hat.

In Kettwig ist am Samstag, 25. Juni, von 15 bis 17 Uhr das neu entstandene Bistro in der Tagungsstätte St. Altfrid (Charlottenhofstraße 61) zu besichtigen. Tagungsteilnehmern stehen nun gemütliche Sitzkojen und -ecken zur Verfügung.