Essen-Kettwig. . Kettwigs Kaufleute stoßen eine alte Diskussion neu an: Soll der Wochenmarkt von der Hauptstraße auf den Rathausplatz ziehen? Leser-Meinung gefragt.

Die Kettwiger Kaufmannschaft, im Verein „KettIN“ organisiert, stößt eine alte Debatte erneut an. Weil der Rathausplatz derzeit umgestaltet wird, fragen sich die Händler jetzt, ob nicht eine dauerhafte Verlegung des Wochenmarkts passend wäre, weg von der Hauptstraße wenige Meter hinüber zum Bürgermeister-Fiedler-Platz. „Mit einem interessanten Wochenmarkt“, argumentieren die Kaufleute, „könnte Kettwig überregional attraktiver und bekannter werden.“ So steht es in einem Schreiben von „KettIN“, das der neue Vorsitzende des Vereins, Gerd Kolbecher, zuletzt verfasst hat. Als positives Beispiel für einen funktionierenden Markt wird der Rüttenscheider Wochenmarkt ins Feld geführt.

Die Frage ist, ob auch nach der Umgestaltung überhaupt genügend Platz da wäre – entsprechend fordert „KettIN“: „Belastbare Daten für den Rathausplatz auf den Tisch!“ Fachleute aus dem Bereich Städteplanung sollen dazu ihre Meinung kundtun. „Bisher konnte nicht eindeutig belegt werden, ob die Fläche passt – grobe Schätzungen sagen „Ja“, ein Beweis liegt jedoch nicht vor“, sagen die Kaufleute. Tatsächlich spricht Einiges für eine Verlegung – vor allem die räumliche Enge sowie die Boden-Beschaffenheit auf dem Wochenmarkt an der Hauptstraße (immer dienstags und freitags) sind ein Problem, vor allem für ältere Bürger. Baumwurzeln sind Stolperfallen, es gibt viele Steinkanten und unebene Flächen.

Der Heimat- und Verkehrsverein (HVV), mit der Umgestaltung des Rathausplatzes maßgeblich betraut, ist nicht unbedingt begeistert von der Idee: „Ich weiß nicht, warum die Kaufleute diese alte Baustelle jetzt wieder aufmachen“, sagt der HVV-Vorsitzende Martin Kryl, der die Sache sonst nicht kommentieren möchte. Was gegen den Markt auf dem Rathausplatz spricht: Besonders freitags benötigen oft Hochzeitsgesellschaften den Platz. Und: Ins Rathaus soll langfristig ein Bistro einziehen – dessen Betrieb könnte von einem Markt gestört werden.

Was sagen Sie, liebe Leser?

Ihre Meinung, liebe Leser, ist gefragt! Soll der traditionelle Wochenmarkt von der Hauptstraße umziehen auf den Bürgermeister-Fiedler-Platz, falls der groß genug sein sollte?

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Das sagen die Markthändler 

Michael Busch (42) und Ehefrau Inken (36) stehen mit ihrem Obst- und Blumenstand schon in der dritten Generation auf dem Kettwiger Markt. Sie feierten im letzten Jahr 50-Jähriges. Der Korschenbroicher hält eine Verlegung des Marktes für mehr als sinnvoll: „Die Baumwurzeln und Unebenheiten sind sehr gefährlich. Meine Mutter hat sich hier vor drei Jahren das Sprunggelenk gebrochen, als sie auf eine Baumwurzel getreten ist.“

Dieter Rottmann (65) bewirtschaftet einen Bauernhof in Kettwig, verkauft Obst und Gemüse. Er sagt: „Ich halte überhaupt nichts davon. Jeder Markt, der verlegt wird, geht nach etwa fünf Jahren kaputt, weil die Kunden den neuen Standort nicht annehmen. Außerdem bräuchten wir vier Einfahrten und es gibt dort nur eine.“

Auch Holger Schmids (49; verkauft Schinken und Würste) sieht eine Verlegung kritisch: „Der neue Marktplatz müsste komplett platt gemacht werden, hier würde kein Grashalm mehr stehen. Ich schätze, ein kompletter Umbau würde etwa zwei Millionen Euro kosten. Außerdem frage ich mich, was die Hochzeitspaare sagen, wenn sie aus dem Rathaus kommen und mein Wurstwagen nachher auf allen Fotos zu sehen ist.“

Joachim Buers (49), Marktobmann und Inhaber des Käsestandes, hält nichts von der Idee: „Wir Markthändler und auch die meisten Kunden wollen überwiegend keine Verlegung. Es müssten Anschlüsse und Leitungen für Strom und Wasser gelegt werden. Das ist zu teuer und mit viel Aufwand verbunden. Und gerade am Freitag ist der Markt auch Dreh- und Angelpunkt für viele Treffen und Gespräche unserer Kunden.“