Essen-Heidhausen. . Jetzt wird festgelegt, welche verdienten Bürger ein ewiges Andenken erhalten – mit neuen Straßennamen im umstrittenen Baugebiet in Heidhausen.

Vor einem Jahr begannen die Bauarbeiten an der „Grünen Harfe“, einem der umstrittensten Bau-Projekte im gesamten Stadtgebiet der letzten Jahre. Mehr als 400 schriftliche Einwendungen gegen die Pläne hatte es gegeben, mit der Konsequenz, dass künftig weniger Häuser entstehen werden als ursprünglich mal geplant. Wie hoch die tatsächliche Zahl der Bauten sein wird, ist dem Vernehmen nach noch offen.

Der Bauträger „SWF“ vermarktet die zu bauenden Häuser an der „Grünen Harfe“ so: „Beste Lage mitten im Herzen des Essener Südens“, Heidhausen wird als „Ruhe-Oase am Rande der Großstadt“ beschrieben: „Die Vielzahl an Grünflächen und die Nähe zum Baldeneysee bieten einen hohen Freizweitwert und laden zum Erholen ein.“ Für ein freistehendes Einfamilienhaus an der Grünen Harfe verlangt „SWF“ rund 600 000 Euro.

Schon seit dem letzten Herbst diskutieren die Ortspolitiker über die Namen der neuen Straßen, die das Gebiet erschließen werden; erste Vorschläge wurden im Oktober genannt, doch damals vertagte man eine Entscheidung, gründete lieber eine Arbeitsgruppe. Auch viele Bürger machten Vorschläge, wie jetzt in der entsprechenden Vorlage für die Sitzung der Bezirksvertretung am 26. April nachzulesen ist.

Demnach soll entschieden werden über die Namen August-Hahn-Weg, Hilde-Hüsgen-Weg, Joseph-Herz-Weg, Wilhelm-Flügge-Weg, Margarete-Rudoll-Weg sowie Josef-Aust-Weg.

August Hahn war ein Heimatdichter, berühmter Vertreter des „Waddisch Platt“. Eine Bürgerin hat diesen Vorschlag gemacht. Hahn schrieb Gedichte und Geschichten über Werden; darin ging es um Hof, Eltern und Kinder, Kirche und Küche. Über das ganz normale Leben eben.

Nach Hilde Hüsgen (1913 – 2005) ist bereits eine Stiftung benannt, die im Ortskern von Werden ihren Sitz hat. Diese bedenkt regelmäßig soziale Einrichtungen sowie den Essener Tierschutzverein. Die Kaufmannstochter Hilde Hüsgen übernahm früh Verantwortung in der elterlichen Gaststätte in Werden und galt als Menschen- und Tierfreundin.

Joseph Herz (1771 -- 1846) war Gründer der jüdischen Gemeinde in Werden und als Metzger bzw. Viehhändler tätig. Wilhelm Flügge war Begründer der „Werdener Zeitung“, die von 1850 bis 1941 erschien. Erst 1948 durfte sie wieder gedruckt werden, wurde später umgewandelt in die Wochenzeitung „Werdener Nachrichten“, die es noch heute gibt.

Margarete Rudoll (1906 – 1976) war eine SPD-Politikerin, die von 1953 bis 1969 auch im Bundestag saß. Im Jahr 1946, direkt nach dem Krieg, war sie in den Rat der Stadt Essen gewählt worden. 1975 war sie außerdem an der Neugründung der Arbeiterwohlfahrt beteiligt. Auch dieser Vorschlag kommt direkt aus der Bürgerschaft.

Und Josef Aust (1899 – 1973) , für den sich der ehemalige Bezirksbürgermeister und Werdener CDU-Chef Hanslothar Kranz stark macht, war Mitbegründer der Essener CDU. Er saß ebenfalls ab 1946 im Rat der Stadt, war später Landtagsmitglied. Außerdem war Aust der Vorsitzende des Katholikenausschusses in Essen. „Bis zu seinem Lebensende“, schildert Kranz, „wohnte Aust an der Bremer Straße und somit ganz in der Nähe der Grünen Harfe.“

Die Liste der Namensvorschläge ist noch viel länger – doch nicht geschafft in den Kreis der Namen, über die am 26. April abgestimmt werden soll, haben es unter anderem Otto Steinert, berühmter Folkwang-Fotograf, oder Agnes Bernharda, langjährige Leiterin der Marienschule.