Werden/Fischlaken/Heidhausen. . Ungewöhnliche Polizeiaktion: Hinterbliebene, Opfer, Helfer oder einfach nur Augenzeugen werden gebeten, Erinnerungen zu schildern – als Abschreckung.

Mit einer ungewöhnlichen Aktion spricht die Polizei jetzt Verkehrsteilnehmer auch im Essener Süden an. Angehörige von Unfallopfern, Hinterbliebene oder einfach nur Augenzeugen, die Verkehrsunfälle hautnah miterlebt haben, sollen sich bei der Polizei melden und die Stellen melden, an denen die Unfälle geschahen – sie können ruhig Jahre zurückliegen. Entscheidend ist, dass die Bürger auch bereit sind, vor einer Öffentlichkeit – zum Beispiel mit Reportern – über ihre Eindrücke zu sprechen. So will die Polizei neue Wege bei der Verkehrsunfall-Verhütung gehen.

Im Essener Süden mit seinen langgezogenen, hügeligen Straßen durchs Ruhrtal geschehen regelmäßig dramatische Motorradunfälle – so vor fast genau einem Jahr, als im Mai 2015 an der Rodberger Straße an der Stadtgrenze zu Velbert ein Motorradfahrer tödlich verunglückte. Der Fahrer war von der Strecke abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Die Rodberger Straße liegt am Ende der Hammer Straße, die die Stadtteile Kupferdreh über Fischlaken mit Heidhausen verbindet. Auch sie ist beliebtes Revier von Motorradfahrern, schließlich führt sie direkt zum Biker-Treffpunkt „Haus Scheppen“.

Die Hammer Straße weist deshalb über Besonderheiten auf, die es so sonst nirgends im gesamten Essener Stadtgebiet gibt: Im Jahr 2009 wurden hauswandgroße Schilder montiert, die eindrücklich Motorradfahrern warnen. „Hier lauert der Tod“ ist noch heute auf einem Schild in Heidhausen zu lesen. Gleichzeitig wurde die Hammer Straße damals mit Schwellen versehen, die ein Abbremsen nötig machen. Seitdem zählte die Polizei im Revier rund ums Haus Scheppen tatsächlich weniger Motorradunfälle.

Die Polizei kennt zwar alle gefährlichen Stellen besonders im Essener Süden, jedoch: „Wir möchten, dass die Bürger sich von selbst melden, denn es sollen ja Menschen zu Wort kommen“, betont Polizei-Sprecher Ulrich Faßbender. „Dabei ist uns wichtig, dass die Bürger sich freiwillig melden, denn wir wollen keine alten Traumata reaktivieren.“

„Betroffene könnten mit der Schilderung ihrer persönlichen Erlebnisse helfen, die nachhaltigen Unfallfolgen anderen Menschen zu verdeutlichen“, heißt es seitens der Polizei.

Rund um Werden fällt beim Blick auf alte Unfallmeldungen auf, dass längst auch das Fahrrad die Unfallstatistik besonders rund um den Baldeneysee deutlich beeinflusst – immer wieder werden der Polizei Stürze vor allem am Hardenbergufer gemeldet. Dort kollidieren nicht selten Radler mit Autofahrern. Auch unangeleinte Hunde können zum Problem werden. Auch Radler, betont die Polizei, können von ihren Unfällen auf Wunsch berichten.

Die Polizei hat für Freiwillige, die von ihren Unfall-Erlebnissen berichten wollen, seit Mittwoch eine Telefon-Nummer freigeschaltet. Wer bereit ist und sich in der Lage fühlt, der Polizei „bei dieser schwierigen Aufgabe zu helfen“, heißt es bei der Polizei, kann sich bis einschließlich Freitag, 1. April 2016, täglich zwischen 12 und 16 Uhr unter 0201-829-4011 melden.