Werden. Eine am „Ergebnis orientierte Diskussion” hatte Dr. Horst Pomp zu Beginn der Podiumsdiskussion in den Domstuben angemahnt. Doch damit taten sich die eingeladenen Politiker schwer.
Konkrete und schnelle Lösungen, wie man wachsenden Verkehrs- und Umweltproblemen in Werden begegnen kann, hatte keine der Parteien parat. Die geplanten Bebauungen hatte die Bürgerinitiative „Rettet die Grünflächen” bewusst in den Fokus gerückt, denn diese verschärften die Verkehrssituation, erhöhten die Schadstoffbelastung, sagte Moderator Ralf Köpke.
Zur Harfe hatten alle etwas zu sagen. Auch Markus Renner (Die Linke), dessen Partei den Regionalen Flächennutzungsplan kategorisch abgelehnt habe, weil die Harfe zur Wohnbebauung ausgewiesen sei. Auch Daniel Behmenburg (SPD) forderte „keine Bebauung auf der Harfe” und nannte andere Brachen, Baulückenschließung sowie Abriss/Neubau als Alternativen.
Die Debatte eröffnete jedoch Dr. Frank Roeser (EBB). Er zitierte Bezirksbürgermeister Hanslothar Kranz, der sich im November 2002 gegen eine Bebauung der Harfe ausgesprochen hatte, später jedoch umgefallen sei: „Das ist Politik im Stil von heute A und morgen B.” Kranz: „Ich habe umdenken müssen, als Thyssen nach Essen übersiedeln wollte. Die schaffen Arbeitsplätze, das muss man unterstützen.”
Käme ein Nein zu möglichen Bauvorhaben des Unternehmens laut Ingolf Homberger (FDP) einer „Enteignung” gleich, wertete Gert Bierikoven (Essen steht auf) das Ja „als Kniefall vor der Wirtschaft”. Ratsherr Christoph Kerscht (Grüne) versuchte zu vermitteln: „Der RFNP ist ein Erfolg, denn er sorgt für mehr Freiflächen als bisher.” Für Norbert Schick, planungspolitischer Sprecher der CDU im Rat, ging diese Diskussion in die falsche Richtung: „Eine Bebauung der Harfe ist derzeit nicht möglich, denn dazu braucht man einen Bebauungsplan. Doch den gibt es nicht.” Noch nicht, wie BI-Sprecher Ludger Hicking monierte: „Thyssen-Krupp hat Pläne in der Schublade.”
Zu diesem Zeitpunkt meldete sich auch das Auditorium zu Wort. Man könne Harfe und Verkehrsproblematik nicht trennen, hieß es mehrfach. Zusätzliche Bebauung bringe noch größere Probleme mit sich. Was Schick anders sah: „Wenn die Schadstoffbelastung die Grenzwerte überschreitet, muss der Verkehr raus aus Werden. Das hat mit der Harfe nichts zu tun.” An einer Lösung wolle seine Partei mit Hilfe von Verkehrsplanern künftig arbeiten.
Wie diese Lösungen aussehen, erklärte Schick. Neben der Tunnellösung, ziehe man eine Umgehungsstraße ins Kalkül. Was Grünen-Urgestein Heribert Rüsing auf die Palme brachte. „Der Tunnel ist auf 30 Jahre nicht finanzierbar. Und wer eine Umgehung durch ein Landschaftsschutzgebiet plant, setzt auf die Harfe noch einen drauf.” Laut Rüsing sei ein „Fahrbahnmanagement”, das den Verkehrsfluss in Werden effektiver gestalten würde, eine Möglichkeit, die Optimierung des ÖPNV eine andere.
Horst Winterberg, Schadstoff-Experte in der BI, ist das alles nicht genug. „Es geht um die Gesundheit der Menschen. Da muss schnell gehandelt werden.” Er forderte verlässliche Messwerte über Schadstoffbelastungen – bis hinauf zum Heidhauser Platz.