Essen-Kettwig. Während die Rosenmontagszüge wegen der Sturmwarnung reihenweise abgesagt wurden, konnten die Kettwiger ihren Zug unbehelligt genießen.

Niemals würde der Verein „Kettwiger Jecken“ einen Karnevalszug ausfallen lassen, weil es mit der Finanzierung eng wird. Aber so ganz ohne öffentliche Zuschüsse ist solch eine Veranstaltung kaum noch zu stemmen. Doch Kettwig hat sie gestemmt - am Sonntag machten sich knapp 900 Aktive auf den Weg durch die Altstadt. Und das Kettwiger-Jecken-Dreigestirn Annette im Brahm, Beate Lienert und Dirk Bonkhoff hatte nicht nur wegen des guten Wetters beste Laune.

Der Verein rutscht nicht in die roten Zahlen, alle Rechnungen können beglichen werden - einiger Großsponsoren und vieler Kleinspenden sei Dank. Noch am Startplatz der Aktiven, auf dem Kaiser’s Parkplatz an der Güterstraße - wurde ordentlich gesammelt, Spendendosen gingen herum und für zehn Euro gab’s den Kettwiger Jecken-Orden zu kaufen.

Karnevalsumzug in Kettwig

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Wie wichtig der Einsatz des Vereins für den Karneval ist, zeigte sich in den folgenden beiden Stunden. Tausende Narren warteten an den Straßenrändern, die Stimmung bei den Aktiven war genau so riesig - und der Kettwiger Karnevalszug war einmal mehr Beleg dafür, was mannschaftliche Geschlossenheit so auf die Beine stellen kann. Die Kettwiger wollten den Zug - die Kettwiger bekamen den Zug. Boris Orlowski, Cheftrainer der Kettwiger Rudergesellschaft, die in diesem Jahr ihr 110-Jähriges feiert, brachte es auf den Punkt: „Kettwig kann leben - Kettwig muss leben.“ Sicherlich eine Anspielung auf die in letzter Zeit viel diskutierte Tatsache, dass etwas mehr Lebendigkeit dem Stadtteil äußerst gut tun würde.

Mit der Welt an sich und dem Stadtteil im Besonderen scheinen die Aktiven allerdings zufrieden zu sein - Kritisches machte kaum eine Fußgruppe oder ein Motivwagen zum Thema. Lediglich der FSV Kettwig fragte auf einem Plakat: „Hat die Politik in Essen den Sportplatz Kettwig glatt vergessen?“

Ansonsten - die Aktiven präsentierten sich in großen und kleinen Gruppen in Feierlaune und großer Eintracht. Und neben der KG Fidelio und dem KKC war auch Kettwigs dritte Macht in Sachen Jeckenverein wieder am Start. Wie formulierte es Wolfgang Weber, der den Zug von der Marktbühne aus moderierte, so schön: „Sie sind wieder dabei - tot gesagt und wieder auferstanden. Und das mit einem neuen Wagen.“

Bollerwagenumzug Werdener Altstadt

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Neu und professionell aufgehübscht präsentierten sich die Wagen der Kinder- und Jugendhilfe St. Peter - unter dem Motto „Die bunte Welt im Zirkuszelt“ - und der Wagen des KKC Blau-Weiß. Die künstlerische Handschrift von Matthias Scheidig (moestyle.de) war unverkennbar.

Lang war er der Zug - bestens organisiert - und das mit Herz. Am Marktplatz wurde noch gefeiert, die Garden tanzten, Schlager-Fan Klaus Böhs zeigte, wer der eigentliche König von Mallorca ist - und dann kehrte Ruhe ein, gefeiert wurde in den Kneipen.

Viele der Aktiven hatten Rosenmontag eigentlich ein strammes Programm. Teilnahme am Karnevalszug in Ratingen. Wie in jedem Jahr. Doch am frühen Montagmorgen musste auch dieser Zug wegen Sturmwarnungen abgesagt werden.