Essen-Werden. . Die Waddischen mögen es halt eine Nummer kleiner - durch Werden zogen am Sonntag Bollerwagen statt riesiger Motivwagen.

Am Frühstückstisch galt der bange Blick aus dem Fenster den sich auftürmenden schiefergrauen Wolken, aus denen es unablässig schüttete. Das schmeckte den Werdener Narren gar nicht.

Doch als pünktlich um 11.11 Uhr das „Aule Wiev“ Monika Reich-Püttmann, flankiert von ihren „Anstandsherren“, dem Bezirksbürgermeister Michael Bonmann und seinem Stellvertreter Reinhold Schulzki, den Zug in Bewegung setzte, war es bereits trocken.

Von der Dückerstraße ging es durch die Altstadt, deren Gehwege überquollen von feierwütigen Werdenern, Fischlakern, Heidhausern. Und ja, da ist man im Schatten der Abtei traditionell generös: auch von Auswärtigen.

Schon an der Kirchmauer gab es den ersten Zwischenstopp, damit alle aufrücken konnten, der Bollerwagenumzug hat inzwischen eine beachtliche Größe erreicht.

Bollerwagenumzug Werdener Altstadt

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Vornweg erschienen die Musiker von „The New Friendship” als Piraten mit Captain Jack Sparrow alias Dietmar Hellmann an der Spitze. Das war es aber auch schon mit martialischen Kostümen. Hatten die Jecken den Bitten der Polizei entsprochen, möglichst keine „beunruhigenden“ Verkleidungen mit Waffen zu wählen? Oder liegen einfach softere Themen in der Luft? Bunte Stoffe trugen jedenfalls die Fischlaker Narren, die als Hippies „Weltfrieden auf Erden“ forderten, gefolgt von einer Truppe Fliegenpilze. Der Werdener an sich lebt gerne und gut, die Fleisch- und Blutwurstkringel durften also nicht fehlen.

Dann ging es rund in Rio - äh, Werden. Isabelle Tummes und ihre KG Gesichts11 hatten die Klänge Brasiliens mitgebracht, Danilo da Silva turnte voraus, die liebreizenden Tänzerinnen schwangen ihre Hüften. Es gab kräftig aufs Trommelfell: „Ritmo“ stand auf den Schlagzeugen, den Rhythmus hatte Werdens jüngster Karnevalsverein nun wirklich raus. Die schmalen Gassen ließen die Klänge hallen, dass es nur so krachte, Profi Isabelle hatte sich mit Ohrenstöpseln versorgt, ganz schön clever.

Von der KG Gesichts11 gabes kräftig was aufs Trommelfell

Ein schneller Schluck aus dem Bierbecher, dann ging es weiter durch die Graawestroot. So ein bisschen politisch durfte es auch werden, die Jungbauernschaft von der „Fortuna“ griff das Thema der bedrohten Landschaftsschutzgebiete auf: „Bitte eine Armlänge Abstand zu unseren Flächen, Herr Kufen!“ Ob der Bau von Flüchtlingsunterkünften nur ein Vorwand ist und ganz andere Interessen dahinterstecken? Die Aulen Wiever prangerten es an: „Flüchtlingswelle!? Der Spekulant greift nach Werden-Land“. Der unsägliche Disput zwischen Merkel und dem „Stänker-Horst“ ließ nur einen Schluss zu: „Große Klappe, nix dahinter!“

Karnevalsumzug in Kettwig

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Das Fischlaker Eltern- und Lehrertheater war dem „Sommernachtstraum“ entsprungen, die Gartenhausfreunde kamen in ihrer Gärtnertracht, sie alle drängten sie nun zum Rathaus, auf dessen Balkon Peter Gabka mit silbernem Hut und Lebkuchenherz die närrische Stimmung anfachte: „Werden helau!“ Zur Verstärkung hatte Gabka das Kinderprinzenpaar dabei, dann enterte das Stadtprinzenpaar Andre I. und ihre Lieblichkeit Prinzessin Assindia Carolina I. die schmalste Bühne der Stadt: Ihr Hit „Gelb und Blau“ aus der Feder des waddischen Urgesteins Klaus Pelizaeus heizte weiter ein. Dann war wieder die Sambatruppe an der Reihe, und siehe da, zu den ersten Trommelschlägen rissen die Wolken auf...