Essen-Werden. . Das attraktive Gelände am Ende des Löwentals war für viele Nutzungen vorgesehen - für Ferienhäuser, eine Kita oder einen Swingerklub.
Beim Betreten des Geländes grüßen die „Bewohner“. Fee, Kasimir, Oskar und Paula sind sehr interessiert, schnuppern, wedeln mit der Rute. Und Bruno? Der ist halt Bruno. „Am besten ignorieren“, ruft Swenja Liebern.
Die Betriebsleiterin versammelt die Vierbeiner, die aufs Wort gehorchen. Swenja Liebern hat ein Händchen für Hunde, das spürt man sofort. Über ihre Liebe zu den „Fellnasen“ kam sie zu diesem Beruf. Ein einjähriges Praktikum in einer Hundetagesstätte, Erfahrungen bei Hundetrainern und -pensionen sowie zahlreiche Fort- und Weiterbildungen später halfen bei der Aufgabe, „Takobello“ zu leiten.
Ganz am Ende des Löwentals hatte das herrschaftliche Haus mit seinem großen Garten schon immer die Phantasien angeregt, hier sollten mal Ferienhäuser, mal eine Kita, gar ein Swingerclub entstehen.
Herrschaftliches Hausmit großem Garten
Seit Anfang des Jahres hat Christian Warschkow das Gelände gepachtet und sich einen Traum rund um den besten Freund des Menschen erfüllt: „Wir haben hier keine Kita, sondern eine Huta, eine Hundetagesstätte.“ Der leidenschaftliche Hundehalter ist beruflich stark eingespannt, suchte daher schon früher eine „Herberge“ für seine damaligen Berner Sennenhunde, zwei kräftige Kerle, die man nicht überall mit hinnehmen konnte. In Mülheim stand solch eine Huta bereit, für Warschkow „eine Superlösung, sie waren immer top ausgelastet.“
Im Essener Süden sah der einstige Schüler des Werdener Gymnasiums eine Versorgungslücke. Nicht zuletzt, um seine Paula gut untergebracht zu wissen. Warschkow rettete die braun-gelockte Schönheit von der Insel Mykonos. Paula, ein Mix aus Beagle und Cockerspaniel, hatte wirklich Glück: Ihr Herrchen trommelte ein Team zusammen, nur geschultes Personal, das wie er über entsprechende Sachkundenachweise verfügt.
So ein Hundebesitzer handelt oft aus einer Mischung von Vernunft und Gefühl, das oft die Überhand behält: „Und dann ist der Hund der Boss!“ Hier wirken Swenja Liebern und ihre Mitstreiter, liebevoll, aber bestimmt darauf ein, dass sich das Tier in die soziale Hierarchie einordnet, denn nur dort fühlt es sich wirklich wohl und sicher: „Da müssen wir auch mal Einhalt gebieten. Wichtig ist halt, dass man den Hund versteht, jedes Tier ist eigen, da muss man Körpersprache und Rutenhaltung richtig einschätzen können.“
Ganz so wie in einer Kita
Der Ablauf bei „Takobello“ ist ganz so wie bei einer Kita: vor der täglichen Arbeit wird das Tier, welches aus seinem Wesen her nicht gerne allein ist, in den „Hundekindergarten“ gebracht. Die Hunde werden hier natürlich nicht im Zwinger gehalten, für sie ist es lebensnotwendig, in einer hierarchisch stabilen Gruppe zu leben. Bei „Takobello“ werden die Hunde eben nicht nur „verwahrt“, sondern abwechslungsreich und sinnvoll betreut. Man sieht’s: Nach Dienstschluss nehmen die Herrchen und Frauchen einen glücklichen Hund in Empfang.
Neben dem Haupthaus lädt der Badeteich zum Planschen ein, dahinter lockt ein riesiges Areal zum Toben, im Holzhaus warten weitere Ruhemöglichkeiten, darunter ein stattliches Ledersofa. Warschkow seufzt und sagt: !Das war mal meins, eigentlich noch gut, aber was tut man nicht alles für seine Lieblinge.“ Stolz demonstrieren die Pflegetiere, wie Hund so bequem herumliegen kann. Ein festes Element des Tagesablaufs ist der Wechsel zwischen Auslastung und Ruhezeiten. Deswegen gibt’s von 11 bis 14 Uhr mittägliche Ruhephasen. Für optimale Auslastung sorgt auch Trainerin Tina Kilian, die die Vielfalt der modernen Hundeerziehung und -beschäftigung individuell anwendet. Jedes Tier wird nach seinen Bedürfnissen gefordert. Agility, Hundesport, Physiotherapeuten auf Abruf, bei „Takobello“ wurde an alles gedacht.
Renditeobjekte sehen anders aus
Die Hunde tollen über das großzügige Gelände, immerhin 5000 Quadratmeter sind „ihr Reich“. Christian Warschkow atmet tief durch, schaut auf das Gewusel und wirkt irgendwie sehr glücklich. Dürfte er als Geschäftsmann eigentlich gar nicht, denn „Renditeobjekte“ sehen anders aus: „Hier kann ich meine große Leidenschaft ausleben, zu verdienen gibt’s hier nix!“