Essen. Alfred Höltgen koordiniert in Essen-Werden das Angebot für Flüchtlinge. Auflockerung des Alltags und schnelle Integration sind die Ziele.

Alfred Höltgen ist ein viel gefragter Mann: Der Ur-Werdener koordiniert das sportliche Programm für Flüchtlinge. Da es im Sport kaum Sprachbarrieren gibt, kann er nicht nur zur Auflockerung des oft öden Alltags in den Flüchtlingsunterkünften beitragen, sondern auch zur schnelleren Integration „der Neuen“ führen.

Alfred Höltgen ist das Bindeglied zwischen Werden hilft und dem Sportverbund Werden-Ruhr sowie den Kirchengemeinden und dem Betreiber European Homecare. Dass der unmittelbare Nachbar, der Tennisclub Am Volkswald, spontan die Sache unterstützte, war der Startschuss, den Flüchtlingen sowohl spezielle Sportangebote anzubieten als auch den Kontakt zu den verschiedenen Werdener Vereinen zu vermitteln.

Eine große Zahl der jungen Erwachsenen ist richtig heiß auf Fußball? Kein Problem, der „FC Volkswald“ wurde gegründet, mit einem syrischen Sportstudenten als Trainer, kickt dienstags und donnerstags auf dem Jugendplatz im Löwental. Auch wurden bereits erste Flüchtlinge beim SC Werden-Heidhausen und der SG Werden 80 in Training und Spielbetrieb integriert, der SC stellte dem FC Volkswald einen kompletten Trikotsatz, sammelte Fußballschuhe.

Die Zelte am Volkswald sowie die Räumlichkeiten der demnächst in Betrieb gehenden Erstaufnahmeeinrichtung an der Hammerstraße und der LVR-Klinik bieten aber nur begrenzten Platz, also mussten Gruppenräume und Säle in der Umgebung gesucht werden.

Christi Himmelfahrt stellte den Gemeindesaal zur Verfügung, hier bietet Ulrich Tonder männlichen Flüchtlingen Gymnastik an. Das Angebot noch auszubauen, zu steuern und zum Beispiel mit den eifrig genutzten Sprachkursen abzustimmen, ist für Alfred Höltgen Tagesgeschäft geworden.

Ein besonders heikles Thema ist Sport für Frauen und Mädchen. Irmin Schmuck versucht, sie für Gymnastik zu begeistern, das ist nicht so einfach: „Man muss sie immer neu motivieren, von alleine kommen sie nicht. Sie sind sehr schüchtern. Wir brauchen einen abgetrennten Raum, wenn nämlich Männer dabei sind, geht gar nichts.“ Gut, dass ihr jetzt der TC Am Volkswald seine feste Halle zur Verfügung stellt.

Bei der Kanugesellschaft Wanderfalke hat Höltgen ebenfalls angeklopft, wurde dort mit offenen Armen empfangen. Zur Benutzung der KG-Fitnessgeräte, ein großer Wunsch der Flüchtlinge, wird aber derzeit noch eine qualifizierte Aufsicht gesucht. Jüngstes Angebot: Sven Heimeshoff vom WTB möchte Flüchtlingen seine Sportart Volleyball näher bringen und lädt montags abends zum Training in die Halle des Mariengymnasiums.

Die nächste „Baustelle“ sind rund 25 unbegleitete minderjährige Ausländer, 14 bis 17 Jahre alt, die im Jugendhaus der „Falken“, dem Heinrich-Rabbich-Haus am Geilinghausweg, untergebracht sind. Sie werden dort betreut vom Verein „ZukunftsOrientierteFörderung“ und wünschen sich nichts mehr, als Fußball zu spielen und gleichaltrige Deutsche kennen zu lernen. Man kümmerte sich - sie absolvierten bereits ein Probetraining.

Patenschaften übernommen

Ganz nebenbei übernahm Alfred Höltgen mit Tochter Manuela eine Patenschaft für zwei Flüchtlinge, begleitet bei Behördengängen, versucht zurzeit, für sie eine Wohnung zu finden.

Auch beim Essen-Werdener Ruderclub ist er rund 50 Jahre Mitglied und mächtig engagiert, wie unlängst bei der Einweihung des neuen Bootssteges zu erfahren war.