Essen-Kettwig. Wegen Engpässen bei der städtischen Immobilienwirtschaft tut sich seit Monaten nichts. Nun wird ein Sanierungsbeginn für Juni in Aussicht gestellt.

Langsam aber sicher ist der Geduldsfaden bei vielen Kettwiger Bürgern und Politikern gerissen: „Seit Mai vergangenen Jahres ist das Rathaus eingerüstet – und wir bekommen keine Informationen darüber, wann und wie es weitergeht“, kritisiert Bezirksbürgermeister Michael Bonmann.

Vor allem für die Hochzeitspaare, die sich im historischen Rathaus am Bürgermeister-Fiedler-Platz das Ja-Wort geben, tut es Bonmann leid: „Das ist kein schöner Anblick für den schönsten Tag des Lebens.“

Vorplatz wird umgestaltet

Alles hängt an der städtischen Immobilienwirtschaft, deren Mitarbeiter derzeit nicht zuletzt durch die Flüchtlingskrise am Limit sind. Jenes Amt etwa sollte die Sanierung des historischen Türmchens, das bereits im vergangenen Mai wegen Baufälligkeit abmontiert wurde, beauftragen. Aus Gründen der Verkehrssicherung muss zudem die Natursteinfassade ausgebessert werden. Ursprünglich war zugesagt worden, die Turmspitze im Herbst wieder anbringen zu wollen. Bis heute ist nichts passiert. „Dabei hat der Heimat- und Verkehrsverein Kettwig bereits zugesagt, nach der Turmsanierung auch den Adler, der zuvor die Spitze geschmückt hat, wieder instand setzen und finanzieren zu wollen. Alle stehen in den Startlöchern, nur gibt die Stadt den Startschuss nicht“, ärgert sich Michael Bonmann.

Schließlich wolle man auch endlich das Nutzungskonzept umsetzen, das ein Arbeitskreis für den Vorplatz des Rathauses erarbeitet hat, der umgestaltet werden soll. Für ein Café gebe es weiterhin einen Interessenten, weiß Guntmar Kipphardt, Ratsherr und Vorsitzender des Kettwiger CDU-Ortsvereins: „Der Interessent hat sich sogar bereit erklärt, die leer stehende Hausmeisterwohnung sowie die Toiletten zu sanieren. Neben dem täglichen Café-Betrieb würde er für die Hochzeitsgesellschaften außerdem gerne verschiedene Cateringpakete anbieten.

Bezirksverwaltungsstelle zieht innerhalb der nächsten fünf Monate um

So hätten wir das Erdgeschoss und die Außengastronomie bespielt.“ Ebenso wie Bonmann drängt auch Kipphardt auf einen zeitnahen Abschluss der Arbeiten: „Wir wissen um die angespannte Situation bei der Stadt, möchten den Leerstand an diesem zentralen Punkt aber auch nicht mehr lange hinnehmen“, sagt Kipp­hardt. Dass der Bürgermeister-Fiedler-Platz jede Menge Gestaltungspotenzial besitzt, unterstreicht auch Michael Bonmann: „Mein Traum ist es, irgendwann den Wochenmarkt dorthin zu verlegen, das böte ein stimmiges Bild.“

Nach Angaben der Stadt sollen die Sanierungsarbeiten an Turmspitze und -fassade im Juni dieses Jahres starten. Die Kosten für beide Maßnahmen werden auf rund 266.000 Euro geschätzt – diese Schätzung werde nun noch geprüft, ehe die Vergabe der Arbeiten erfolge, heißt es auf Nachfrage dieser Zeitung. Auch der Gastronom wird sich wohl weiter gedulden müssen: Schließlich werden die Räume noch immer von der Bezirksverwaltungsstelle genutzt.

Deren Umzug innerhalb des Rathauses soll innerhalb der nächsten fünf Monate über die Bühne gehen. Erst danach könnten das wirtschaftliche Konzept und die Lastenverteilung zwischen dem Pächter der Gastronomie und Stadt konkretisiert werden. Darüber hinaus würde die Gastronomie den Vorplatz für eine Außenbewirtung benötigen. „Der Vorplatz kann wiederum nicht vor Abschluss der Baumaßnahme am Rathausturm belegt werden“, heißt es in der Antwort der Stadt.