Bezirksschornsteinfeger Ulrich Schmeink wird gern als Glücksbringer eingeladen
Durch sauber gehaltene Rauchabzüge verhinderte der Schornsteinfeger schon im Mittelalter schlimme Brände und gilt seitdem als glücksbringender Begleiter fürs ganze Jahr. Mit Bezirksschornsteinfeger Ulrich Schmeink sprach Redakteurin Annette Wenzig über seinen Glücksbringer-Status.
Passiert es Ihnen oft, dass fremde Menschen Sie anfassen wollen, um ein Stück vom Glück abzubekommen?
Schmeink: Dass Leute mal so am Knopf drehen wollen, das passiert schon noch häufig. Aber Ruß haben wir ja heute nicht mehr so oft im Gesicht wie früher. Aber zu Silvester werde ich oft als Glücksbringer gebucht: Ich wohne direkt neben Schloss Hugenpoet, da bin ich oft rüber zur Silvesterparty. Heute verleihe ich meist nur noch meine Montur, weil ich auch mal privat auf Partys will. Auf Hugenpoet war ich sogar mal mit einem lebenden Schwein. Das war ganz schön zappelig und kaum zu bändigen. Und es roch.
Zur klassischen Schornsteinfeger-Montur gehört auch ein Zylinder. Tragen Sie den im normalen Leben überhaupt?
Schmeink: Nein, nur zu festlichen Anlässen. Zum Beispiel, wenn uns jemand zu einer Hochzeit haben möchte. Das passiert im Jahr so zwei- oder dreimal. Dann trage ich den zweireihigen Anzug mit Goldknöpfen und das weiße Mundtuch. Das hat man früher über die Nase gezogen, wenn´s arg staubig wurde.
Haben Sie das selbst noch genutzt oder geht´s bei Ihrer Arbeit heute nicht mehr so staubig zu?
Schmeink: Bei meiner Gesellenprüfung musste ich noch von innen einen großen Schornstein hochklettern. So was gibt´s aber heute nur noch im ländlichen Bereich.
Schornsteinfeger werden häufig mit einer Leiter abgebildet. Brauchen Sie die noch, um auf Dächer zu klettern?
Schmeink: Ja, die gehört dazu. Sie ist auch immer auf dem Wagen festgezurrt. Bei unseren Reinigungen sind ja auch immer mal Heizungsschornsteine dabei. Wir haben drei Reinigungen während des Jahres. Die zweite Phase geht von Mai bis Oktober, da werden die Heizanlagen in über 2000 Gebäuden gereinigt. In der ersten Phase sind es die Kamin- und Kohleöfen und in der dritten die normale Reinigung plus Messtätigkeit nach dem Bundes-Emmissionsschutzgesetz. Dazu gehört auch der Bereich Energieeinsparung.
Sind die Leute denn energiebewusster geworden?
Schmeink: Auf jeden Fall. Wenn man bemerkt, wie die Preise angezogen haben, ist das ja auch kein Wunder. Da legen die Leute schon Wert darauf, wenig Energie zu verbrauchen.
Nochmal zurück zum Thema Glück: Haben Sie selbst einen Glücksbringer oder Talisman?
Schmeink: Nein, da fällt mir jetzt spontan nichts ein.