Essen-Werden. . 25 Jahre lang war die Schwimmabteilung des WTB Lebensmittelpunkt von Christa und Willi Löbbert, die einst auch Schwimmstar Christian Keller „entdeckten“.

„Kennengelernt haben wir uns beim Katholiken-Schwof, dem Mischehen-Verhinderungs-Ball auf der Margarethenhöhe“, sagt Willi Löbbert. Heute ist er seit 55 Jahren mit seiner Frau Christa verheirat, die übrigens kurz nach dem Kennenlernen zum katholischen Glauben konvertierte.

Ein Vierteljahrhundert, genau von 1975 bis 2000, widmeten sie sich der Schwimmabteilung des Werdener Turnerbundes. „Unser Leben war die Schwimmabteilung“ sagen beide. Willi Löbbert war der strenge, leistungsorientierte Trainer und Christa die Abteilungsleiterin, die „Kümmermutter“ für die jugendlichen Wasserratten. Sie war Ansprechpartnerin für alle Sorgen und Schulnöte.

„Es ist ganz wichtig, den Nachwuchs als kleine Persönlichkeiten zu begreifen“ sagt er heute. Wie sie zum Schwimmen gekommen sind? „Durch unsere Kinder. Ich habe mich auf die Bank gesetzt und ihre Wasserversuche verfolgt und begleitet“ erzählt die Mutter. Und Vater Willi begleitete einmal 30 Kinder in die Halle, die bis dahin vergeblich auf ihren Trainer gewartet hatten und nicht wussten, was sie machen sollten.

Später habe er dann Lehrgänge und Kurse für die verschiedensten Qualifikationen besucht. Beide sind übrigens Flüchtlinge, die aus dem Osten 1973 nach Essen gekommen sind und jetzt in der Robert-Feulgen-Straße wohnen - mit Ausblick von Terrasse und Garten über Werden. Auf dem Tisch stehen Gläser mit Mineralwasser, geziert mit einem blauen und dreiteiligen Fisch - dem WTB-Emblem. Das Ehepaar - sie 77 und er 78 - zeigt auf ein Poster mit dem Bild des Schwimmstars und Fernsehkommentator bei Schwimmwettkämpfen, Christian Keller. Darauf steht: „Für Christa und Willi als Danke für langjährige tolle und erfolgreiche Unterstützung - Euer Kind Christian Keller“ .

Die Löbberts sind sozusagen die „Entdecker“ von Keller, der als fünfjähriger in den Verein eintrat und kaum schwimmen konnte. „Der brauchte für einen Meter im Wasser über 20 Züge“ erinnert sich Willi Löbbert und lacht. Ein Filou, ein Lausbub sei der Christian gewesen, der „viel Unsinn im Kopf hatte und die Mädchen kniff“. Mehrfach habe er ihn aus der Halle verwiesen, „der kam aber immer wieder mit Besserungsversprechen zurück, wurde immer leistungsstärker, schneller und nahm später an Deutschen, Europa-, Weltmeisterschaften und an Olympischen Spielen teil.“ Christa Löbbert: „Wir sind mit ihm heute noch befreundet, wenn er uns sieht, ruft er: ‘Das ist mein erster Trainer’“.

In den 25 Jahren beim WTB drehte sich alles um das kühle Nass. „Wir haben um Mitternacht im Bett gelegen und überlegt, wen wir als vierten Mann in die Bruststaffel nehmen. Wir kennen viele deutsche Städte, meist aber nur aus der Sicht der Schwimmhalle.“ Der Vermessungsingenieur legte Wert auf saubere Schwimmtechnik, auf die Vermittlung aller Schwimmstile.

Er wirkte mit bei der Gründung der SG Essen, deren Satzung er im Keller auf seiner Schreibmaschine tippte, engagierte den erfolgreichen Trainer Horst Melzer und setzte auf Leistung, damit der WTB vermehrte Hallenzeiten im Werdener Bad zugesprochen bekam und kooperierte mit dem Vorsitzenden Ulrich Legel, der viel mitgeholfen habe.

Privat hat er alle relevanten Ereignisse und Begebenheiten in Eigenregie in zwei Büchern festgehalten: „Schwimmen in Werden - Aus der Sicht eines Beteiligten“.

„Für mich sind heute meine Enkelkinder der Lebensinhalt“, sagt Christa Löbbert. Urlaub mache man schon seit über 30 Jahren in Kroatien, woher auch die Schwiegertochter stamme, „außerdem lernen wir seit mehreren Jahren an der Volkshochschule die kroatische Sprache und können 140 Lieder aus dem Land singen“.

Bei allem Engagement für den Schwimmsport haben natürlich die Freundschaften gelitten. „Wir freuen uns aber immer, wenn uns Ehemalige begegnen und uns herzlich begrüßen.“