Essen-Heidhausen. . Alle zwei Wochen findet in der Jonagemeinde in Essen-Heidhausen ein Begegnungscafé statt - mit Flüchtlingen, die im Zeltdorf am Volkswald leben, mit Helfern, Anwohnern.

Für 60 Sekunden ist es mucksmäuschenstill im vollbesetzten Saal der Jonagemeinde. Bevor hier das erste Begegnungscafé für Flüchtlinge und Nachbarn offiziell beginnt, halten die Besucher inne, gedenken der Opfer von Paris.

Etwa 70 Gäste sind an diesem Samstag der Einladung des Runden Tisches Volkswald gefolgt, um sich auszutauschen und kennenzulernen. Darunter zahlreiche Anwohner aus Heidhausen und Umgebung, Flüchtlinge vom Volkswald sowie Mitglieder von "Werden hilft e. V." und des Runden Tisches. Ein solches Treffen soll nun regelmäßig, alle zwei Wochen samstags in der Zeit von 15 bis 17 Uhr, in den Räumlichkeiten der Jonagemeinde stattfinden. Und zwar aus einem einfachen Grund: „Viele Menschen aus der Nachbarschaft möchten gerne etwas für die Flüchtlinge tun, wissen aber oft nicht, wie sie sich engagieren können“, so Ulla Lötzer von „Werden hilft“ über den Anlass der ersten Veranstaltung dieser Art.

Paten für Flüchtlinge gesucht

Den „Neulingen“ gegenüber sitzen an diesem Tag fast ebenso viele Helfer, die die Flüchtlinge bereits seit ihrer Ankunft unterstützen und etwas mit ihnen unternehmen. Und so werden bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen Erfahrungen weitergegeben und Fragen beantwortet. „Kann ich zum Beispiel einfach in das Zeltdorf hinein, und wo wird noch Hilfe benötigt?“, fragt sich eine Besucherin, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchte, aber gar nicht weiß, wie sie das überhaupt angehen soll. Von dem Begegnungscafé verspricht sie sich vor allem Antworten zur Kontaktaufnahme.

Zwar gebe es bereits reichliche Angebote für die rund 170 Flüchtlinge, wie etwa Sprachkurse oder Sportaktivitäten, doch gesucht würden aktuell vor allem „Paten“ für die Flüchtlinge. Sprich: „Menschen, die die Flüchtlinge an die Hand nehmen, mit ihnen beispielsweise zum Arzt gehen oder ihnen einfach nur die Stadt zeigen“, erzählt Ulla Lötzer.

Die Flüchtlinge, so weiß Alfred Höltgen, seien dankbar für jedes Angebot. „Alle Aktivitäten, die wir bislang ins Leben gerufen haben, erfreuen sich großer Resonanz. Ganz gleich ob Schachkurse, Gymnastikstunden oder Fußballspiele“, berichtet der ehrenamtliche Helfer, der die Sportaktivitäten für die Flüchtlinge koordiniert.

Hamada möchte "unbedingt Deutsch lernen"

Genauso verhält es sich auch mit den Sprachkursen, die täglich im Volkswald angeboten werden. „Die Flüchtlinge sind sehr wissbegierig, wollen unbedingt die deutsche Sprache erlernen“, sagt Anne Hemeda, die eine Zeit in Syrien lebte und nun als ehrenamtliche Sprachmittlerin tätig ist. An diesem Nachmittag hat sie viel zu tun, übersetzt Fragen der Bürger, Antworten der Flüchtlinge und umgekehrt.

„Es ist wichtig für mich, Anschluss an die Gesellschaft zu bekommen. Deshalb möchte ich unbedingt Deutsch lernen und natürlich auch die Menschen kennenlernen“, überträgt sie die Aussage des 21-jährigen Hamada aus Aleppo. Der Syrier ist seit zwei Monaten in Deutschland. Er war zunächst in Hamburg und Unna und kam vor etwa einem Monat nach Essen. Hier fühle er sich wohl, würde gerne bleiben: „Ich habe hier viel Menschlichkeit erfahren“, übersetzt Anne Hemeda und: „Ich bin froh hier zu sein!“