Essen-Kettwig. . Am Donnerstag erhielt die „Résidence“ wieder zwei Michelin-Sterne - im 27. Jahr ohne Unterbrechung. Auch in der Ausbildung ist hohe Qualität Standard.
Gastronomie, nein danke? Das Hotel- und Gaststättengewerbe buhlt geradezu um den Nachwuchs, denn der scheut oft genug eine Ausbildung in der Gastronomie, da die Arbeitszeiten als höchst unattraktiv und durchaus hart und die Bezahlung als wenig lukrativ gelten. Diesen Vorurteilen will die Branche mit diversen Aktionen begegnen, wie zum Beispiel mit dem „1. Tag der Offenen Tür in deutschen Spitzenrestaurants“, an dem auch der Zwei-Sterne-Gourmet-Tempel Résidence teilnahm.
30 Schüler aus verschiedenen Schulen schauten in Kettwig hinter die Kulissen der erlesenen Küche.
Die 100 Top-Ausbilder in Deutschland sprechen anlässlich der Aktion von einem Gute-Laune-Beruf, die gängigen Vorbehalte seien leicht zu widerlegen. In der Einladung an die Schulen heißt es, dass zu den Pluspunkten der teilnehmenden Unternehmen eine spannende Ausbildung, hoch qualifizierte Ausbilder, moderner Führungsstil, schnelle Aufstiegschancen und internationale Karrieremöglichkeiten gehören. „Mit dem Tag der offenen Tür werden gezielt junge Menschen angesprochen, die vor der Berufswahl oder einem Arbeitgeberwechsel stehen. Aber auch diejenigen, die nach einer reizvollen 450-Euro-Tätigkeit suchen. Die Betriebe zeigen vor Ort, wie sie ausbilden, warum ihre Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu den Besten der Branche gehören und welche Zukunftsperspektiven und Möglichkeiten, ob Karriere oder Familienplanung, sie bieten.“
Die Résidence führte ihre jungen Gäste durch einen Parcours der Sinne: Hier konnten sie spielerisch lernen, der Nase die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, Aromen einzuordnen, dem sinnlichen Gespür zu folgen. Da kamen dann viele erstmals mit weißem Trüffel in Berührung, lernten eine Entenpresse kennen und erhielten eine kleine Besteckkunde. Am Ende ging’s ins Allerheiligste der Résidence, die Küche. Da staunten die Besucher nicht schlecht, wie konzentriert und dennoch unverkrampft dort schon mittags für das abendliche Geschäft gearbeitet wurde. Wer wollte, konnte noch an einem Connaisseur-Wettbewerb teilnehmen, den der 16-jährige David Höfer gewann. Zur Belohnung wird er mit seinen Eltern zu Gast in der Résidence sein.
„Beim Tag der Offenen Tür“, so Organisatorin Uta Bühler, „können die Schüler natürlich viel lockerer sein als in so einer typischen Bewerbungssituation.“ Dass die Hemmschwelle bei dieser lobenswerten Aktion deutlich geringer sei, stellte auch Rebekka Biskoping, Lehrerin an der Albert-Einstein-Realschule, fest: „Die Idee ist schon super. Sonst trauen sich die Jungen und Mädchen eher nicht, in einem solch edlen Restaurant vorbeizuschauen.“ Schülerin Elif Tango war ebenfalls begeistert: „In der kurzen Zeit hier habe ich schon richtig viel gelernt.“
Angesichts des Fachkräftemangels in der Gastronomie müsse es für jeden guten Gastronomen eine Herzensangelegenheit sein, Nachwuchs zu begeistern, meint Résidence-Patron Berthold Bühler, „und der bisweilen nicht so gute Ruf der Gastro-Berufe ist unberechtigt. In unserer Branche gibt’s Jobs auf der ganzen Welt, man kann sehr schnell aufsteigen.“ Er habe es in seiner langen Laufbahn nicht selten erlebt, sagt Bühler, „dass man es vom gelernten Koch zum Generaldirektor eines Hotels schaffen kann. Natürlich ist der Beruf manchmal hart, da muss man schon mit Leidenschaft dabei sein.“ Seine vier Auszubildenden, davon drei mit Abitur, möchten auf keinen Fall mehr tauschen, das hätten sie ihm kürzlich noch versichert. Gastronomie? Ja, gerne!