Essen-Kettwig. . Bei den Bauarbeiten rund um die Bachstraße spuckt die Erde Dinge aus längst vergangenen Zeiten aus,die präsentiert werden.
Das hört sich spannend an und wird fraglos auch spannend werden – und zwar nicht nur für Historiker, Geschichtslehrer und Heimatforscher. In enger Kooperation eröffnen die Stadtarchäologie Essen und die Museumsfreunde Kettwig am morgigen Donnerstag, 1. Oktober, um 17 Uhr im Rathaus Kettwig die Ausstellung „Fundgeschichten“. Zu sehen: uralte Neuigkeiten, archäologische Funde, die in den vergangenen drei Jahre aufgetaucht sind.
Allesamt gefunden wurden sie auf dem Gelände der Bachstraße und vor allem am Promenadenweg. Auch, weil dort vor Ort in den vergangenen Jahren viel passierte, viel gegraben und umgeschichtet wurde, als am Nordufer der Ruhr die neue Wohnbebauung entstand. Mittendrin statt nur dabei: die Stadtarchäologie, die ihre Nase natürlich neugierig auch und gerade in die tiefsten Erdlöcher steckte.
Rasante Entwicklung
Die Entwicklung dieses Bereichs gerade in den letzten 150 Jahren ist nahezu rasant. 1869 etwa begannen die Bauarbeiten der Bahnstrecke Kupferdreh–Düsseldorf via Kettwig, und Bauunternehmer Foerst errichtete eine Ringofenanlage auf dem Gelände.
1920 dann ließ sich vor Ort die Firma Markmann & Moll nieder, ab 1925 und bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Weichen produziert, bevor der Betrieb in den 1990er Jahren schließlich komplett eingestellt wurde.
Was für die historisch mitunter unbeleckten Bauarbeiter wohl uninteressant war, war für die Archäologen wiederum hochspannend. Unter den etwa zwei bis vier Meter mächtigen Aufschüttungen kamen Fragmente zum Vorschein, die nachweislich Gefäßen aus Steinzeug und Irdenware des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts zugeordnet werden konnten. Noch besonderer, weil weit älter: einige rund 400 Jahre alte Kanonenkugeln.
Die meisten der geborgenen Objekte stammen indes aus der Zeit vom späten 19. Jahrhundert bis in die Mitte der 1920er Jahre – und lassen auf einen gewissen Wohlstand der Kettwiger Bevölkerung schließen. Etwa Überreste von Porzellan, Nippes, Fragmente wertvoller Glasgefäße, zahllose nutzlos gewordenen Tintenfässchen – aber auch exotische Mitbringsel, wie eine Riesenspinnenschnecke.
Der Kopf einer französischen Marianne wiederum steht für die französische Besetzung des Ruhrgebiets in den 1920er Jahren. Auch andere Objekte, darunter Tonpfeifen, deuten auf diese Zeit.
Quelle für die Stadtgeschichte
„Insgesamt“, so der Stadtarchäologe Dr. Detlef Hopp, „stellte sich die Deponie aufgrund der sehr vielfältigen Funde und der langen Nutzungszeit als eine besonders wertvolle Quelle für die Kettwiger und die Essener Geschichte heraus“.
Die aktuelle Ausstellung wird an diesem Donnerstag, 1. Oktober, eröffnet (17 Uhr), die Funde sind zu sehen bis zum 7. Januar. Öffnungszeiten: Di und Fr von 10-12 Uhr; Do ab 17 Uhr