Essen-Kettwig. . Die bunten Festtage zum 30-Jährigen des Kettwiger Skulpturenparks stoßen auch bei „Kunstmuffeln“ auf reges Interesse.

„Mit 30 Jahren wird die Zahl der absterbenden Zellen zunehmend größer als die der neuen Zellen – das heißt, der menschliche Körper altert“, erklärte Michael Bonmann und löste damit durchaus ein Raunen im Publikum aus. Anlass der Rede des amtierenden Bezirksbürgermeisters war allerdings dabei kein gewöhnlicher runder Geburtstag, sondern das 30-Jährige des Skulpturenparks Kettwig.

Die Künstlerin Marianne Kühn hatte das Projekt 1985 zusammen mit dem Heimat- und Verkehrsverein (HVV) ins Rollen gebracht: Die Sklupturengruppe „Die Familie“ von Herbert Lungwitz am Bürgermeister-Fiedler-Platz war schließlich der Startschuss des Projekts – mittlerweile sind 14 Werke Teil der öffentlichen Sammlung.

Vom historischen Stadtkern bis ans Ufer der Ruhr verteilen sich die Skulpturen nun. Am Wochenende fanden daher auch über ganz Kettwig verteilt Aktionen und Veranstaltungen zum Jubiläum statt.

Katrin Engelhardt vom HVV ist eine der Hauptorganisatoren des Festes. Im Januar haben sie und ihre Mitstreiter mit der Planung des Jubiläums begonnen – ein Symposium in den Scheidt’schen Hallen hat das Wochenende schließlich eingeläutet.

Kunst im öffentlichen Raum

Thema: „Kunst im öffentlichen Raum“: Wie lässt sich Kunst im öffentlichen Raum heute vermitteln? Welche Probleme gibt es dabei? Wie entwickelt sich diese Kunstform? Über diese Fragen haben direkt zu Beginn vier Arbeitsgruppen im Kunstraum diskutiert und auch gestritten. Die Ergebnisse haben sie anschließend allen Teilnehmern des Symposiums vorgestellt.

Daraufhin folgte einer der ersten Höhepunkte des Wochenendes: Denn vor den Augen des Publikums in den Scheidt’schen Hallen präsentierten das Künstler-Ehepaar Miriam Gießler und Hubert Sandmann sowie Norbert Pielsticker ihre neuen Entwürfe für den Kettwiger Skulpturenpark: Die Werke „Fisch vermählt“ und „Das Tuch“ will der HVV nun so schnell wie möglich realisieren und in die Sammlung aufnehmen.

„Das Jubiläum ist bisher wirklich ausgezeichnet!“, freute sich Engelhardt am zweiten Tag, als sie gerade an einer öffentlichen Führung teilnahm, vorbei an einigen der Skulpturen, direkt hinein in den historischen Stadtkern. „Das Symposium gestern war sehr gut besucht und die Qualität des Podiums ebenfalls hervorragend.“

Die Teilnehmer hätten eine ganze Menge erfahren, wie Kunst im öffentlichen Raum gesehen werde: „Das bewegt sich alles gerade ganz stark, wo es aber hingeht, das wissen wir im Moment noch nicht.“

Für Engelhardt und die übrigen Besucher ging es schließlich zum Finale des Jubiläums – zum Namensgeber der Feierlichkeiten: dem „Tanz der Skulpturen“. Die „Tanzmoto Dance Company“ hatte eigens eine Choreographie entwickelt und Musik komponiert. An der Edelstahlskulptur „Siebener Sinus mit Loop“ von Friederich Werthmann präsentieren elf Tänzer ihre Interpretation des Werks und lockten viele Zuschauer ans Ufer der Ruhr.

Laut Bonmann baue der menschliche Körper zwar mit 30 Jahren langsam ab, nicht aber dieses Projekts „Der Skulpturenpark ist vielmehr 30 Jahre jung.“

Den Hauptteil des Werks „Fisch vermählt“ des Ehepaars Gießler und Sandmann bildet ein blauer Würfel. Darauf sollen zwei silberne Fische stehen, die in ihren Mäulern jeweils einen sichtbar leuchtenden Ring balancieren.

„Das Tuch“: Für Bildhauer Pielsticker ist sein neustes Projekt nicht das erste in Kettwig, er ist bereits mit anderen Skulpturen im Stadtbild vertreten: Vor der Kirche am Markt und am Bögelsknappen 1 stehen die „Menschenzeichen“.

Mit seinem neusten Werk will Pielsticker nun auf die durchaus ruhmreiche Vergangenheit des Stadtteils aufmerksam machen: „Das Tuch“ habe Kettwig schließlich gut betucht gemacht, erklärt er mit einem Augenzwinkern.

Noch gilt es, das richtige Material zu finden, um die rund fünf Meter große Skulptur zu realisieren. Aktuell stehen die Modelle im Rathaus-Kunstfenster. Die Finanzierung steht noch nicht, der HVV nimmt aber Spende n entgegen.