Essen-Kettwig. . Ein Verwaltungsvorschlag sieht vor, die Realschule Kettwig 2016 aufzulösen und zum Teilstandort der Albert-Einstein-Realschule zu machen.

Die 13-Jährige Kettwigerin besucht die Realschule an der Brederbachstraße. „Dass es unsere Schule bald nicht mehr geben wird, haben wir schon gehört. Als Gerücht. Und meine Eltern haben sich auch schon nach einer anderen Schule umgesehen.“ Ihren Namen möchte sie nicht sagen, denn „das ist ja auch irgendwie feige, wenn man jetzt wechseln will.“

Schulorganisatorische Maßnahme - so heißt es schlicht in der Verwaltungsvorlage des Schulausschusses und meint damit die vollständige Auflösung der Realschule Kettwig zum 31. Juli 2016. Als zweizügiger Teilstandort der Albert-Einstein-Realschule in Rellinghausen soll der Schulbetrieb aufrecht erhalten „...und solange fortgeführt werden, wie hierfür der Bedarf gegeben ist...“ heißt es im Amtsdeutsch.

Stetig sinkende Schülerzahlen sind der Grund für diese Maßnahme - dabei hatte das Kollegium um Schulleiterin Gisela Erbslöh in der Vergangenheit alles unternommen, um den Standort zu sichern. So wurde Anfang 2013 ein Kooperationsvertrag mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium geschlossen. Er sieht unter anderem eine Aufnahmegarantie für qualifizierte Realschüler in die Einführungsphase der Oberstufe des Kettwiger Gymnasiums vor. Außerdem gab es Hospitationen und Schnupperwochen für interessierte Realschüler der Jahrgänge 9 und 10.

Doch auch damit war kein Mittel gegen die rückläufigen Schülerzahlen der Realschule gefunden. Mit nur 39 Anmeldungen für das laufende Schuljahr hat die Realschule Kettwig die zur Fortführung nötige Mindestanzahl an Anmeldungen nicht erreichen können.

Die zuständige Bezirksvertretung IX wird auch in diesem Fall nur Anhörungsrecht haben - entscheiden wird der Rat dann in seiner Oktobersitzung.

Viel Geld hat die Stadt in den vergangenen Jahr in die Sanierung der Realschule Kettwig gesteckt und auch stecken müssen. Nach Abschluss der Dachsanierung gab es für den Austausch der Fenster fast 700 000 Euro. Und auch der Förderverein hat sich verstärkt engagiert. Erst im vergangenen Jahr wurde ein aufwändiges Klettergerüst für die Schülerinnen und Schüler der unteren Klassen eingeweiht.

Am 1. August 1973 hatte die Realschule Essen-Kettwig ihren Unterricht aufgenommen - fast durchweg dreizügig war sie in der Vergangenheit. Bereits vor drei Jahren wurde der Abwärtstrend deutlich, ging die Jahrgangsstufe 5 erstmals nur noch mit zwei Klassen an den Start.

Die Kettwiger Realschülerin glaubt auch den Grund für diese Entwicklung zu kennen: „Ich höre oft, dass man besser angesehen ist, wenn man das Gymnasium besucht. Und wenn man kein Abitur hat, kommt man ja sowieso nicht weiter...“