Essener Süden. . Mit dem OB-Kandidaten Thomas Kufen (CDU) sprachen Andreas Göbel und Wolfgang Bieger über ihren Antrag auf 40 verkaufsoffene Sonntage.

Für den Einzelhandel im Essener Süden war und ist es eines der wichtigen Sommerthemen 2015: Die Werbegemeinschaften der Stadtteile Werden und Kettwig stellten - begründet auf ihre Gemeinsamkeiten beliebter Touristenziele und ihre Vergangenheit als Tuchmacherstädte - den Antrag auf 40 verkaufsoffene Sonntage im Jahr. Das Ladenöffnungsgesetz NRW lässt diesen Spielraum zwar zu - ein Rechtsanspruch kann bei der Stadtverwaltung allerdings nicht geltend gemacht werden.

Andreas Göbel vom Werdener Werbering und Wolfgang Bieger von der Kettwiger Werbegemeinschaft KettIN hatten sich bereits zu einem persönlichen Gespräch mit Essens OB Reinhard Paß getroffen. Er werde „diesen Antrag nicht wegbügeln. Zuerst geht er in die Fraktionen, entscheiden wird der Rat.“

Der nächste Schritt der rührigen Vorsitzenden war die Bitte um einen Gesprächstermin mit Thomas Kufen. Dem OB-Kandidaten der CDU schilderte Andreas Göbel, wie es zu dem eher ungewöhnlichen Ansinnen gekommen war, die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage so drastisch erhöhen zu wollen. Göbel: „2004 habe ich die Verordnung entdeckt, die uns diesen Schritt überhaupt ermöglicht. Für Ausflugsziele, die nicht weiter als 300 Meter links und rechts von der Ruhr entfernt sind, gilt sie. Keiner weiß mehr, wer diese Idee entwickelt hat - in vielen Städten und Stadtteilen wird das sehr individuell geregelt.“ 2005 hat er dann für Werden den Antrag gestellt - und von Mai bis Oktober öffneten verschiedene Geschäfte auch sonntags. Voraussetzung: Sie mussten auch ortstypische Produkte im Angebot haben. Als das Ordnungsamt Beliebigkeit feststellte und anmahnte, wurde die Unternehmung abgebrochen. Immer wieder gab es Gespräche mit seinem Kettwiger Kollegen Wolfgang Bieger über eine gemeinsame Aktion - und nun dann der gemeinsame Vorstoß, der Antrag an die Stadt.

Für Thomas Kufen eine „charmante Angelegenheit, weil sie damit verdeutlichen, wofür die Stadtteile stehen. „Wenn das eine Möglichkeit ist, die Identifikation der Stadtteile aufrecht zu erhalten, habe ich dafür viel Sympathie. Es muss nur alles in den Konsens passieren. Es ist mühsam, den Sack Flöhe der Stadtteile zu hüten. Aber ein Innenstadtkonzept darf natürlich nicht den Stadtteilen das Wasser abgraben.“ Und wenn es nach ihm ginge, „würde ich einen Stadtteil-Koordinator einsetzen“.

Ein Vorschlag, der in den Ohren von Andreas Göbel und Wolfgang Bieger wie Musik klingen muss, denn die Fokussierung auf die Essener Innenstadt bereitet den Vorort-Vertretern oftmals Kopfschmerzen. Wolfgang Bieger: „Ich sehe unseren Antrag schlicht als Versuch, etwas für Kettwig und Werden zu tun. Und wir arbeiten auch jetzt schon zusammen - wenn in Kettwig und Werden zeitgleich gefeiert wird, richten wir einen Shuttle ein.“

Gerade in Kettwig sind die Termine für die großen Feste dicht getaktet, aber „die beantragten zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntage, werden stille Tage sein - da sind lediglich die Türen der Geschäfte geöffnet. Und sonst passiert nichts“, sagt Andreas Göbel. Und weil die Tradition als Tuchmacherstädte das zentrale Thema des Antrags ist, „dürfen dann auch nur Bekleidungsgeschäfte geöffnet haben. Und diese Aktion wäre auch wichtig, weil das Bild auch in unseren Stadtteilen nicht so rosig ist, wie es scheint“.

Dass nicht das komplette Kontingent der 40 Sonntage ausgeschöpft werden muss, weiß Thomas Kufen: „Ich habe im Landtag eine Bürogemeinschaft mit einem Kollegen aus Haltern am See. Dort werden an 20 Sonntagen die Geschäfte geöffnet.“

Versprechen kann er Andreas Göbel und Wolfgang Bieger natürlich nichts, aber „mir ist klar, dass es nicht nur darum geht, Kasse zu machen, sondern auch darum, die Struktur in den Stadtteilen lebendig zu halten. Es ist wichtig, diese Diskussion anzustoßen“.

Und sein verbindliches Fazit lautet: „Wir wollen einfach mal schauen, wie wir das in die Reihe kriegen...“