Essen-Kettwig. . Zu einem ersten Treffen der Flüchtlingsinitiative „Kettwig hilft“ kamen 80 Bürger in den Alten Bahnhof.

Eigentlich sollte es ein vorbereitendes Treffen im kleinen Kreis werden, doch die „stille Post“ funktionierte, der Termin wurde öffentlich - und so kamen am Freitag knapp 80 Bürger in den Alten Bahnhof, um die Initiative „Kettwig hilft - Flüchtlinge willkommen“ aus der Taufe zu heben.

Hausherr Wolfgang Lettow, Vorsitzender der IG Bahnhof, stellte den Raum zur Verfügung und übernahm die Moderation. Früh hatte er seinen ganz persönlichen Standpunkt deutlich gemacht - als im Juni 2014 bekannt wurde, dass die Stadt auf dem hinteren Parkplatz neben dem Alten Bahnhof eine Flüchtlingsunterkunft bauen wird, versprach er ein Willkommensfest.

150 Asylsuchende werden dann dort leben. Geleitet wird die Einrichtung entweder von der Diakonie oder der Caritas, die zehn Stunden pro Tag vor Ort sein werden. Ein Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr im Einsatz.

„Wir werden heute noch nicht die Ärmel hochkrempeln, aber wir machen uns - nach dem Vorbild von ‘Werden hilft’ schnellstens an die Gründung eines gemeinnützigen Vereins“, sagte Lettow. Für Ende September, Anfang Oktober ist die Gründungsversammlung geplant.

Erfreut über das Kettwiger Engagement zeigte sich Thomas Römer, stellvertretenden Leiter des Sozialamtes: „Das ist nicht selbstverständlich - in anderen Essener Stadtteilen sieht das ganz anders aus. Solch eine Einrichtung kann nur funktionieren, wenn Ehrenamtliche mithelfen. Auch dabei mithelfen, unbestimmte Ängste abzubauen.“

Das will „Kettwig hilft“ vor allem durch Kommunikation tun. So gibt es bereits einen Arbeitskreis, der sich um dieses Thema kümmern wird. Initiatorin Annegret Kuschel-Küppers: „Ich denke, dass das gerade in Kettwig wichtig sein wird.“ Kathrin Richter von ProAsyl: „Die Menschen haben Angst, weil etwas kommt, was sie nicht kennen. Interkulturelle Kompetenz ist das, was man vermitteln muss.“

Thomas Römer: „Im Moment kommen noch 60 Prozent der Asylsuchenden aus den Westbalkanstaaten. Doch immer mehr Menschen fliehen aus den Krisengebieten in Afghanistan, Syrien und Afrika. Wer der Stadt zugewiesen wird, erfahren wir drei Tage vorher.“

Zweifel an der Eignung des Standortes wurden laut - zwischen den Gleisen der S-Bahn und der Ruhrtalstraße. Dazu Daniel Behmenburg, SPD-Bezirksvertreter in der BV IX: „An eine Absicherung wird bei der Planung bestimmt gedacht“ - im Dezember werden der BV die genauen Pläne vorgelegt.

Und Wolfgang Lettow gibt die Richtung der neuen Flüchtlingsinitiative ‘Kettwig hilft’ vor: „Wir wollen nicht nur über eine Willkommenskultur reden, sondern sie auch leben.“