Essen-Kettwig. . Auf dem Friedrichshof der Familie im Brahm in Kettwig lernen Max, Irma und Joshua, wie’s in der Landwirtschaft zugeht.

Es bleibt Zeit für eine Pause. Ein Glas Wasser, ein paar frische Kirschen - und ein Gespräch. Dann geht es für Max, Joshua und Irma wieder an die Arbeit. Sie lernen auf dem Friedrichshofs der Familie im Brahm in Vor der Brücke, machen ein Praktikum oder die Ausbildung zum Landwirt.

„Wir haben in NRW steigende Ausbildungszahlen. Und es entscheiden sich auch immer mehr Jugendliche für diesen Weg, die nicht von einem eigenen Hof kommen“, sagt Einhart im Brahm.

So wie Joshua. Er kommt aus der Stadt. Seine Eltern haben in Mönchengladbach ein Schuhgeschäft. „Ich bin gern in der Natur und wollte nie durchgehend in einem Büro arbeiten.“

Im Zuge der dreijährigen Ausbildung sind die angehenden Landwirte in jedem Jahr in einem anderen Betrieb. Kettwig ist für Joshua die erste Station. „Die Auszubildenen ziehen bei uns ein und leben wie in einer Familie“, sagt Annette im Brahm. „Sie haben ein eigenes Zimmer und Vollverpflegung und es gibt auch Ärger, wenn sie mit schlechten Noten aus der Berufsschule kommen“, sagt sie und lacht.

Wenn sich die künftigen Azubis auf dem Hof vorstellen, sind meist die Eltern dabei. „Das ist wichtig, denn sie müssen hinter dem stehen, was ihre Kinder tun wollen“, sagt Einhart im Brahm.

Maximal drei Lehrlinge und ein Praktikant arbeiten zeitgleich bei den im Brahms. Im 76. Jahr ist der Hof Ausbildungsbetrieb. Man kennt sich aus, hat einen guten Ruf. Für Irma ist die Ausbildung zum Landwirt ein Schritt auf ihrem Weg. Die 21-Jährige hat Abitur und eine auf zwei Jahre verkürzte Lehrzeit. Im Sommer 2016 ist sie fertig. Sie ist belesen, hat oftmals ein Fachbuch vor der Nase - bei allem, was sie macht, kniet sie sich richtig rein. Und will studieren. Bodenkunde interessiert sie besonders, und am Friedrichshof gefällt ihr, „dass der Betrieb so breit aufgestellt ist. Ackerbau, ein bisschen Wald, die Biogasanlage, Viehhaltung“ - und dann die Landmaschinen. Irma ist eine der wenigen Frauen, die sich für eine Ausbildung zum Landwirt entschieden haben. Sie lebt auf dem Land in Schermbeck. Auch ihre Eltern haben keinen eigenen Hof, aber „ich habe mich auch schon immer für die großen Maschinen interessiert“. Trecker fahren - das ist ihr Ding. Der Dritte im Bunde ist Max. Der 17-jährige Österreicher macht ein Praktikum im Betrieb an der Landsberger Straße. In seiner Heimat besucht er eine Fachschule und wird sie mit einem Ingenieurtitel abschließen.

Um sieben Uhr beginnt ein Azubi-Tag und in der Erntezeit ist erst um 21 oder 22 Uhr Feierabend. Auf die Fünf-Tage-Woche folgt schon mal ein Wochenenddienst, denn die Tiere wollen auch samstags und sonntags versorgt sein. Fürs Weggehen sind Max, Joshua und Irma meist zu müde - da entschädigt ein Sprung in den Swimmingpool des Friedrichs-hofes.

Werbung für den Beruf des Landwirtes zu machen, fällt Einhart im Brahm nicht schwer. „Es ist gut, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen und das Ergebnis zu sehen.“

Das Jahr 2015 ist bislang zu trocken, aber „man wird mich nie stöhnen hören. Bislang waren die Getreideerträge gut und die Ernte ist erst Ende August zu Ende. Dann machen wir einen Strich drunter.“

Um die nächste Generation auf dem Friedrichshof muss man sich übrigens keine Gedanken machen. Matthias ist 21 und der älteste Sohn von Annette und Einhart im Brahm. Er arbeitet auf einem Hof in Krefeld. Und der 19-jährige Alexander macht seine Ausbildung bei einem Geflügelzüchter in Warendorf und wird dann auch auf der Hochschule in Osnabrück Agrarwissenschaften studieren. Einhart im Brahm: „Wenn sie während der Ausbildung in anderen Familien sind, lernen sie dort auch das Leben.“