Essen-Werden. . Der 11. Kunsttag in Werden wird zu einer spannenden Entdeckungstour kreuz und quer durch die weite Welt der Kreativität.

Zerbrechliches, Anmutiges, Verrücktes, Buntes, Musikalisches und Erinnerungen Weckendes: Wer sich nicht von den trüben Wetteraussichten hatte abhalten lassen, für den wurde der 11. Kunsttag in Werden zu einer spannende Entdeckungstour durch die Welt der Kreativität.

Der Regen kann Ariyadasa Kandege das Lächeln nicht aus seinem Gesicht vertreiben. „Ich trage die Sonne in meinem Herzen”, sagt er und strahlt wie zum Beweis über beide Ohren. Die Originale, Poster und Postkarten hat der bekannte Ruhrstadtmaler an seinem Stand vor dem Werdener Rathaus wettergeschützt unter Folie verpackt. Stolz kramt er zielsicher eins seiner Werke hervor: „Das ist mein neuestes Bild.” Eine farbenfrohe Ansicht des Essener Stadtgartens.

Die Werke mit Wiedererkennungswert scheinen einige besonders interessierte Beobachter zu haben: wie angewurzelt bleiben sie stehen, obwohl sie doch mit Bällen balancieren oder im Begriff sind zu tanzen. Kein Wunder, sind es doch die naturalistisch gestalteten Holzskulpturen, die Roger Löcherbach auf dem Rathausvorplatz drapiert hat – und damit für beliebte Fotomotive bei den Besuchern sorgt. „Figuren sind mein Thema”, erläutert der Künstler, der ausschließlich mit Holz arbeitet. Während Kandege zum vierten Mal beim Kunsttag ausstellt, ist Löcherbach bereits seit 2004 regelmäßig dabei. „Als Fischlaker Künstler gehöre ich ja fast zwangsläufig zum Inventar hier”, sagt er lächelnd.

Immer wieder treffe er hier auf Interessenten, woraus sich Aufträge entwickeln können. Sind auch Leute darunter, die sich selbst als Holzskulptur verewigen lassen wollen? „Kommt vor.”

Nur zwei der über 40 Stationen, an denen Kunst an diesem Wochenende eine tragende Rolle spielt, denn fast ganz Werden hat sich in eine riesige Galerie verwandelt. Auch manche Ladeninhaber kombinieren geschickt den verkaufsoffenen Sonntag mit diesem Event und stellen neben ihrer Ware auch Kunst aus.

Manche Einrichtungen haben gar Gemeinschaftsausstellungen auf die Beine gestellt: Im Mariengymnasium etwa präsentieren 20 Künstler Arbeiten von der Malerei bis zur Fotografie. Die Leistungskursklassen der Schule selbst sind zu Gast im Haus Fuhr, das sie zusammen mit 16 weiteren Künstlern zu einer begehbaren Kunstcollage verwandelt haben.

Auf der Bühne des Veranstaltungssaals haben Maike Daum und Ewe Klausmann eine abstrakte Skulptur aufgebaut. Mit einem Hand geschriebenen Zettel fordern sie Besucher auf, den Respekt vor dem auf dem erhöhten Podium stehenden Werk zu verlieren: Hochkommen und um die Kunst herumgehen, anstatt sie aus der Distanz zu betrachten.

Ständiger Lufttanz

Überhaupt dient die Veranstaltung in wunderbarer Weise dazu, die Berührungsängste mit der Kunst zu verlieren. Ilse Straeter etwa, deren Skulpturengruppe „Wind bewegt” seit dem Kulturhauptstadtjahr an der Brücke zwischen dem S-Bahnhof und der Folkwang-Universität einen ständigen Lufttanz wagt, ist immer zu einem launigen Plausch bereit. „Mit den Tanz-Skulpturen habe ich eine Brücke zu meiner ehemaligen Ausbildungsstätte geschlagen” sagt sie – und präsentiert stolz Miniaturausgaben dieser stählernen Tänzer, die man für den Heimgebrauch erwerben kann.

Auch Doc Davids hofft auf Käufer seiner Glasreliefs. In ihrer Farbgebung erinnern sie an Kirchenfenster, passen wunderbar zur St. Ludgerus-Kirche, vor der er aufgebaut hat. Er liebt den Widerspruch des Materials: „Scheinbar ist das Glas zerbrechlich. Dies aber hält einem Hagelsturm stand. So schlimm, dass die Skulpturen diesen Beweis antreten müssen, wird das Wetter dann aber doch nicht.