Essen-Heidhausen. .

Eigentlich sollten die lang diskutierten Bauarbeiten auf der Grünen Harfe bereits im vergangenen Herbst beginnen. Doch getan hat sich diesbezüglich bisher nichts: Archäologische Ausgrabungen auf dem Areal haben den Baubeginn verzögert. Die Funde belegen, dass der Barkhof älter ist als bisher angenommen.

ThyssenKrupp Real Estate hatte sich als Bauherr verpflichtet, auf dem Gelände nach Bodendenkmälern zu suchen. Bereits 2012 ergaben Voruntersuchungen erste Hinweise auf einen hochmittelalterlichen Siedlungsplatz: Gruben, ein Brunnen und Siedlungskeramik ließen diesen Schluss zu, berichtet Projektleiterin Cordula Brand von der mit den Ausgrabungen beauftragten Firma Archbau. Nach einer weiteren Voruntersuchung 2013 begannen die Archäologen im November vergangenen Jahres mit den Ausgrabungen. Bis in den April hinein haben die Arbeiten gedauert – doch aus Sicht der Experten haben sie sich gelohnt: „Es sind sehr interessante Befunde herausgekommen”, sagt Brand.

So hat ihr Team zwei Steinterrassen freigelegt, die auf einstige Gebäude hinweisen. Das eine Podium besaß eine Grundfläche von 10 mal 4 Metern, das zweite sogar 20 mal 8 Meter. Wenngleich von den Häusern sonst nichts mehr übrig ist, entdeckten die Archäologen unter dem Siedlungspodium eine Kelleranlage, in der sie reichlich Funde sichern konnten: darunter Keramik aus der Zeit des Hochmittelalters, also vom 10. bis 13. Jahrhundert. „Damit ist der Barkhof 150 Jahre älter, als das historische Datum bezeugt”, folgert Brand. Denn urkundlich erwähnt wurde der Barkhof erstmals um 1050. „Diverse Funde von Mahlsteinbruchstücken illustrieren die Funktion als Kornhof, daneben wurde aber auch Metallhandwerk ausgeübt, wie zahlreiche Schlacke- und Tiegelfunde belegen”, so Brand weiter. Der Barkhof war einer von zwei Höfen, die zur Abtei gehörten, die 799 gegründet wurde.

Auch zwei Gräben sind aufgetaucht: Sie dienten wohl nicht als Fortifikation, also als eine absichernde Befestigung, vermutet Brand. „Vielmehr könnte es sich um die Markierung von Grundstücksgrenzen handeln.”

Zudem konnten die Archäologen eine Wasseranlage freilegen: „Sie sah aus wie ein Brunnen, aber sie ging nur fünf Meter in die Tiefe”, erläutert die Projektleiterin, die daraus folgert, dass es sich um eine Zisterne handelt. Gut erhalten waren nicht nur diese Zisterne, sondern auch zehn große Krüge, die vielleicht einst in diese Wasseranlage gefallen waren. Fünf der Krüge bestehen aus rheinischem Faststeinzeug, einem bei hoher Hitze sehr hart gebrannten Ton, die anderen fünf weisen in den westfälischen Raum. Aussparungen im Fels lassen zudem einen Seilzug vermuten. Darüber hinaus kamen bearbeitete Hölzer und Reste von Lederschuhen zutage. Aus den Funden lasse sich erkennen, dass die Anlage im 13. Jahrhundert aufgegeben wurde, schließt Brand.

Die Grabungen sind inzwischen abgeschlossen, die Archäologen sind nun mit der Nachbearbeitung der über 10 000 Fundobjekte beschäftigt: Die Funde müssen allesamt gereinigt, beschriftet, bestimmt und listenmäßig erfasst werden. Zudem werden die fragilen Leder- und Holzfunde restauriert. Auch untersucht das Team Bodenproben, um mehr über die Flora Heidhausens im Hochmittelalter zu erfahren.

Im Abstimmungsprozess mit der Stadt und den Versorgern

Wann nun die Bagger anrollen, um mit den Neubauten zu beginnen, steht noch nicht fest. „Wir befinden uns weiterhin im Abstimmungsprozess mit der Stadt Essen und den Ver- und Entsorgern”, so Heike Neumeister von der Thyssen-Krupp-Kommunikationsabteilung. Bevor mit dem Bau der Eigentumswohnungen, Doppelhaushälften und freistehenden Einfamilienhäusern begonnen werden kann, müsse man das Gelände erschließen und die „Grünausgleichmaßnahmen“ angehen.