Essen-Werden. .

Wie alles begann. Anne Engel, geboren in Mönchengladbach - deshalb auch Borussia-Fan -, hatte gerade ihr Diplom als Klavierlehrerin an der Folkwangschule bestanden. Till Engel, der seine Wurzeln in dem kleinen Dorf Twann bei Biel am See hat, war aus England gekommen, wo er Privatunterricht beim bedeutenden österreichischen Pianisten Alfred Brendel erhielt, um eine Professorenstelle für künstlerische Instrumental-Ausbildung anzutreten.

„Wir haben uns im damaligen Fährschepp an der Ecke Abteistraße kennengelernt, wo sich ein erheblicher Teil des studentischen und professoralen Lebens abspielte“ erzählt Till Engel, Konzertpianist und neuerdings auch Dekan seines Fachbereichs.

Jetzt sind sie seit fast 40 Jahren verheiratet. Und sind bald ebenso lange an der heutigen Folkwang Universität der Künste tätig. Wohnen seit dieser Zeit in Werden und sind daraus nicht mehr wegzudenken. „Werden ist für uns einer der schönsten Orte der Welt. Wenn wir einkaufen gehen, bleiben wir alle 20 Meter stehen, weil wir Freunde oder Bekannte treffen,“ sagt Anne Engel. „Unsere Kinder sind hier geboren und zum Gymnasium gegangen.“

Die Engels sind eine künstlerische Familie. Tochter Rebecca, 38 Jahre, verheiratet, wohnt in Unna. Sie übernimmt als freie Schauspielerin und Sängerin Engagements und stand bei einer Kinder-Oper im Gelsenkirchener Musiktheater auf der Bühne. Der 34-jährige Valentin ist als Sozialpädagoge in einem Jugendzentrum im Essener Norden beschäftigt. Er bevorzugt mit seiner Band deutsche Rockmusik.

Gemeinsames Hobby der Engels ist das Wandern. „Im vergangenen Jahr haben wir 1800 Kilometer zurückgelegt, wir sind Naturliebhaber, mögen die Entschleunigung sowie den sportlichen Aspekt“, sagt der 63-Jährige. „Dabei laufen wir immer an einem Stück ohne Pause - einmal sind es 48 Kilometer ohne Rast gewesen.“ Auswärts auf Schusters Rappen unterwegs waren sie in Italien, Frankreich und der Schweiz. Und in Schottland, wo sie mit einheimischen Freunden, die sie in Italien an einer Bushaltestelle kennen gelernt haben, 160 Meilen auf dem West Highland-Way wanderten.

Die „Bushaltestelle“ passt zu ihrer ökologischen Denkrichtung. „Wir haben beide keinen Führerschein, bewegen uns mit öffentlichen Verkehrsmitteln,“ sagt die 64-Jährige, die wegen der Heirat die doppelte Staatsbürgerschaft zuerkannt bekam. Till Engel darf nur eine besitzen und hat sich für seine Heimat entschieden: „Wenn die Schweiz wählt, erhalte ich die Stimmunterlagen per Post.“

Als Schachliebhaber ist er seit Jahren Vorsitzender der Schachfreunde Werden 24/80.

Worin Schach und Musik sich ähneln? „Das Brettspiel ist sehr logisch und die Musik auch, zum Beispiel in der Harmonielehre, aber Schach ist mehr ein Kampfsport.“

Schach ist mehr ein Kampfsport

„Reizvoll“ sei für ihn die „Ästhetik der schwarzen und weißen Felder auf dem Klavier und dem Brett“.

Gerne werden Freunde eingeladen. Dann geht Anne Engel, die seit 25 Jahren im WTB turnt und beruflich allen Altersstufen Klavierunterricht erteilt, ihrem Hobby nach. Sie kocht und serviert internationale Gerichte. Engels gehören mehreren Vereinen und Einrichtungen an: dem Dingerkus-Förderverein, dem Kultur- und Geschichtsverein, Pro Asyl, dem Lions-Club Werethina sowie der Deutschen Schubertgesellschaft, in der er Kuratoriums-Vorsitzender ist.

Im Moment widmen sich die Engels so nebenbei noch der sorgfältigen Ausarbeitung des nächsten Wanderweges.