Essen-Kettwig..
Seit sechs Uhr in der Früh ist an diesem Ostermontag das Küchenteam des Restaurants „Der Bonner Hof“ im Einsatz. Im Ofen brutzeln 100 Spanferkel-Haxen. Dazu gibt’s Kartoffelstampf und Kohlrabi. Doch keine einzige Portion ist für die Gäste bestimmt - Essener Obdachlose werden sich über die Spende aus Kettwig freuen.
Chefin Ursula Matzke und ihr Mann Henning haben im Januar Post bekommen. Von der Gruppe „Essen packt an“ (Epa), die sich nach Pfingststurm Ela gegründet hat und auch das Projekt „Warm durch die Nacht“ betreibt, sich um Obdachlose kümmert, die auf Essens Straßen leben. „Wir waren froh, dass man auf uns zugekommen ist, denn wir wollten schon immer helfen, wussten aber nicht wie“, sagt Ursula Matzke.
Jetzt wird einmal in der Woche im Restaurant am Kringsgat für die Obdachlosen gekocht. „Wir machen Suppen und Eintöpfe - alles Gerichte, die man neben dem normalen Geschäft gut händeln kann“, sagt Henning Matzke. Am Essener Hauptbahnhof und auf der Kettwiger Straße sind die Helfer unterwegs. Ursula Matzke: „Und wir haben gehört, dass die Freude groß ist, wenn es heißt, dass der ‘Bonner’ gekocht hat.“
Markus Pajonk von Epa freut sich über die Unterstützung aus Kettwig: „Fünf Essener Restaurants kochen mittlerweile für diese Aktion. Und ich schätze, dass wir sicherlich rund 200 Obdachlose betreuen - die 100 Haxen waren am Ostermontag auf jeden Fall schnell weg.“
Doch genau so dringend wie warmes Essen braucht die Organisation „Zeitspenden“, wie Markus Pajonk es nennt. „Wir suchen Helfer, die Fahrdienst machen und das Essen abholen oder uns auf den Touren begleiten und bei der Essensausgabe unterstützen.“
Für das Projekt „Warm durch die Nacht“ sind die Helfer derzeit hauptsächlich in der Essener Innenstadt unterwegs, „aber es findet derzeit eine Verdrängung statt, und die Obdachlosen gehen auch in andere Stadtteile, zum Beispiel nach Rüttenscheid“. Der Süden der Stadt werde immer mehr zum Ziel.
Viele Gespräche hat er mit Menschen geführt, die auf der Straße leben. „Die Armut in diesem Land nimmt zu - das ist einfach Fakt. Da sind Männer, die Frau und Kind verloren haben, auf die ‘schiefe Bahn’ geraten sind und jetzt auf der Straße leben. Ich habe mit Ingenieuren gesprochen und mit ehemaligen Immobilienkaufleuten. Jeder hat seine eigene Geschichte.“
Ursula Matzke ist traurig, wenn sie hört, „dass die Deutsche Bahn auf ihrem Gelände verbietet, dass Menschen auf den Lüftungsschlitzen liegen. Oder dass man bei der Essenausgabe nicht mit den Obdachlosen sprechen soll. Auch das gibt die Bahn wohl vor.
Es war nicht schwierig, dass Team von „Der Bonner Hof“ zu überzeugen. „Alle haben sofort gesagt, dass sie mitmachen wollen und gefragt, wie sie helfen können.“
Kontakt zu „Essen packt an“ und „Warm durch die Nacht“ gibt es per E-Mail: epa@essenpacktan.de.