Essen-Kettwig. .

Die Stadt Essen braucht mehr Platz für Gewerbe und Wohnbau - auf der Liste stehen acht Flächen, die sich auf Kettwiger Gebiet befinden. Damit hatte sich jüngst schon der CDU-Ortsverband im Rahmen einer Bürgerversammlung beschäftigt. Jetzt lud die Essener Ratsfraktion der Grünen zur Bürgerversammlung ins Kettwiger Rathaus ein. Unterstützt wurde sie dabei von zwei Experten. Einhart im Brahm, Sprecher der Kettwiger Landwirte, und Ulrike Eitner vom Naturschutzbund Ruhr beleuchteten die insgesamt 30 Hektar aus ihrer Sicht.

Gewerbe: Bei der großen Fläche an der Meisenburgstraße/Teelbruch-Erweiterung (17,7 Hektar) - zwischen Heistershecken und Springberg - war man sich einig. Für im Brahm ist es „einer der besten Böden überhaupt, und es gibt keine Möglichkeit, den Flächenverlust auszugleichen“. Als „unverzichtbare Frischluftschneise, die in heißen Sommern für Luftaustausch sorgt“ bezeichnet Ulrike Eitner die Fläche. Feldlerche und der Kiebitz als Rastvogel wären dort anzutreffen.

Die Teelbruch-Alternativfläche (5 Hektar) ist aus ökologischer Sicht wegen eines Bachlaufs wertvoll, für die Landwirte ist es „guter Boden, aber nicht der allerbeste“.

Wohnen: Die Fläche Hegelstraße/Leibnizstraße (2,7 Hektar) müsse zur Sicherung eines nahegelegenen Hofes erhalten bleiben (im Brahm) und sei das Jagdrevier für Greifvögel (Ulrike Eitner). Das Gelände Icktener Straße/Karl Juch-Straße (0,8 Hektar) würde zu den selben Problemen führen, denn „es ragt wie ein Zipfel in die freie Landschaft und eine landwirtschaftliche Hofstelle ist in der Nähe“, sagt Einhart im Brahm. „Das ist ebenfalls Naturschutzgebiet und bei einer Bebauung wäre der Ackerboden ein für allemal verloren“, lautet das Fazit von Ulrike Eitner.

Die Fläche Im Teelbruch/Am Stadtbad (0,5 Hektar) ist für Nabu-Expertin Ulrike Eitner ein wichtiger Teil eines Biotopenverbundes und die Grünfläche Meisenburgstraße/Im Teelbruch (1 Hektar) sei eine wertvolle Freifläche. Dazu Einhart im Brahm: „Wenn man sich von irgendetwas trennen müsste, dann von dieser Grünfläche - aber auch dieses Stück Land würden wir nur ungern freigeben.“

Das Grundstück Am Stammensberg (1,5 Hektar) liegt quasi mitten in einem Wohngebiet - Kettwigs Landwirte hätten mit einer Bebauung kein Problem. Ulrike Eitner: „Es ist eine Grünfläche im Siedlungsbereich – wertvoll als Puffer zum angrenzenden Gewerbegebiet, eine wichtige Freifläche mit Klima- und Erholungsfunktion.“

Auch die ehemalige Tennisanlage an der Icktener Straße (0,7 Hektar) ist für die Kettwiger Landwirte nicht von Bedeutung, denn „da kommen wir noch nicht einmal mit unseren Maschinen hin“, sagt Einhart im Brahm.

Für den Nabu sieht die Sache allerdings ganz anderes aus. Ulrike Eitner: „Diese Fläche liegt am Eingang zum Icktener Bachtal und wäre für Ausgleichsmaßnahmen ideal. Der Icktener Bach wurde in diesem Bereich verrohrt und könnte freigelegt werden.“