Essen-Werden.

Schon eine Stunde vor der offiziellen Eröffnung um 11 Uhr haben die Händler ihre Stände aufgebaut. Aber es wird ein Sonntag, den man schleunigst vergessen sollte. Regen und Sturm am Morgen, am Mittag, am Nachmittag. Der Werdener Werbering als Veranstalter hatte um Sonnenschein gebeten - dieses Mal hat es nicht geklappt.

Der Stoff- und Tuchmarkt in der Werdener Altstadt ist zweimal im Jahr ein Publikumsmagnet. Doch die ganz Tapferen kommen auch dieses Mal. Hannelore Neukirchen aus Mülheim hat vier Enkelkinder, die „schnell aus allen Klamotten herauswachsen“. Die 61-Jährige besucht jeden Stoffmarkt in ihrer Nähe und „den in Werden mag ich besonders gern, weil ich mich hier immer wie im Urlaub fühle“. Urlaub in den schottischen Highlands - das könnte passen.

Es stürmt und schüttet wie aus Eimern, doch um 11 Uhr ist der Platz der Feintuchwerke dicht. Auto steht an Auto. Die Cafés profitieren vom Schietwetter - Aufwärmen und einmal Durchtrocknen sind die Mittel der Wahl.

Französische Spezialitäten und Strohkörbe, die an den sonnigen Süden erinnern, wirken im Postinnenhof wie aus einer anderen Welt. Auch das Team des St. Josef Krankenhauses muss den Sturmböen und dem Dauerregen Tribut zollen. Vor dem Rathaus sollte ein begehbare Darmmodell aufgebaut werden. Prof. Michael Rünzi, Direktor der Gastroenterologie und Darmspezialist des Krankenhauses, entschied kurzfristig: „Zu gefährlich für meine Patienten – zu nass für das wertvolle Darmmodell.“

So gab’s dort zumindest persönliche Arzt-Patientengespräche und Anti Pasti aus der Klinikküche.

Als um 13 Uhr die Geschäfte zum verkaufsoffenen Sonntag öffneten, hatte sich an den widrigen Umständen wenig geändert. Für Klaus-Peter und Margret Thur hat sich der Ausflug an die Ruhr trotzdem gelohnt, denn das Ehepaar aus Hattingen ging erfolgreich auf Schnäppchenjagd. Margret Thur: „Die Geschäftsleute bieten total viele Rabattaktionen an. Da lohnt es sich wirklich, zuzugreifen.“

Bis 18 Uhr sollte der Stoffmarkt geöffnet sein, doch bereits eine Stunde vorher strichen die ersten Händler die Segel, packten die Stoffballen frühzeitig ein. „Der starke Wind hat den Regen trotz der Abdeckung von den Seiten auf die Stoffe getrieben - die sind jetzt teilweise ziemlich klamm“, ärgert sich eine junge Verkäuferin. Wie gesagt - ein Tag zum Vergessen.