Essen-Werden. . Das katholische Haus in Werden baut sein Angebot als Tochter der Uni-Klinik um und aus. Prof. Ralf-Dietrich Müller verspricht umfangreiche technische Modernisierungen.

Die Spaltung der einstigen Christlichen Krankenhausgemeinschaft Kliniken Essen Süd bereitet dem Ärztlichen Direktor des katholischen St. Josef Krankenhauses Werden keine Bauchschmerzen: Prof. Dr. Ralf-Dietrich Müller schaut positiv in die Zukunft und verspricht, die Ernährungsmedizin als neuen Schwerpunkt in den Fokus zu stellen.

Es war schon ein Paukenschlag, als vor zwei Jahren die Trennung der Krankenhausgemeinschaft Kliniken Essen Süd bekannt geworden war: Während das Evangelische Krankenhaus als gGmbH den Weg in die Selbstständigkeit gegangen war, wurde das St. Josef zu einem Tochterunternehmen der Uni-Kliniken. Damit einher ging vor Ort die Schließung der Gynäkologie und Geburtshilfeabteilung. Nicht wenige Werdener fürchteten seinerzeit, dass weitere Kürzungen in der Patientenversorgung anstehen könnten, doch künftig ist eher das Gegenteil der Fall, erläutert Müller: So werde in diesem Jahr die Ambulanz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und funktionelle Verdauungsstörungen erweitert, wodurch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Disziplinen im Bauchzentrum gestärkt werde. Gleiches gelte für die Gastroenterologische Tagesklinik, in der Patienten mit bösartigen Tumorerkrankungen des Verdauungstraktes behandelt werden.

Zusammen mit dem neuen, interdisziplinären Schwerpunkt „Ernährungsmedizin“ ergänzen diese Konzepte die im Herbst 2014 neu etablierte Adipositas-Chirurgie, in der Fettleibigkeit bekämpft werden soll, betont Müller: „Abgerundet wird das gesamte Projekt dann durch ein angestrebtes Diagnosezentrum für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse.“

Keine Nachteile für die Patienten

Auch wenn die Kooperation mit dem Universitätsklinikum Essen verstärkt werden soll, entstünden den Werdener Patienten keine Nachteile, etwa durch längere Wege: Es sei „sichergestellt, dass Patienten, die sich für eine Behandlung im Sankt Josef Krankenhaus Essen-Werden entschieden haben, wenn möglich, auch hier behandelt werden”, betont Müller. Etablierte medizinische Schwerpunkte wie die Hals-Nasen-Ohren-Klinik oder die Leistenbruchchirurgie sollen sogar weiter ausgebaut werden.

Die Zusammenarbeit mit dem neuen Partner in Holsterhausen erhöhe zudem die Kapazitäten der Ambulanz: Um dies zu erreichen, soll es zum Beispiel eine zusätzliche Beratungssprechstunde der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie im Uni-Klinikum geben. Schließlich sei der Bereich nicht nur in Essen, „sondern auch überregional wegen der hohen Kompetenz äußerst gefragt”, unterstreicht Müller. „Wir hoffen, mit dieser Maßnahme bis zu 400 ambulante Patienten mehr pro Quartal behandeln und damit die monatelangen Wartezeiten deutlich verkürzen zu können.”

Die Umstrukturierungen führen auch zu baulichen Veränderungen. So wird die Abteilung für Gastroenterologie in neu gestaltete, mit modernster Technologie ausgestattete Funktionsräume des St. Josef Krankenhauses ziehen. Die Anästhesie bekommt eine neue Ambulanz. Zudem ist ein teilweiser Umzug der Klinischen Radiologie innerhalb des Hauses geplant. „Damit verbunden ist eine umfangreiche technische Modernisierung”, verspricht Müller.

Zur Trennung zwischen dem Evangelischen und dem St. Josef Krankenhaus kam es, da eine interkonfessionelle Fusion der beiden kirchlichen Häuser sich als nicht umsetzbar erwies. Der Krankenhausstandort habe sich jedoch „nur mit starken Partnern” sichern lassen, begründet Müller den Schritt, zur Tochter der Uni-Klinik Essen zu werden.

Im Zuge der Trennung der beiden Häuser mussten einige organisatorische Fragen geklärt werden: So mussten bisher gemeinsam betriebene Einrichtungen einem der beiden Häuser zugeschlagen werden. Das Labor steht deshalb künftig unter der Leitung des Evangelischen Krankenhauses, Zentral-OP, Anästhesie, Radiologie und Küche gehören indes zum St. Josef. „Im klinischen Alltag werden unsere Patienten diese veränderten Zuständigkeiten jedoch nicht spüren”, ist Müller überzeugt.

Das Evangelische Krankenhaus Essen-Werden und das katholische St. Josef Krankenhaus Essen-Werden wurden beide jeweils bereits in den 1860er Jahren gegründet. Von 1998 bis 2014 firmierten die beiden Krankenhäuser unter dem Dachverband Kliniken Essen Süd. Prof. Dr. Ralf-Dietrich Müller war von 2007 bis 2014 der erste und einzige gemeinsame Ärztliche Direktor. Nach der Trennung leitet er das St. Josef Krankenhaus als Ärztlicher Direktor, im Evangelischen Krankenhaus nimmt Dr. Bernd Koslowski diese Funktion wahr.