Essen-Werden. . „Wir hören erst auf, wenn Schalke Meister wird.“ Wie lange werden Irmgard und Wolfgang Werk wohl noch hinter dem Tresen der „Tuchmacher Stuben“ stehen?

Die Kneipen stehen im Ruhrgebiet auf der Roten Liste. Eine nach der anderen schließt - aber es gibt sie noch. Und die Stammgäste sind dankbar. Stammgast ist übrigens jemand, der sehr oft in dasselbe Lokal geht und der dort bekannt ist. Und davon haben Wolfgang und Irmgard Werk viele - aus der Nachbarschaft, der Umgebung und Ausflügler.

Dazu gesellen sich die Stammtische. Skat- und Doppelkopfspieler, Jedermänner vom Werdener Turnerbund, die Handballer der DJK Grün-Weiß Werden, die Alten Herren des ASV Werden, die Metzgermeister, die Mitglieder des Pfarrorchesters und die Mediziner aus den nahe gelegenen Krankenhäusern. Nicht zu vergessen die Sparfüchse.

Seit genau 25 Jahren sind Wolfgang und Irmgard Werk Pächter der Gaststätte „Tuchmacher Stuben“. Der Name rührt noch aus alten Zeiten, als Werden vor allem als ein Zentrum der Tuchmacher und Werdener Feintuchwerke bekannt war.

Von dieser Zeit zeugen heute noch die Straßennamen Tuchmachersteig, Spindelgang und der Parkplatz der Werdener Feintuchwerke hinter der Basilika. „Anfangs haben wir überlegt, ob wir uns Sportlerklause nennen, haben uns dann entschieden, bodenständig zu sein und Lokalpatriotismus zu üben“ begründet der 65-Jährige die Namenswahl. Zuvor führten die Werks fünf Jahre die „Halbe Höhe“ am Viehauser Berg - die sie vom ehemaligen Wirt Arnold Fleckhaus übernommen hatten.

Wolfgang Werk steht seit 30 Jahren hinter dem Tresen. Ist gelernter Kraftfahrzeug-Mechaniker und stürmte früher für den Bonner SV in der Regionalliga West. Der „Zapf-Millionär“, der gern mal flachst und Späßchen macht: „Wieviel Gläser Bier, Alt, Pils, Kölsch, Wein und Kurze ich in diesen drei Jahrzehnten gefüllt habe, weiß ich nicht, aber mehr als eine Million sind es bestimmt gewesen“ bestätigt er, dessen Markenzeichen das kurzärmelige Hemd unter dem passenden Pullunder und die lange Wirtsleute-Schürze ist. Nachts, wenn geschlossen ist, führt er Yorkshire-Terrier Bonnie durch die Gassen.

Mit der Genauigkeit beim Bezahlen hat er es nicht. Drei Striche auf dem Deckel kosten 4,20 €. „Du hast gewonnen, vier Euro reichen“ erfährt der Gast. Verloren hat derjenige, der statt 2,80 drei Euro hinlegt.

Viele Werdener haben schon einmal die Küche von Irmgard Werk gekostet – die meisten mehrfach. Neues hat sie ausprobiert. In einer Sache ist sie sich jedoch treu geblieben: Gutbürgerliche, deutsche Küche steht auf der Karte. Pizza backt der Italiener.

Da, wo es noch Toast Hawaii undRussische Eier gibt

„Bei mir gibt es heute Sauerbraten mit Klößen“, ansonsten „Rumpsteak, Schnitzel, Filetspieß, Bremer Heringstopf, Toast Hawaii, Russische Eier, Lachsschnittchen, herzhafte Eintöpfe, Kartoffelsalat mit Würstchen, Frikadellen und Zwiebel-Mettbrötchen.“

Sie hat aber auch ein Händchen für eine geschmackvolle Atmosphäre und die Einrichtung der Gaststätte im Herzen Werdens. Für dezent gemusterte Fenster- und Türbehänge, für Blumen, dekorative Tischläufer und -decken wie auch für eine unaufdringliche, aber ins Auge fallende Vereins-Wimpel-Kultur.

Mit seinen 65 Jahren wäre es für Wolfgang Werk und seine Frau Irmgard eigentlich an der Zeit, in den Ruhestand zu gehen. „Es ging uns in den Jahren nicht um Geld oder Anerkennung, sondern darum, dass unsere Gäste zufrieden sind, dass sie gern wieder kommen. Ich bleibe solange in der Küche, bis Schalke 04 Deutscher Meister wird“ verspricht die gebürtige Münchenerin und aufgewachsene Gelsenkirchenerin, deren Vorbild die 94-jährige Luise Korten vom Spindelgang ist.

Was wünschen sich die Stammgäste? Die Meisterschale für S0 4 im nächsten Jahr? Oder sollen die beiden Wirtleute dann doch lieber noch lange bleiben?