Essen-Kettwig. .

Wohnen in Kettwig ist beliebter denn je - und wird immer teuer. Für Jochen Kraft, Geschäftsführer des Bauverein Kettwig, eine ungute Entwicklung. „Unsere Genossenschaft bietet seit knapp 100 Jahren ihren Mitgliedern bezahlbaren Wohnraum an - doch das wird immer schwieriger, denn es findet ein Verdrängungswettbewerb statt.“

Bei der wachsenden Nachfrage ist Expandieren für den Bauverein ein großes Thema, „aber es fehlen schlicht die bezahlbaren Grundstücke. Wir haben sogar schon darüber nachgedacht, alte Häuser abzureißen und dort neu zu bauen.“

Während sich die Kaltmiete auf dem freien Wohnungsmarkt derzeit zwischen 9 und 11 Euro pro Quadratmeter einpendelt, „zahlen unsere Mitglieder 4,80 Euro“, sagt Jochen Kraft. Knapp über 600 Wohnungen in 151 Häusern gehören zum Bestand des Bauvereins.

Und treu sind sie, die Mieter. „Eine Frau lebt seitdem sie ein Baby war, in der gleichen Wohnung. Jetzt ist sie 84 und zieht zu ihren Kindern nach München. Und: Eine 101-Jährige lebt in einer unserer Dachgeschoss-Wohnungen - seit 1939“, erzählt Jochen Kraft.

Noch mehr bezahlbare Wohnungen wünscht er sich für Kettwig und „ich würde gern mit den Parteien vor Ort zu diesem Thema in den Dialog treten.“

Expandieren ist derzeit ungemein schwierig - das Modernisieren allerdings nicht. Im Jahr 2000 hat der Bauverein mit den Häusern in der Akademie- und Gartenstraße begonnen, und „seit fünf Jahren sind wir im großen Stil dabei, den kompletten Bestand zu sanieren. Rund eine Million Euro investieren wir dafür - Jahr für Jahr.“

Nicht nur die energetische Sanierung, die Minimierung der Energiekosten, verschlingt ordentlich Geld - „wenn eine Wohnung frei wird, haben die Mieter dort meist sehr lange gelebt. Dann ist diese Wohnung alt und wir investieren im Schnitt rund 25 000 Euro, um sie auf den neuesten Stand zu bringen.“

Mehr als 50 Prozent des Bauverein-Bestandes sind derzeit schon saniert, und „das Programm wird fortgesetzt“, sagt Jochen Kraft. „Bis 2020 wollen wir damit fertig sein.“

Mit einem weiteren Projekt wird er sicherlich für viel Aufmerksamkeit sorgen. In den Geschäftsräumen Ringstraße 150 soll in absehbarer Zeit ein Bauverein-Treff eröffnen. Rund 30 Prozent der Genossenschafts-Häuser stehen dort, in Vor der Brücke. „Wir brauchen für unsere Mitglieder eine Anlaufstelle“, sagt Kraft.

Ein Bauverein-Treff soll inVor der Brücke entstehen

Aber hinter seiner Idee steckt eine Menge mehr, denn „es soll eine selbstverwaltete Geschichte werden. Vielleicht wird ein Skatnachmittag angeboten oder eine Ernährungsberatung. Einen Kochkurs kann ich mir auch vorstellen. Und die Räume können unsere Mitglieder auch für ihre Familienfeiern nutzen.“ Einmal in der Woche will der Bauverein, wenn die Räume fertig sind, dort auch eine Beratungsstunde anbieten.

Doch noch sind die Schaufenster verklebt, deutet nichts auf den künftigen Mieter hin, der sich in direkter Nachbarschaft der ehemaligen TVK-Geschäftsstelle befindet, die jetzt vom fusionierten Sportverein KSV 70/86 genutzt wird. „Es muss noch ein Boden verlegt werden, die Räume brauchen eine Küche und einen EDV-Anschluss.“ Und dann wäre es schön, wenn sich Menschen finden würden, die dort ehrenamtlich etwas anbieten wollen.