Essen-Werden..
Silbernes Jubiläum für Bernd Steinmann und Stefan Loos: Seit 25 Jahren stehen sie gemeinsam auf der Bühne und begeistern das Publikum in Konzertsälen wie in kleinen Kneipen. Nur für den Namen, unter dem sie auftreten, werden die beiden Werdener wohl keinen Originalitätspreis gewinnen: Auch über die Stadtgrenzen hinaus sind sie als „Essener Gitarrenduo” bekannt.
„Ja, die Sache mit dem Namen”, sagt Stefan Loos und grinst. Natürlich hätte man in Anlehnung an ihre Flamenco-Klänge zum Beispiel auch eine feurig klingende, spanische Bezeichnung wählen können. „Aber ob sich so einen Namen jemand hätte merken können, ist eine andere Frage.” Bei „Essener Gitarrenduo” wisse das Publikum nun einmal, was es zu erwarten habe. „Und in der klassischen Musik ist solcherlei Namensgebung ja längst etabliert”, sagt Loos und verweist etwa auf die Berliner Philharmoniker.
Und ihre klassischen Wurzeln wollen die Zwei nicht verbergen – besonders nicht Stefan Loos, der schon mit klassischer Musik aufgewachsen ist. „Bei uns zu Hause lief nichts anderes”, erinnert sich der 54-Jährige an seine Kindheit. Umso verwunderlicher, dass er bereits von klein auf nichts anderes lernen wollte als Gitarre - ein Instrument, das in der klassischen Musik eher unterrepräsentiert ist. „Ich habe mit neun Jahren angefangen, Gitarre zu lernen”, sagt er. „Und ich kann mich nicht erinnern, vorher dieses Instrument jemals gehört zu haben. Aber vielleicht steckt mir die Liebe zu diesem Instrument ja im Blut.”
Zumindest hat er seinen heutigen Partner Bernd Steinmann bereits zu Studentenzeiten mit dieser Liebe angesteckt. „Er ist als Schüler zu mir gekommen”, erzählt Loos. Aber eins hat Steinmann von anderen Schülern, mit denen sich Loos damals sein Kunststudium in Düsseldorf finanziert hatte, unterschieden: „Er hat sofort wie verrückt für die Gitarre gebrannt – und er war wahnsinnig talentiert.” So talentiert, dass er sich entschloss, Klassische Gitarre an der Folkwang Hochschule in Werden zu studieren, während Loos nach Duisburg ging, um dort ein Studium am geliebten Saiteninstrument vorzunehmen. Auch wenn die beiden nie zusammen die gleiche Uni besuchten, blieben sie in Kontakt, freundeten sich weiter an und traten auch immer wieder zusammen auf.
Aus diesen Gelegenheitsauftritten hat sich schnell eine dauerhafte Zusammenarbeit entwickelt. „Wir harmonieren einfach perfekt”, so Stefan Loos. „Wir sind Grenzgänger zwischen Klassik und Flamenco.” Dazu passt, dass das Duo quasi überall auftritt, sei es in großen Konzertsälen, sei es in Kneipen. Und beides habe seinen Reiz: „Ich liebe es, etwa bei einem Weihnachtskonzert der Essener Philharmonie vor 2000 Menschen zu spielen.”
Auf der anderen Seite sei die Resonanz in einem kleinen Rahmen viel unmittelbarer: „Wenn man in der Kneipe die Leute nicht begeistert, drehen die sich einfach zum Tresen um.” Genau davor hatte er beim ersten Auftritt des Duos im Bahnhof Süd Angst. Aber es kam anders: „Die positive Reaktion der Menschen dort war toll.”
Längst spielt das Essener Gitarrenduo über die Stadtgrenzen hinaus. „2011 etwa konnten wir praktisch als Kulturbotschafter Essens in unserer russischen Partnerstadt Nischni Nowgorod auftreten”, erinnert sich Loos. Und 2014 spielte es anlässlich des Jubiläums zu 25 Jahre Mauerfall in der Kapelle der Berliner Mauergedenkstätte.
Die neunte CD ist in Arbeit
Jetzt steht das eigene Jubiläum an. Das feiert das Duo mit etlichen Auftritten. Als Höhepunkt sieht es neben dem Konzert in der Essener Philharmonie am 13. Juni ein Gastspiel in der Laeiszhalle der Elbphilharmonie Hamburg. Außerdem wollen die Musiker eine neue CD herausbringen: die neunte. Wie diese heißen soll, ist noch unklar – die Sache mit dem Namen halt. „Einfach und griffig muss er sein”, sagt er - „Bernd bevorzugt momentan ‘Spanish Dreams’.“ Das klingt zugegebenermaßen besser als „Die neunte Essener Gitarrenduo-CD”.