Essen-Werden. .

Mitte November kehrte Prof. Werner Peitsch aus Ghana zurück. Der Werdener Chirurg hatte einen Monat ehrenamtlich in einem Missionskrankenhaus im Westen des Landes gearbeitet. „Ich bin im vierten Jahr pensioniert und wollte nichts machen, wofür ich bezahlt werde. Das, was ich kann, soll anderen Menschen zugute kommen.“

Es war nach 2011 sein zweiter Einsatz in Ghana. Doch dieses Mal überschattete Ebola alles. „Ebola diktiert derzeit das komplette Leben in Afrika - auch wenn es in Ghana nicht einen einzigen Krankheitsfall gibt.“ Die Folgen für alle Länder in Afrika sind gravierend. „Keiner behandelt mehr Malaria oder einen geplatzten Blinddarm. Ebola dominiert alles und bindet auch alle Kapazitäten.“

Werner Peitsch spricht von einer „Ebola-Hysterie“. Das sei manchmal genau so absurd, als würde ein Amerikaner sagen, man könne nicht mehr nach Deutschland reisen, weil es in Spanien Ebola gebe. „Und jeder, der in Westafrika war, ist stigmatisiert.“

Er erzählt von einer Ärztin aus Leipzig, die vier Wochen lang in Libera war, dort „aber nur in der Organisation gearbeitet hat und nicht mit Ebola-Kranken in Berührung kam. Sie durfte nach ihrer Rückkehr keine Patienten behandeln und noch nicht einmal ein Rezept ausstellen. 21 Tage lang konnte sie ihre Wohnung nicht verlassen. Das gefährdet auch die Existenz“.

Der Rotary Club Essen-Baldeney betreut seit Jahren unter anderem Projekte in Ghana und Nepal. Von dort wurde die Bitte an ihn herangetragen, sein Wissen und Können im Rahmen ehrenamtlicher Einsätze zur Verfügung zu stellen. „Wir haben klein angefangen, und es hat sich gut entwickelt.“ Im Auftrag der „German Rotary Volunteer Doctors“ war er 2011 erstmals in Ghana, in Dodi Papase.

Auch jetzt, nach seinem zweiten Aufenthalt in Ghana, könnte er eine lange Liste mit Dingen aufstellen, die zur medizinischen Versorgung fehlen. Natürlich seien auch Fortschritte erkennbar. „Es herrscht zwar gravierender Ärztemangel, aber die, die hier arbeiten, sind sehr lernbegierig. Aber es gibt zum Beispiel keinen Wehenschreiber, kein EKG, kein Ultraschallgerät, dafür acht Brutkästen - und keinen Gynäkologen“, sagt der versierte Chirurg.

Das Missionskrankenhaus in Berekum, an dem er gearbeitet hat, ist für die medizinische Versorgung von rund 100 000 Menschen aus der ganzen Region zuständig - und rund 50 Prozent der Einwohner sind jünger als 16 Jahre. 150 Betten hat das Krankenhaus, „aber nur einen Chirurgen, und der wurde hier ausgebildet“.

Unzählige Operationen hat er bei seinem Aufenthalt durchgeführt und noch einmal mehr über das Land gelernt. „Die Patienten können oft die geringsten Kosten nicht aufbringen - eine Schilddrüsen-OP kostet zum Beispiel zehn Euro. Unbezahlbar für viele Ghanaer.“

Natürlich sei man ernüchtert, wenn man nach Deutschland zurückkehrt. Aber die Hilfe gehe ja weiter. Ein anderer Kollege oder eine andere Kollegin wird nun den Menschen vor Ort helfen. Und vielleicht kommt Prof. Werner Peitsch ja wieder. Eventuell schon im Sommer 2015. „Es wäre alles noch viel effektiver, wenn man es besser vorbereiten würde“, sagt er. Sobald sein nächster Einsatz feststünde, könne man die OP-Termine quasi sammeln und in den Zeitraum legen, in dem er vor Ort sei.

Vielleicht kommt er ja wieder

Große Begeisterung werden diese Pläne bei seiner Frau Regina wahrscheinlich nicht auslösen. „Sie hatte auch dieses Mal Angst - unbegründet“, sagt Prof. Werner Peitsch.

In seinem dichten Terminkalender wird aber der Aufenthalt in Ghana wohl einen Platz finden. Zeit fordern allerdings auch seine drei Kinder und die vier Enkel. Und außerdem ist der 69-Jährige Mitglied im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Doch besonders gut ist, – siehe oben – wenn man mit dem, was man kann, helfen kann.