Essen-Werden. .
Ende November startete im neuen Stage Theater im Hamburger Hafen „Das Wunder von Bern“. Als Autor und Regisseur leitete Gil Mehmert, Professor an der Folkwang Universität in Werden, das Projekt.
Das Wunder von Bern erzählt vor dem Hintergrund der Fußball-Weltmeisterschaft des Jahres 1954 die Geschichte eines Vaters und seines Sohnes. Das Musical wurde an den Film von Sönke Wortmann angelehnt, der im Jahre 2003 in den Kinos lief und mehr als vier Millionen Besucher anlockte. Die Charaktere des Films wurden übernommen.
Zur Uraufführung eingeladen war damals auch Michael Herkendell, ein Werdener Junge, und zwar mit der gesamten Mannschaft, die im Film die legendäre WM-Elf darstellte. „Leider konnte ich aus Krankheitsgründen nicht dabei sein“ bedauert der heute 39-Jährige. Zusammen mit seinem Freund Gabriel - beide kamen aus der Jugend des ASV Werden - hatte er sich per Video, auf dem sie ihr fußballerisches Talent demonstrierten und ein paar Sätze zu ihrer Biografie zum Besten gaben, bei Regisseur Sönke Wortmann beworben.
Der wortgewandte und flinke Dribbler Michael erhielt den Zuschlag. Und Gabriel einen sehr schönen Absagebrief. Sein Gesicht sei zu „modern“ für die damalige Zeit gewesen, habe Wortmann gesagt. Beide trafen sich aber zur Premiere in der Lichtburg auf der Kettwiger. Für Michael Herkendell begann eine erlebnisreiche Zeit mit vielen „unvergesslichen“ Eindrücken, die er nicht „missen“ möchte, schildert der heutige Mülheimer: „Das ist für mich das eigentliche Wunder von Bern.“
„Wir wurden zu vielen Benefizspielen und Turnieren vor mehreren 1000 Zuschauern eingeladen und haben viele ehemalige und heutige Fußballer und andere Prominente getroffen und kennen gelernt.“
Darunter waren der noch lebende WM-Teilnehmer von 1954, Horst Eckel, Wolfgang Overrath, Uwe Seeler, Rudi Völler, Jürgen Klopp, Wolfgang Kleff, sowie die deutschlandweit bekannten Werdener Kaberettisten Piet Klocke und Herbert Knebel.
Freundschaften erwuchsen aus dem Stamm der 20 Fußballer aus verschiedenen Ligen um Hauptdarsteller Peter Lohmeyer. „Wir treffen uns noch heute zu Bundesligaspielen und besonderen Anlässen“, erzählt Michael Herkendell. Selbst Sönke Wortmann soll erstaunt gewesen sein: So eine enge Verbindung habe er im Nachgang eines Films noch nicht erlebt.
„Ein besonderes Ereignis war unser Eröffnungsspiel vor 20000 Zuschauern im neuen Berner Stadion, nach dem das alte WM-Endspiel-Stadion in Wankdorf abgerissen worden war und wir gegen die Young Boys Bern mit dem ehemaligen Dortmunder Borussen Stephan Chapuisat kickten“, erinnert sich Herkendell, der Politik und Geschichte studierte und seine Doktorarbeit über die damalige SPD-Außenpolitik verfasst hat.
Ein einschneidendes Erlebnis für ihn war die Begegnung mit dem ungarischen Nationalspieler Buzcanski, der ihm von der traumatischen Niederlage im Finale des WM-Favoriten berichtete, das man in seinem Land auch als Kampf zweier unterschiedlicher Systeme aufgefasst hatte.
Michael Herkendell, dessen Lebensgefährtin Monique Wiege an der Werdener Ludgerusschule unterrichtet: „Wir sind immer wieder auf Leute gestoßen, die begeistert waren, die Tränen in den Augen hatten, wenn sie sich an den WM-Titel von 1954 und an die Nachkriegszeit erinnerten.“
In seiner Familie habe man früher auch nur vom Krieg, Gefangenschaft und vom Wunder von Bern und dem Reporter Zimmermann erzählt („Rahn müsste schiessen …. Tor, Tor …Deutschland führt 3:2). Mindest 30 Mal hat er den Videofilm von Sönke Wortmann gesehen. Er trug das Trikot mit der Nummer. 17 des Frankfurter Offensivspieler Hermann. Die Einnahmen aus den Benefizspielen seien an die Fritz-Walter-Stiftung für junge Fußballer gegangen. Michael Herkendell ist heute Referent für Politische Bildung und Geschäftsführer von Werden 80.