Gladbeck. Seine Wohnung in einem Mietshaus in Gladbeck-Brauck soll der 47-Jährige Mirko P. angezündet haben. Eine Frau starb in den Flammen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord und dreifachen Mordversuch vor. Er bestreitet die Tat, sieht sich selbst als Opfer und beschuldigt indirekt seine Ehefrau
Fünf Monate nach der Explosion des Mehrfamilienhauses in Gladbeck muss sich der 47-jährige Mieter nun wegen Mordes und Brandstiftung vor dem Landgericht Essen verantworten.
Er will allerdings Opfer sein. Doch Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr sieht den Gladbecker Mirko P. in seiner Anklage schlicht als Mörder. Als P. seine Wohnung in Gladbeck-Brauck am 13. September 2008 in Brand gesetzt habe, soll er den Tod seiner vier Mitbewohner in Kauf genommen haben. Auf dreimal versuchter und einmal vollendeter Mord lautet der Vorwurf: Eine 61-Jährige im Dachgeschoss des Mietshauses entkam den Flammen nicht mehr und starb. Die Explosion in der Wohnung von P. war so gewaltig, dass die Wände des Hauses nach außen gedrückt wurden.
Kleider verbrannt
Eheprobleme nimmt die Staatsanwaltschaft als Motiv an. Die Ehefrau hatte ihn Ostern verlassen. Er soll gedroht haben, ihr etwas anzutun. Beobachtet wurde, dass er im Garten ihrer Kleider verbrannte. Am Tattag selbst soll er an einer Tankstelle Benzin in Kanister abgefüllt und selbst erhebliche Brandverletzungen erlitten haben. Doch er weist jede Verantwortung für die schreckliche Tat zurück.
Er deutet an, dass seine Frau die Schuldige sei: „Sie hat mir gedroht. sie wollte jemanden schicken, der mich umbringt.” Am Tattag habe er tatsächlich Benzin gekauft, allerdings für eine Fahrt nach Berlin. Er sei an dem Abend spazieren gegangen. Bei seiner Rückkehr, sei die Wohnungstür zerstört gewesen. Als er eine Zimmertür öffnete, sei etwas explodiert: „Es war wie im Krieg, wenn einer eine Bombe legt.” Und: „Die Frau hat langsam meinen Tod vorbereitet, ich kann es nicht beweisen.”
Spontane Hilfe
Erinnerungen an die Brandnacht werden wach für die insgesamt 13 Mieter, aber auch an spontane Hilfe. „Gladbeck hilft” titelte damals die WAZ Gladbeck. Und wirklich: Die Stadt kümmert sich sofort um neuen Wohnraum. Dabei hilft auch die Deutsche Annington, der das zerstörte Haus gehört. Im Stadtteilbüro und in der katholischen Gemeinde stapeln sich Spenden in den Regalen. Wäsche, Kleidung, Möbel – alles gut erhalten. Auch in der Lokalredaktion der WAZ melden sich Menschen: „Wir haben eine freie Wohnung zu vermieten.” „Ich bin Handwerker, ich kann mauern und tapezieren.” Die Bewohner des Hauses Nr. 270, sie haben zwar in der Nacht der Explosion alles verloren. Aber sie wurden nicht allein gelassen.
Für den Prozess sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird nicht vor Ende März erwartet.