Essen. 53 Jahre lang hielt sich Peter N. aus Wesel an die Gesetze. Dann überfiel er zwei Tankstellen und einen Getränkemarkt in Bottrop. Mit fünf Jahren Haft fiel das erste Strafurteil seines Lebens vergleichsweise milde aus.
Bernd Koß, Richter am Landgericht Essen, sprach am Donnerstag von einer „eher am unteren Rand liegenden Sanktion“ gegen den bürgerlichen Angeklagten. Nach Scheidung, gesundheitlichen und beruflichen Problemen hatte Peter N. Ende vergangenen Jahres versucht, wieder Fuß zu fassen. Für ein Telefonunternehmen arbeitete er im Außendienst, hatte aber kurz vor Weihnachten kein Geld mehr, um Benzin zu tanken.
Er sah keinen anderen Ausweg als die Raubüberfälle. Am Weseler Bahnhof und an der Bottroper Dieter-Renz-Hall stahl er von fremden Autos die Nummernschilder, schraubte sie zur Tarnung an den eigenen Wagen. Zwischen dem 27. Dezember und dem 1. Februar beging er die Raubüberfälle: vermummt mit Mütze und Schal, bewaffnet mit einem Messer. Rund 5000 Euro erbeutete er. Außerdem prellte er Tankstellen, weil er sein Auto volltankte, ohne zu zahlen.
Kein Geld für Sprit
Psychiater Dieter Oswald hatte ihm verminderte Schuldfähigkeit bescheinigt, von einer Zuspitzung der persönlichen Lebenskrisen gesprochen: „Verzweiflung, Einsamkeit, Kontopfändung, kein Geld für Sprit - und das alles zu Weihnachten.“ Oswald sah in dem Angeklagten trotz der kriminellen Taten keinen Berufsverbrecher: „Er fängt ja erst mit 53 Jahren an, das ist eher lebensphasisch. Er hat Grundlagen, die ihn vor künftigen Straftaten schützen.“
„Dieser Fall unterscheidet sich von anderen“, erkannte auch Staatsanwältin Sandra Will an. „Er ist ein Angeklagter, dem wir das nicht zugetraut hätten“, ergänzte Verteidiger Rudolf Bockholt. Auch das Gericht blieb mit seinem Urteil auf dieser Linie. Richter Koß erinnerte aber deutlich an die Folgen der Tat für die Kassiererinnen, von denen einige noch heute unter schweren psychischen Problemen leiden. Koß: „Sie alle hatten erhebliche Angst, weil er ihnen im Kassenbereich so nahe gekommen war.“