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Wegen der Erpressung des Lebensmitteldiscounters Aldi muss sich ab Freitag ein 66 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Essen verantworten. Der Mann soll behauptet haben, Produkte ungenießbar gemacht und in mehreren Filialen ausgelegt zu haben.

Wegen der Erpressung des Lebensmitteldiscounters Aldi muss sich ab Freitag ein 66 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Essen verantworten. Der Angeklagte soll sich im Frühjahr 2010 unter dem Pseudonym Koslovski zunächst schriftlich an den Essener Konzern gewandt haben. Laut Anklage behauptete der Mann, Produkte der Firma ungenießbar gemacht und in mehreren Filialen ausgelegt zu haben.

Ursprünglich sollte der Prozess gegen den aus Oldenburg stammenden Angeklagten bereits Ende Januar starten. Da sich der Mann aber töten wollte, musste das Verfahren verschoben werden. Da der Angeklagte „umfassend geständig“ ist, ist für den Prozess nur ein Tag angesetzt, wie ein Gerichtssprecher sagte. Bei einer Verurteilung droht dem bislang nicht vorbestraften Mann eine Haft von fünf bis 15 Jahren.

800.000 Euro verlangt

Bei seinen Erpressungsversuchen hatte der 66-Jährige 800.000 Euro verlangt. Nachdem der Konzern darauf nicht reagiert hatte, schrieb der Erpresser einen weiteren Brief. Darin hieß es laut Anklage, in zwei bestimmten Läden sei es „lebensgefährlich“. Dort war zuvor Apfelschorle platziert worden, die mit Verdünnung verunreinigt wurde. Nach weiteren Schreiben wurden in einer Bremer Filiale des Konzerns Kleidungsstücke mit Schwefelsäure bespritzt und dadurch unbrauchbar gemacht.

Aldi schaltete - wie von dem Erpresser gefordert - mehrere Annoncen in norddeutschen Tageszeitungen und gab ihm so ein Zeichen, dass der Konzern die Erpressungsschreiben erhalten hatte. Nach zahlreichen weiteren Drohungen und Täterschreiben sollte es am 12. August 2010 zu einer ersten Geldübergabe kommen, die jedoch nicht erfolgte. Auch weitere Versuche scheiterten, weil sich der Erpresser offenbar beobachtet fühlte.

Verfahren wegen Kreditbetrugs wurde Mann zum Verhängnis

In der Nacht zum 8. September 2010 wurde der Angeklagte dabei beobachtet, wie er ein weiteres Erpresserschreiben von außen an eine Filiale des Discounters in Delmenhorst (Niedersachsen) klebte. Zwar konnte er zunächst fliehen, wurde dann aber rund drei Wochen später gefasst.

Zum Verhängnis wurde dem Mann ein gegen ihn laufendes Verfahren wegen Kreditbetrugs. Bei diesen Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft auch seinen Computer sicher. Auf ihm sollen sich Beweise für die Erpressungsversuche befunden haben. Der Angeklagte wurde im September festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Nach Angaben des Verteidigers soll die Erpressung „eine Verzweiflungstat“ gewesen sein. Die Firma des selbstständigen Stahlbaukonstrukteurs sei von der Pleite bedroht gewesen, sagte der Anwalt der WAZ. Seine Frau habe von den Taten nichts gewusst. (dapd)