Essen-Frohnhausen. Baufortschritte in der ehemaligen Lutherkirche in Essen-Frohnhausen: Corona hat den Umbau der Lutherkirche kaum verzögert. Eröffnung im Herbst

„Der Rohbau ist abgeschlossen, die Fensterausschnitte sind gemacht“, sagt Arndt Sauer. Der Geschäftsführer des Mehrgenerationenhauses (MGH) an der Kerckhoffstraße 22b ist zufrieden mit dem Baufortschritt an der ehemaligen Lutherkirche. Diese soll, wenn alles wie geplant verläuft, in diesem Oktober ihrer neuen Nutzung zugeführt werden.

Kirche in Essen-Frohnhausen wurde vor elf Jahren profaniert

Vor elf Jahren wurde die Kirche entwidmet. Nun werden auf drei Etagen nicht nur zwölf barrierefreie Wohnungen errichtet, sondern auch neue Räume für die Kindertagesstätte Stadtpiraten. Etwa 560 Quadratmeter zum Spielen und Toben soll das umgebaute Untergeschoss demnächst den Kita-Besuchern bieten. Statt bisher 70 sollen dann 170 Kinder in der Einrichtung betreut werden.

In den Etagen darüber werden Senioren wohnen. Die beiden oberen Stockwerke wurden dazu neu eingezogen. Vom evangelischen Gotteshaus sind die Außenmauern geblieben, aber innen wurde viel verändert. So bekommt das Gebäude zwei Aufzüge und auch Balkone werden angebaut.

„Das Mehrgenerationenhaus ist Betreiber der Wohnungen“, fügt Sauer hinzu. Aber wichtig bei dem Projekt seien darüber hinaus die Pflege sozialer Kontakte zwischen den Bewohnern.

Die stammen aus verschiedenen Generationen, Jung und Alt leben unter einem Dach oder mehr oder weniger Tür an Tür. So sei gerade jetzt – in Corona-Zeiten – keiner der Senioren einsam. Hilfe beim Einkaufen oder beim Putzen gehöre dazu. Arndt Sauer: „Wir nehmen die Situation sehr ernst und achten auf die Gesundheit der Bewohner.“ Derzeit leben etwa 40 Menschen in den sechs MGH-Wohnbereichen – vom Kind bis zum Hochbetagten, nach dem Prinzip der früheren Großfamilie.

Der Umbau der Kirche sollte bereits beendet sein

Die bunten Fenster bleiben erhalten.
Die bunten Fenster bleiben erhalten. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Eigentlich sollte der Umbau jetzt schon abgeschlossen sein, doch die Suche nach Weltkriegsbomben hat zu einer Verzögerung von rund vier Wochen geführt. „Gefunden wurde zum Glück keine“, erklärt Sauer. Danach ging es zügig weiter, nach ein paar Tagen Stillstand wegen Corona. „Aber das hat sich schnell eingespielt. Jetzt schreitet der Innenausbau mit dem Legen der Versorgungsleitungen gut voran. Die Lutherkirche als geistliche Heimat für viele Protestanten in Frohnhausen wird stückweise erhalten. Der Turm bleibt auf jeden Fall als Wahrzeichen.“

Entscheidende Änderungen sind im Inneren erfolgt. Das Kirchenmobiliar wurde ausgebaut, der Altarraum soll zum Indoor-Spielplatz werden. Die bunten Fenster, die biblische Geschichte erzählen, will man doch an Ort und Stelle lassen. Zunächst hatte Sauer sie für den großen Saal im Stammhaus vorgesehen. Nun will man die vier großen Fenster hinterleuchten. „Nachts wird das Gebäude effektvoll angestrahlt“, freut sich der 63-Jährige.

Eins von 540 Mehrgenerationenhäusern in Deutschland

Seit 2017 betreibt der Verein das Mehrgenerationenhaus (MGH) im ehemaligen Lutherhaus.

Hinter der bunten Fassade an der Kerckhoffstraße 22b leben nicht nur Menschen verschiedenen Alters. Es gibt auch ein Café, und es werden Integrationskurse werden angeboten. Vereine treffen sich regelmäßig dort.

Das MGH Essen gehört zu rund 540 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Mehrgenerationenhäusern in Deutschland.

Der Umbau der Lutherkirche wird rund 3,5 Millionen Euro kosten. In der Essener Wohnbau eG fand das 2017 an die Kerckhoffstraße umgezogene Mehrgenerationenhaus schnell einen Finanzpartner. Die Zusammenarbeit mit der Wohnbau eG funktioniere vorbildlich. „Vorher waren wir zehn Jahre in der Sälzerstraße 88 in Altendorf“, erinnert Sauer. Hier platzte das soziale Wohnprojekt bald aus allen Nähten. Man wollte expandieren.

Der Stammsitz war an der Sälzerstraße in Essen-Altendorf

„Nach zwei Kaufzusagen und Kirchenvorstandsbeschlüssen für das alte Pfarrhaus von St. Anna und zwei weitere Gebäude haben wir aufwändig saniert und renoviert und 100.000 Euro dort investiert.“ Doch am Ende sei das Geld verloren gewesen, weil es neue Pläne gab: Die St. Anna-Kirche wurde 2015 abgerissen, nur der alte Stammsitz des MGH – das ehemalige Backstein-Pfarrhaus – steht bis heute. Als Entschädigung bekam das MGH jetzt 5000 Euro von der Gemeinde St. Antonius.

Umso glücklicher sind Sauer und sein Team, dass sie in Frohnhausen Fuß fassen konnten. Jetzt freuen sich alle auf die neuen Räume in der ehemaligen Lutherkirche. „Die Einweihung möchten wir im Herbst gern gebührend feiern.“