Essen-Bedingrade. Der Bebauungsplanentwurf für das Gelände der Franziskusschwestern stand im Mädchengymnasium zur Diskussion. Die Kritik der Anwohner ist heftig.

Als „Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung“ war der Abend im Mädchengymnasium in Borbeck gedacht. Doch offenbar ist schon alles zu spät, wenn es um den Bebauungsplan Moos-/Laarmannstraße („Klostergarten“) geht. Das zeigte die gut zweistündige Auseinandersetzung zwischen Vertretern der Stadt und rund 100 Anwohnern . Misstrauen und Wut bestimmten die Atmosphäre in der Schulaula. Eine einvernehmliche Lösung über das Bauvorhaben der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord scheint in weiter Ferne zu liegen.

Schon der Termin des Abends wurde kritisiert

Ein Zitat aus einem Bericht dieser Zeitung wird von den Anwohnern sehr negativ beurteilt.
Ein Zitat aus einem Bericht dieser Zeitung wird von den Anwohnern sehr negativ beurteilt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Der Streit begann schon bei der Terminierung einen Tag vor Nikolaus. Das sei sicherlich in der Absicht geschehen, Betroffene, die lieber die Enkelkinder beglückt hätten, vom Besuch abzuhalten.

Dann die Beschreibung der Wohngegend hinter dem Franziskushaus. Als Moderator Andreas Müller, stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamtes und nach unzähligen Diskussionsabenden routiniert, von einer „ruhigen Lage“ sprach, erntete er sofort höhnisches Gelächter.

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Auf keinen Nenner mit den Anwohnern kam Eva Fendel, ebenfalls vom Stadtplanungsamt, in der Frage, warum das neue Mutterhaus im Landschaftsschutzgebiet neben dem Pausmühlenbach errichtet werden durfte. Die Befreiung sei rechtens gewesen, versicherte sie, muss aber eingestehen, dass es vergessen wurde, die Änderung in den Akten zu vermerken. Dass das nun im Zuge des neuen Bebauungsplans mit Zustimmung der Bezirksregierung nachgeholt werden darf, wurde ihr nicht abgenommen.

Wohnungsunternehmen wirbt für den „Klosterpark“

Dass die Initiative „Rettet den Klostergarten“ den falschen Namen gewählt hat, wie Generaloberin Judith Schmidt ihr vorwirft, weil doch nur das früher bereits bebaute Grundstück nebenan gemeint ist, ärgerte die Anwohner ebenfalls. Arnulf Breiderhoff zitierte die Kundenzeitschrift des Wohnungsunternehmens, in der diese selbst vom „Klosterpark“ spricht.

100 altengerechte Wohnungen geplant

Die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord möchte auf dem 2,5 Hektar großen Grundstück rund 100 altengerechte Wohnungen bauen.

Das Grundstück veräußern die Franziskusschwestern.

Die Stadt verlangt, dass auch eine Kindertagesstätte und ein 1400 Quadratmeter großer Spielplatz, Typ B für ältere Kinder, errichtet werden.

Die Bauzeit soll etwa drei Jahre dauern.

Nachdem noch generell bezweifelt wurde, dass Essen überhaupt neue Wohnungen benötigt, und nachdem der Wert des Mikroklimas und der Frischluftzufuhr herausgestellt sowie die politische Beeinflussung städtischer Ämter thematisiert worden war, ging es noch um den zu erwartenden Verkehr, wenn über 100 Wohnungen neu dazukommen.

Zahlen des Verkehrsgutachters werden bezweifelt

(Einen schweren Stand hatten v.l.) Rudolf Schulte (Amt für Stadtplannung und Bauordnung), Eva Fendel (Amt für Stadtplannung und Bauordnung) und Dr. Frank Weiser (Ing. für Verkehrswesen) auf der Bühne in der Aula des Mädchengymnasiums in Essen-Borbeck.
(Einen schweren Stand hatten v.l.) Rudolf Schulte (Amt für Stadtplannung und Bauordnung), Eva Fendel (Amt für Stadtplannung und Bauordnung) und Dr. Frank Weiser (Ing. für Verkehrswesen) auf der Bühne in der Aula des Mädchengymnasiums in Essen-Borbeck. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Zahlen präsentierte Verkehrsgutachter Frank Weiser aus Wuppertal. Dass sein deutschlandweit tätiges Büro rund um Bergheimer- /Frintroper Straße und Rabenhorst in Bedingrade eine „gute bis sehr gute Verkehrsqualität“ ermittelt hat und keine entscheidenden Verschlechterungen durch zusätzlichen Verkehr prognostizierte, wurde schlichtweg zurückgewiesen. „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“, wurde ihm unter lautem Applaus entgegnet. Die Anwohner berichteten dagegen von erheblichem Schleichverkehr in der nur für Anlieger bestimmten Laarmannstraße, von Parkdruck durch Beschäftigte des Altenheims. Außerdem fürchten sie den Lärm durch jahrelangen Baustellenverkehr.

Letztlich gab es keine Annäherung, sondern die Fronten schienen nur noch weiter zu verhärten.