Essen-Frohnhausen. Mit Geld unterstützen Ehrenamtliche der Frohnhauser Rumänienhilfe der Gemeinde St. Antonius die Bewohner im Partnerdorf Costiui.
Ein kleines Holzhaus und weitere Souvenirs erinnern Marlies Jacobi (72) täglich an die Freunde in Rumänien. Aber auch an ihren Ehemann Klaus. Der Katholik hatte 1992 die erfolgreiche Partnerschaft mit den Rumänen der Pfarrei „Heiliger Johannes von Nepomuk“ in Costiui mit Gemeindereferentin Andrea Hurlebusch gegründet. Beide sind mittlerweile verstorben. „In all den Jahren haben wir so viele gute Kontakte zu Bewohnern von Costiui geknüpft“, erzählt Jacobi, die jetzt nach einem weiteren Besuch zurückgekehrt ist.
Unterstützung für 660 Einwohner
660 Einwohner leben im Norden des Landes mit dem Nötigsten und freuen sich über die Unterstützung der Essener. Martin Stemmer ist einer, der regelmäßig nach Rumänien mitfährt und die Verteilung der Gelder organisiert. Gerade hat der 63-Jährige die Koffer ausgepackt und die Sachen für den Weihnachtsbasar in St. Antonius im Keller eingelagert: gestrickte Socken, Schaffelle und Honig aus Costiui. „Wer Hilfe braucht, kriegt sie“, betont Stemmer. Vorab müssen die Bedürftigen angeben, wofür sie das Geld der Rumänienhilfe verwenden wollen. Das Ergebnis überprüft die Frohnhauser Initiative bei ihrem nächsten Besuch. Wer die Zuwendung nicht wie vereinbart investiert, muss sie zurückzahlen und wird nicht weiter gefördert. „Das wissen unsere Paten aber auch.“ Schwarze Schafe gebe es daher selten.
Zweimal im Jahr fahren die Helfer nach Costiui, „ans Ende der Welt“, mittlerweile im Privatwagen. „Der Ablauf ist immer gleich“, erzählen sie, „am Samstag und Sonntag ist Anreise, der Montag bis Mittwoch für die Arbeit. Den Donnerstag haben wir als Puffer für Unvorhersehbares, und dann geht es am Freitag und Samstag wieder nach Hause.“
3500 Kilometer liegen zwischen dem Essener Westen und der Partnergemeinde in einem der ärmsten EU-Länder. Dort haben die Menschen viele Sorgen und Probleme: Arbeitslosigkeit, Ärztemangel, fehlende Krankenhäuser, niedrige Renten, Korruption und schlechte Schulen. Der Lebensstandard ist niedrig. „Immerhin haben die meisten Häuser mittlerweile Strom und richtige Toiletten und keine Plumpsklos mehr“, fügt Stemmer hinzu. Aber Brunnen im Garten zur Wasserversorgung seien nach wie vor üblich.
Früher organisierte die Rumänienhilfe noch Transporte mit Lastwagen. Drei Brummis voller Lebensmittel, Kleidung, Medikamente und Spielsachen gingen auf die Reise über Wien, Budapest und Satu Mare im rumänisch-ungarischen Grenzgebiet nach Costiui. „Lebensmittel sind teuer dort“, weiß Jacobi. Hinzu komme die Wasserknappheit. „In diesem Sommer fiel drei Monate kein Regen, und das Trinkwasser wurde knapp.“ Im Winter hingegen könne es bis zu minus 30 Grad kalt werden. Und geheizt wird mit einfachen Holzöfen.
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Bei ihrem Besuchen sind die Helfer im Pfarrhaus untergebracht. Da genießen sie den „Luxus“ eines Badezimmers. Die Einrichtung ist bescheiden, aber die Menschen vor Ort begrüßen die deutschen Freunde herzlich und geben, was sie können. Kinder gehen bei der Unterstützung vor. Dazu gehört für die Essener die Mitfinanzierung der Schulausbildung. Denn dass der Nachwuchs aus dem Partnerdorf gute Chancen auf Arbeit hat, ist der Initiative wichtig. Stemmer: „Die Menschen sollen in ihrer Heimat ein besseres Leben führen können.“
Ausbildungspatenschaften
So vergibt die Rumänienhilfe auch Ausbildungspatenschaften für Schüler und Kinder. Derzeit sind es vier. Die deutschen Spender zahlen 300 Euro im Jahr für ihr Patenkind. Mit jährlich 150 Euro (12,50 Euro / Monat) wird ein Erwachsener unterstützt. Das reicht für die nötigsten Lebensmittel. Als Dank für die Hilfe verpflichten sich die Empfänger, ehrenamtlich Gemeindearbeit zu leisten. „Das kontrollieren wir“, sagt Stemmer. Beim jüngsten Besuch habe man eine Patenschaft beendet, weil die Vereinbarung nicht erfüllt worden war.
„Das Schwierigste an unserem Tun ist es, zu entscheiden, wer Hilfe bekommt und wer nicht“, sagt Jacoby abschließend. Den Alten, Alleinstehenden, Kranken oder den Kindern? Am liebsten würden sie allen beistehen, doch die Finanzen sind begrenzt. Das in Essen gesammelte Geld werde jedenfalls sicher nach Rumänien transferiert, unterstreicht Stemmer. Wie verrät er aber nicht.
Und wenn er in Rente ist, möchte er seinen Wohnsitz nach Costiui verlegen. Seine Frau Wilma lebt im Dorf. Bei einem der vielen Besucher hatte er sie kennengelernt.