Essen-Bedingrade/Borbeck. Das Trauernetzwerk Essen blickt auf seine 20-jährige Tätigkeit zurück. Den Grundstein legte der Verein T.A.B.U. Trauerkultur hat sich verändert.

„Trauer ist die schmerzliche Reaktion auf ein tiefes Verlusterlebnis – ob es sich um einen Tod, eine Trennung, um das Verlieren von Fähigkeiten, Hoffnungen oder Perspektiven handelt“, weiß Astrid Köhne. Sie gehört zum Förderverein „Cosmas + Damian“ des Hospizvereins Borbeck und begrüßt die rund 40 Teilnehmer zur Feier des 20-jährigen Bestehens des Essener Trauernetzwerks.

Der Verein T.A.B.U. legte Grundstein für das Essener Trauernetzwerk

Der runde Geburtstag gibt Gelegenheit, an die Geschichte zu erinnern. Die Trauerkultur hat sich verändert, wie Dirk Matzik, Geschäftsführer vom „Trauart“-Zentrum für Trauerbegleitung, Therapie und Weiterbildung in Essen weiß. Sein Haus gehört wie viele andere Einrichtungen zum Netzwerk und ist aus dem Verein T.A.B.U. hervorgegangen, der 1986 von einem Psychologen gegründet wurde. Die Anfangsbuchstaben des Namens standen für Trauer, Abschied, Begleitung, Unterstützung.

Das Trauernetzwerk Essen

Das Trauernetzwerk Essen ist ein Zusammenschluss von gemeinnützigen und kommerziellen Angeboten zum Thema Trauerhilfe.

Ansprechpartnerin für die Allianz ist Barbara Djaja. Sie ist auch erste Ansprechpartnerin für Menschen, die plötzlich einen Angehörigen verloren haben, etwa durch einen Selbstmord oder Unfall.

Kontakt unter 01 72/1 85 37 27, E-Mail: henbarbaradjaja@web.de.

Erstaunlich: In Essen gab es damit die erste nicht kirchliche Anlaufstelle in ganz Deutschland für trauernde Menschen, die Wege suchten, damit besser umzugehen. Dirk Matzik reiste Ende der 80er noch von einer Talkshow zur nächsten. Und erzählte, wie er und seine Kollegen Trauernden zur Seite standen: Einzelgespräche, Gruppenangebote und Seminare befassten sich mit Themen, von denen die meisten nichts hören oder sehen wollten: Sterben, Tod, Angst vor Verlusten, Verlassenwerden und Alleinsein.

Professionelle Begleiter und Ehrenamtler arbeiten zusammen

Der Sozialpädagoge und psychotherapeutische Heilpraktiker mit Praxis in Rüttenscheid bietet bis heute professionelle Begleitung an. „Gesellschaftliche Anforderungen wie Leistung und Effizienz erschweren den Umgang mit Trauer, Tod und Sterben. Meist wird erwartet, dass Menschen nach einem Verlust schnell zur Tagesordnung übergehen und den seelischen Schmerz mit sich selbst ausmachen.“

Doch auch Ehrenamtler sind im Netzwerk angeschlossen. 19 von ihnen kamen zur Feier, um sich auszutauschen. Sie arbeiten in einem der drei Hospize in Bedingrade, Steele oder Werden. Wer in diesem Bereich tätig werden möchte, benötigt gewisse Kenntnisse. Dass jemand vielleicht gerade selbst einen Angehörigen verloren hat und damit ganz gut zurechtgekommen ist, macht ihn nicht zum Sterbegleiter oder Trauerhelfer. „Wer Sterbende begleiten will, wird gründlich vorbereitet“, so Köhne vom Förderverein „Cosmas + Damian“. An der Laarmannstraße war das Seniorenstift „Franziskushaus“, ehemals Krankenhaus, im Januar 1995 durch Bischof Hubert Luthe eröffnet worden. Dort gibt es zehn stationäre Hospizplätze. „Die Sterbenden verweilen dort im Schnitt 14 Tage“. Auch im Sterbeprozess sei Trauer ein großes Thema. Beim Abschiednehmen.

„Trauer sollte mehr akzeptiert werden.“

„Wir alle wünschen uns, dass Trauer mehr akzeptiert wird“, sagt Astrid Köhne stellvertretend für das ganze Netzwerk. „Der Trauernde muss seine Gefühle leben können“, fügt Matzik hinzu.